Gängige Vorstellungen vom US-Bundesstaat Utah tragen nicht unbedingt dazu bei, dass man diese Gegend als Mekka für melancholischen und folklastigen Doom/Black Metal halten würde. Von dort stammen nun allerdings die GALLOWBRAID, benannt nach einem Fantasyungeheuer, und jenes Dreigespann kommt auf einer Debüt-EP mit genau dieser Mischung daher. Wie weit der Weg war, den die – wahrscheinlich wenig mormonische – Band aus dem Steppenstaat zurücklegen musste, um das waldige Plattencover zu schießen, wäre eine gelungene erste Interviewfrage.
Die etwas ungewöhnlich aufgebaute, rund halbstünde Platte „Ashen Eidolon“ besteht aus zwei über zehnminütigen zentralen Stücken und zwei Folk-Passagen. Der Titelsong, der mit 14 ½ Minuten schon gleich ganz ordentlich zu Buche schlägt, erweist sich dabei sofort als ein sehr facettenreiches Stück. Zwar steht im Mittelpunkt ein recht konventionelles, aber nicht weniger eingängiges und atmosphärisches Gitarrenlead, welches immer wieder auftaucht, während der Song sich durch verschiedene Tempi und Stimmungen bahnt. Hier gibt es viel zu holen, von melodischem Black Metal über Akustikgitarren, harmonische Männerchöre bis hin zu einer zarten Frauenstimme. Das Gesamtbild liegt irgendwo zwischen jüngeren Eternal Tears Of Sorrow, älteren Empyrium und jüngeren Moonsorrow, wobei Vergleiche wie solche schon per se hinken. Vor allem gelingt es den Rogers, sämtliche naturmystischen Stimmungen ohne jeden Keyboardeinsatz zu erzeugen, was stets Respekt verdient.
Die zweite richtige Nummer „Oak And Espen“ steht dem Titelsong kaum nach: Dieser vermittelt vielleicht insgesamt eine etwas weniger kummervolle Grundstimmung, weiß aber auch sehr zu überzeugen. So zeigt „Ashen Eidolon“ für ein Debüt vom ersten bis zum letzten Ton eine erstaunliche Reife, die vermuten lässt, dass wir es bei dem Bandkopf Jake Rogers (die beiden anderen Mitwirkenden verließen das Boot kurz nach den Aufnahmen schon wieder) keineswegs um einen Anfänger handelt. Erfreuliche Nachrichten, dass bereits ein vollwertiges Album angekündigt ist, hiervon bitte dringend mehr!
Wertung: 9 / 10