Mit ihrem deutlich von Katatonias „Brave Murder Day“ inspirierten Debütalbum „Death, My Salvation“ haben die deutschen Depressive-Black-Metaller GATEWAY TO SELFDESTRUCTION 2016 ein stellenweise zutiefst erschütterndes, über einige Passagen hinweg jedoch leider bloß Gleichgültigkeit auslösendes Werk vorgelegt. Vier Jahre später startet das Quintett einen weiteren Versuch, seinen an sich vielversprechenden Stil in die richtigen Bahnen zu lenken. Das Resultat hört auf den Namen „Sanctus : Mater : Scortum“ und offenbart sich als Konzeptalbum über den grauenerregenden Konflikt zwischen einer psychopathischen Mutterfigur und ihrem Kind. Dass GATEWAY TO SELFDESTRUCTION ihrer Musik im Zuge ihres Reifeprozesses keineswegs den trostlosen Stachel entrissen haben, versteht sich bei dieser Thematik wohl von selbst.
Tatsächlich hat sich bei GATEWAY TO SELFDESTRUCTION in den Jahren seit ihrem Erstlingswerk stilistisch nicht viel geändert. Frontfrau Maras dem Klang nach schmerzhaft hervorgepresster Schreigesang trägt der Tragik ihrer überwiegend englischsprachigen Texte weiterhin gebührend Rechnung, krankt jedoch wie schon auf „Death, My Salvation“ an einem notorischen Mangel an stimmlichem Spielraum. Auch ihre vereinzelt dazwischengequetschten, von einem Ausdruck der Resignation geprägten Clean-Vocals sind in ihrer Bandbreite ziemlich eingeschränkt („Void“).
Hinter den abgründigen Gitarrenriffs treten zeitweise hoffnungslose Leads im Stil der frühen Katatonia hervor und gelegentlich kommt es zu kargen, leider eher ungelenk gespielten Clean-Gitarren-Breaks, während in der Rhythmusfraktion getragene Double-Bass-Drums und brachiale Blast-Beats einander die Klinke in die Hand drücken. Katharsis verheißende Lichtblicke finden sich auf „Sanctus : Mater : Scortum“ mit Ausnahme von „Negata“ keine. Lediglich in dem besagten Track nehmen die Gitarren in all ihrer Trübsal doch einen fast schon tröstlichen Ton an, wodurch der Song einen scharfen Kontrast zu dem Rest des Albums bildet und damit eindeutig dessen gefühlten Höhepunkt darstellt.
Auf „Mirrors“ gelingt es GATEWAY TO SELFDESTRUCTION ebenfalls, den wortwörtlichen emotionalen Tiefgang ihrer Musik durch eine dezente Abweichung von ihrem üblichen Sound auszuweiten – hier in Form von bedrückenden Streicherarrangements. Abseits dieser beiden Ausnahmefälle weist die Platte als Ganzes allerdings im Wesentlichen dieselben Schwächen wie ihr Vorgänger auf: Es passiert einfach viel zu wenig Nennenswertes. Freilich könnte man argumentieren, dass es in Anbetracht des Textkonzepts nur stimmig ist, dass GATEWAY TO SELFDESTRUCTION ihre Lieder auf geradezu zermürbend ausweglose Weise in die Länge ziehen. Spannenderes Songwriting hätte der Wirkung der Tracks jedoch wohl kaum geschadet.
Alles in allem bleibt es auf „Sanctus : Mater : Scortum“ somit – erneut – bei einem netten Versuch. Hin und wieder bricht das Talent, das GATEWAY TO SELFDESTRUCTION unzweifelhaft besitzen, zwar tatsächlich durch, was in ein paar zutiefst aufwühlenden Stücken resultiert, diese stehen jedoch nach wie vor zu vielen austauschbaren Tracks gegenüber. Mit „Negata“ und „Mirrors“ haben GATEWAY TO SELFDESTRUCTION fraglos zwei wahre Depressive-Black-Metal-Vorzeigestücke kreiert, auch in Kombination mit den stärkeren Parts der übrigen Nummern können diese beiden Highlights die knapp eine Stunde lange Platte jedoch nur mit Müh und Not tragen.
Wertung: 6.5 / 10