Wenigen Bands konnte man in den letzten Jahren so gut bei ihrem stetigen Wachsen zusehen wie THE GASLIGHT ANTHEM. Nachdem ihr Debüt in Punkkreisen bereits sehr wohlwollend aufgenommen wurde, kam es mit dem zweiten Album „The ’59 Sound“ zum Durchbruch, mit dem Nachfolger „American Slang“ wurden die Clubs schließlich größer und mit dem aktuellen Werk „Handwritten“ kam die Band schließlich in den größten Hallen an. Auf ihrem Weg zu den Arenen und Stadien entwickelte sich auch ihre Musik entsprechend von melodischem Punk hin zu Stadionrock, ohne dabei an Glaubwürdigkeit, Eingängigkeit und Leidenschaft zu verlieren. Dass THE GASLIGHT ANTHEM besonders live eine Wucht sind, ist demnach kein Geheimnis und die Veröffentlichung einer Live-DVD war schon lange überfällig. Diese Lücke in ihrem Katalog schließt die Band mit dem Konzertfilm „Live In London“, der zwei Konzerte der Band in Englands Hauptstadt dokumentiert.
Musikalisch muss man über „Live In London“ nicht viele Worte verlieren: Die Band agiert mit großer Spielfreude, Brian Fallon ändert seine Gesangslinien im Vergleich zu den Studioversionen teilweise ein wenig ab und presst seine poetischen Texte in bester Bruce-Springsteen-Manier hervor und die Hinzunahme von Ian Perkins als Livegitarristen verleiht der Musik zusätzliche Energie. Auf der großen Bühne wird auch klar, dass bereits die früheren, punkigeren Songs bereits Stadionrockelemente in sich getragen haben und diese nun ohne falsche Scheu zur Schau stellen können.
Handwerklich ist dieser Konzertfilm großartig: Angefangen vom Beginn, als die Kamera erst der Anstellschlange und dann der Band vom Backstagebereich auf die Bühne folgt, über Nahaufnahmen der Musiker, Schwenks ins Publikum, Totalen bis hin zu einer kurzen, dennoch gesunden Schnittlänge (und keinem irrsinnigen Schnitttempo, wie es beispielsweise auf der Biffy-Clyro-DVD zu sehen war) schafft es „Live In London“ gleichzeitig die Gefühle aufkommen zu lassen, der Band selbst nahe zu sein, wirklich einem Konzert beizuwohnen als auch einen wunderschön fotografierten und inszenierten Film zu sehen.
Bei all diesem Lob ist „Live In London“ allerdings nicht perfekt. Mit vier Alben und einigen EPs im Gepäck und einer normalerweise an die zwei Stunden dauernden Konzertlänge ist es kaum nachzuvollziehen, dass THE GASLIGHT ANTHEM sich dafür entschieden haben, lediglich zehn Songs auf diese DVD zu packen und sechs dieser zehn Stücke vom letzten Album der Band stammen. Gerade bei der Liebe und Sorgfalt, welche in diese DVD gesteckt wurde, wäre es die perfekte Gelegenheit gewesen, einen Querschnitt durch das bisherige Schaffen zu zeigen und ein gesamtes Konzert zu zeigen. Auch wirken die Übergänge zwischen den einzelnen Songs häufig zu abrupt, nicht zuletzt, da die Ansagen nahezu vollständig der Schere zum Opfer fielen. Ebenfalls hätte es sich angeboten, noch eine kleine Dokumentation als Bonusfeature dazuzugeben – stattdessen bekommt man „nur“ den Konzertzusammenschnitt geboten und keinerlei Zusatzmaterial. Gerade dass im letzten Song noch einige Zeitlupen von Highlights des Konzerts gezeigt werden, macht noch viel mehr Lust, den Rest des Konzerts zu sehen. Sicher, das gezeigte Material ist großartig, der Konzertfilm als solcher auch – gerade eben, weil allerdings so viel fehlt und so viel Potential verschenkt wird, ist „Live In London“ primär nur für Hardcore-Fans von THE GASLIGHT ANTHEM interessant.
Wertung: 7 / 10