Es scheint, als wäre es gestern gewesen, dass die irischen Thrash-Metal-Rabauken GAMA BOMB mit ihrem zweiten Album „Citizen Brain“ bei Earache debütierten. Tatsächlich ist die Truppe aus Newry inzwischen aber bereits über 20 Jahre lang aktiv und gehört damit zu den etabliertesten Bands den neuen Thrash-Welle. In dieser Zeit blieb die Besetzung der Mannschaft weitgehend stabil, eine einschneidende Veränderung gab es jüngst aber doch: Drummer Paul Caffrey hängte seinen Job 2020 an den Nagel und blieb seither ohne Nachfolger – stattdessen liehen sich GAMA BOMB für ihr neuestes Album „Bats“ einmal mehr James Stuart (u.a. Decapitated, Ex-Vader) aus, der auch den Vorgänger „Sea Savage“ eintrommelte.
Die Liebe der Mitglieder von GAMA BOMB zu B-Movies aller Art ist hinlänglich bekannt und so ist es wenig überraschend, dass auch „Bats“ von einem herrlich trashigen Horror-Intro eingeleitet wird. Auch ansonsten findet sich auf der Platte vieles von dem, was man von den Iren bereits kennt: In zackigen Nummern wie „Living Dead In Beverly Hills“, „Materialize“ oder „Mask Of Anarchy“ zocken die Jungs ihren altbekannten Crossover-Thrash mit gewohnt hoher Präzision und veredeln das Ganze mit grandiosen Soli, die ebenso technisch anspruchsvoll wie melodiös ausfallen. Nicht zuletzt dank des charakteristischen Gesangs von Frontmann Philly Byrne klingt die Band in diesen Songs unüberhörbar nach sich selbst und dürfte bei Fans der ersten Stunde offene Türen einrennen.
GAMA BOMB versuchen aber spätestens seit „Untouchable Glory“, ihren Sound weiterzuentwickeln und haben sich vor allem in jüngeren Jahren verstärkt in Richtung Heavy Metal orientiert. Das ist auch auf „Bats“ spürbar und so gibt es etwa mit „Don’t Get Your Hair Cut“ eine gelungene Old-School-Nummer mit dezentem Kopfnicken in Richtung „Kill ‚em All“ und das abschließende „Bats In Your Hair“ begeistert mit einem Refrain, der sofort mitreißt. Das kennt man in ähnlicher Form schon von „Speed Between The Lines“, aber GAMA BOMB gehen auf ihre neuesten Platte noch ein paar Schritte weiter. Im starken „Secular Saw“ agiert die Truppe für ihre Verhältnisse geradezu unwahrscheinlich Eingängig und auch das unerwartet langsame „Rusted Gold“ offenbart neue Facetten ihres Sounds.
Die irischen Thrasher schaffen es auf „Bats“ also, immer wieder mit neuen Ideen zu überraschen und es ist schön, dass vor allem die gewagteren dieser Experimente sehr gut funktionieren. Ausgerechnet im etwas zahmen Opener „Egyptron“ – gleichzeitig auch der längste Song des Albums – scheinen GAMA BOMB mit angezogener Handbremse unterwegs zu sein, davon abgesehen ist ihre neue Platte aber ein ebenso abwechslungsreiches wie stimmiges Werk geworden. Passend dazu begeistert „Bats“ mit einer großartigen Produktion, die vor allem durch edlen Gitarrensound und ein phänomenales Schlagzeug überzeugt – vor allem letzteres ist wichtig, denn Miet-Schlagzeuger James Stuart wertet die Songs durch seine Performance enorm auf.
Die meisten Gruppen finden ihre Identität in 20 Jahren Bandgeschichte und auch GAMA BOMB haben es sich in ihrer Nische hörbar bequem gemacht. Auf der Stelle treten die Iren deshalb aber noch lange nicht, denn auf „Bats“ erweitern sie ihren bekannten Sound ähnlich wie auf dem Vorgänger um einige Elemente – allerdings mit weit größerem Erfolg. Insgesamt braucht kein langjähriger GAMA-BOMB-Fan Angst haben, mit dieser Platte vor den Kopf gestoßen zu werden, denn die bekannten Elemente ihres ungestümen Sounds sind noch immer reichlich vorhanden. Trotzdem findet sich auf „Bats“ auch so manche angenehme Überraschung, wodurch die Formation ihrem altbekannten Crossover-Thrash einen erfrischenden neuen Anstrich verleiht.
Wertung: 8 / 10