Bei FUTILE handelt es sich um eine junge Band aus Karlsruhe. Als echter Schwabe unterscheidet man zwar eigentlich nur zwischen symphatischen und badischen Menschen – ich möchte die regionalen Animositäten hier aber nicht weiter ausführen, zumal sie mir als „Neigeschmecktem“ eh etwas befremdlich sind. Bei der Betrachtung des Bandphotos auf beiliegendem Promozettel stellt man sich allerdings dennoch die Symphatiefrage, wie eine primitive Pöbel-Thrash Band schauen einem die vier Jungs entgegen, die hier Progressiven Rock/Metal mit Alternative verschmelzen wollen. Nun gut, Vermarktung ist nicht alles, auch wenn der Rest der Aufmachung sehr schön daherkommt und dem textlichen Konzept (?) der Suche nach dem Goldenen Vlies untergeordnet ist. Mit STF Records konnte man dann auch gleich noch ein Plattenlabel für sich gewinnen, dass in der Vergangenheit schon manchmal ein gutes Händchen bewiesen hat. Soweit das Vorgeplänkel, widmen wir uns also der Musik:
Ich gebe zu, es benötigte ein paar Durchläufe bis ich mit dem Material vertraut war, dass gleich vorweg. Die CD ist mit fast 60 Minuten nicht gerade kurz ausgefallen. Die Songs sind recht sperrig, progressive eben, und während der Durchläufe konnte sich bis heute kein richtiger Höhepunkt abzeichnen. Dass führt dazu, dass man über die komplette Stunde angestrengt aber eben auch orientierungslos lauscht. So etwas kann sehr negativ sein, muss es aber nicht, denn die Musik ist wirklich absolut erste Sahne! Sehr durchdacht komponiert und ausgestattet mit einer ungehörigen Portion Feinheiten und Details die immer wieder Spaß machen. Bei den ersten Durchläufen rieb ich mich noch arg an der Stimme von Sänger Oliver, doch der gute Junge klingt einfach recht eigenständig, sodass man sich erst an sein jammerndes bzw. anklagendes hartes Singen gewöhnen muss. Die Instrumentierung ohne (für den Prog Metal fast obligatorisches) Keyboard schafft eine schön raue aber dennoch durch die Bank melodiöse Atmosphäre, bei der der ein oder andere Geschwindigkeitsausbruch nach oben gut getan hätte. Die Produktion geht auch in Ordnung, sodass eigentlich nur noch das Nennen von Referenzen die Besprechung abgerundet hätten doch hier passiert es dann: Ein alter Prinzen Song schießt mir ins Gedächtnis! Ich gebe zu ich höre nicht zu oft Tool, aber die ganze Zeit war mir die Musik von FUTILE schon irgendwie seltsam vertraut. Als ich dann im Plattenschrank stöbere und logischerweise bei der musikalischen Orientierung des Albums zum Buchstaben T greife (natürlich sind meine CD alphabetisch sortiert!) fällt es mir wie Schuppen von den Ohren. Ich möchte den Jungs nicht unterstellen, dass sie hier bewusst den Stil von Tool kopieren, aber die Nähe ist leider einfach unverkennbar. FUTILE klingen zwar einen Hauch härter als die Vorbilder und Sänger Oliver hat (noch) nicht ganz die Klasse seines Idols aber dass war’s dann auch schon an Unterscheidungsmerkmalen.
Was bleibt? Ein starkes Album, welches leider ohne jede Eigenständigkeit auskommt. Durchaus beeindruckendes handwerkliches Können einer jungen Band, die leider nicht mit Kreativität gesegnet ist. Wie bewertet man so etwas? Im Fall von FUTILE Milde. Die Jungs stehen noch ganz am Anfang. Klar haben sie schon nen Vertrag den man mit völlig eigenständiger Musik so schnell sicher nicht bekommen hätte. Doch jeder der Musik macht weiß, dass man sich am Anfang an etwas orientieren muss und der eigene Stil nicht über Nacht erwächst. Von dem her ist The Argonaut vor allem eins: Eine Bürde für die Band, denn sie wird sicher große Probleme haben die eingefahrenen Lorbeeren hinter sich zu lassen um den langfristig unabdingbaren eigenen Weg einschlagen zu können. Freunden progressiver Klänge ohne „Toolerfahrung“ empfehle ich durchaus ein reinhören, Tool Fans sowieso.
Wertung: 7 / 10