Zwei Dinge stelle ich fest, als ich „Ego Sum Censore Deuum“ von GALLILEOUS aus dem Briefkasten fische. Zum einen scheinen mich die Polen von Foreshadow zu mögen, immerhin kam die Promo unangefragt daher, zum anderen ist man offenbar versucht, sich auf intellektuellem Terrain zu bewegen. Nicht nur der Titel ist lateinisch gehalten, sondern es wird ebenso das Leben von – wer hätte es gedacht – Gallileo Gallilei behandelt und auch dies geschieht in drei Sprachen, wobei ich mir die Mühe spare, „Mogily Haremu“ übersetzen zu wollen, mein Polnisch beschränkt sich auf einige wenige lebenspraktische Phrasen.
Dass im guten alten Polen mit Kirchen- bzw. Religionskritik nicht unbedingt gespart wird, ist kein allzu neuer Hut. Entsprechend verwundetr der Gesamtkontext von „Ego Sum Censore Deuum“ auch nicht sehr, beim reinen Hören der Musik würde ich aber eher auf apokalyptische Versionen als auf Galilei tippen. Bereits das titeltragende Intro erinnert entfernt an die Ouvertüre von Saviour Machines „Legend“-Zyklus, welcher sich ja tatsächlich mit dem Thema Endzeit auseinander setzt. GALLILEOUS fabrizieren hier zehn düstere Songs, reichlich ausgebremst und teilweise ziemlich aggressiv, was die Vocals angeht. Die cleanen klingen zwar auch ganz cool, sie erinnern etwas an Matthias Lodmalm von Sundown bzw. Cemetary, aber insgesamt steht der Musik das Gekeife wesentlich besser zu Gesicht, hier geht der Punkt also an die Band. Ein weiterer Bonus sind die Streicher, wobei aus dem beiliegenden Infomaterial nicht ganz hervorgeht, wer diese denn überhaupt eingespielt hat, von der Band selber war es offensichtlich niemand. Naja, einen Strick sollte man ihnen daraus wohl nicht drehen, sondern sich lieber an der durchaus tiefenwirksamen Entfaltung derselben erfreuen. Die Atmosphäre wird sonst eher durch teilweise etwas klischeehafte Effekte erzeugt, so kommt schon mal ein dröhnender Gong zum Einsatz, das Chinabecken wäre wohl, wenn es dies nicht schon lange geben würde, wohl extra für diese CD erfunden worden, wird es doch gerne und oft angespielt. Insofern droht GALLILEOUS ein wenig ein plakativer Vorwurf, an der einen oder anderen Stelle hätte man es vielleicht anders lösen können. Trotz allem, ich muss schon zugeben, dass man sich die Musik hier und da durchaus geben kann. Irgendetwas hat sie an sich, auch wenn es mir schwer fällt, dies in Worte zu fassen oder mit anderen Kapellen zu vergleichen (was man auch als Plus für die Polen verbuchen kann, Eigenständigkeit ist klar vorhanden). Bewusst sage ich aber „hier und da“, denn die Gleichförmigkeit der Lieder macht es schwer, der Band länger als für drei oder vier Songs zu lauschen. Sie sind zwar um Abwechselung bemüht, so hauen sie den einen oder anderen Chor mit rein, aber auf die Dauer immer nur Musik in Schneckengeschwindigkeit ist dann auch wieder ermüdend.
Machen wir es anders als GALLILEOUS, machen wir es kurz und knapp: der von zähtriefender Musik nie genug bekommende Doomer freut sich sicher, ich würde mir für das nächste Mal etwas mehr Differenz in den einzelnen Songs wünschen. Nett für zwischendurch, für die nachhaltige Empfehlung fehlt aber noch etwas.
Wertung: 6 / 10