„Brave Murder Day“, das zweite Album der Dark-Rocker Katatonia, die damals noch tristen Death/Doom spielten, wird von vielen als zeitloser Meilenstein düsterer Tonkunst angesehen. Von ebendiesem Referenzwerk und anderen großen Namen wie Shining und Woods Of Desolation haben sich die deutschen Depressive-Black-Metaller GATEWAY TO SELFDESTRUCTION zu ihrem Debüt-Full-Length „Death, My Salvation“ inspirieren lassen, auf dem die junge Band den Anspruch an sich gestellt hat, den Moment zu vertonen, in dem ein Individuum sich für Leben oder Tod entscheidet. Doch wie ist es denn abgesehen von diesem Textkonzept um die Musik des Quintetts bestellt?
Das Wirken der genannten musikalischen Vorbilder meint man zum Teil tatsächlich herauszuhören, an und für sich gehen GATEWAY TO SELFDESTRUCTION jedoch stilistisch ihren eigenen Weg. So sind die überwiegend im Midtempo voranschreitenden Tracks vor allem durch die düsteren Gitarrenmelodien und die kratzigen, heiseren Screams von Frontfrau Mara geprägt. Mit dem Hauptriff im Opener „The Blessing“ haben GATEWAY TO SELFDESTRUCTION sogar wirklich eine ausdrucksstarke Melodie geschaffen, doch auch die zunehmend melodischen, trostlosen Doom-Leads im späteren Verlauf der Platte („Soziopath“) und die gelegentlichen cleanen Passagen wie zum Beispiel zu Beginn von „Black Quiet Death“ kann man getrost als atmosphärisch bezeichnen.
Dazwischen fehlt es den Gitarren jedoch viel zu oft an Einprägsamkeit, die kompositorische Eintönigkeit kommt der Stimmung leider kaum zugute. Demselben Vorwurf setzen sich GATEWAY TO SELFDESTRUCTION leider auch bezüglich des Gesangs aus. Die Screams klingen zwar heftig und drücken insbesondere in den weniger gutturalen Momenten eine der Instrumentalisierung entsprechende Verzweiflung aus, doch sie sind alles andere als gut artikuliert, sodass man selbst den einmaligen Umstieg von englischen auf deutsche Texte in „Soziopath“ leicht überhören kann.
An der Produktion scheint es jedenfalls nicht zu liegen, die ist nämlich klar, kraftvoll und ausgewogen. Vielmehr sind die Vocals selbst geradezu schmerzhaft anzuhören und darüber hinaus auch noch zu beliebig arrangiert, um im Gedächtnis zu bleiben. Das Schlagzeugspiel ist demgegenüber nicht allzu extrem in Szene gesetzt, die zumeist simplen Rhythmen machen die Songs zumindest etwas greifbarer, aber leider auch nicht spektakulärer. Somit hapert es bei GATEWAY TO SELFDESTRUCTION vor allem an der Abwechslung, viele Abschnitte der Dreiviertelstunde Spielzeit sind einfach zu nichtssagend, trotz einiger interessanter Ansätze.
„Death, My Salvation“ ist ein anstrengendes, bisweilen fast schon schmerzeinflößendes Album und das bis zum letzten markerschütternden Schrei im beklemmenden Outro „Mirrors Of Despair“. So gesehen ist GATEWAY TO SELFDESTRUCTION wohl genau das Album gelungen, das sie kreieren wollten. Dennoch gibt es daran so einiges zu kritisieren, sodass die jungen Black-Metaller noch viel Aufholbedarf haben, sofern sie eines Tages auch so eindringliche Musik wie ihre Vorbilder komponieren wollen. Zumindest eine gewisse Originalität ist jedoch schon jetzt zu beobachten.
Wertung: 6.5 / 10