FURY’N’GRACE … Mit so einem Name asoziiert man zunächst einmal irgendetwas im „sleazingen“ Bereich, weswegen der Name vielleicht nicht unbedingt sonderlich gut gewählt ist, da diese italienische Kapelle auf ihrem ersten Album eher in eine sehr progressive und anspruchsvolle Richtung geht. Aber gut, der Name muss ja noch lange nichts über die musikalische Qualität aussagen, so ist es auch hier der Fall. „Tales Of The Grotesque And The Arabesque“ nennt sich das Debut, eigenartigerweise hatte man von dem Vierer bisher noch gar nichts zu hören bekommen – nicht einmal ein Demo oder ähnliches – obwohl er bereits seit 1994 existiert. Erst jetzt hat sich wohl ein Label der Truppe angenommen. Zurecht, kann man sagen, auf dieser Scheibe wird eine sehr interessante Mischung aus Progressive Metal, technischem Death Metal und ein wenig Power Metal gespielt. Wer hier in Richtung Nevermore denkt, der liegt schonmal nicht ganz falsch. Die große Frage bleibt nur: Wie gut passt das alles im Endeffekt wirklich zusammen?
Los geht es schon einmal mit sehr stark Death Metal lastigen Riffs, die von treibenden Drums sehr groovig vorangetrieben werden. Interessant ist dann der folgende Taktwechsel und die sehr orientalisch anmutenden Leadgitarren. Etwas deplaziert wirkt dann zunächst der sehr 80er-Power Metal lastige Gesang, der vielen wohl ein Dorn im Auge sein könnte, auch wenn die stimmlichen Fähigkeiten des Sängers absolut nicht zu leugnen sind und stark an Warrel Dane von Nevermore erinnern. Der Gesang fügt sich zunächst aber nicht so richtig ins Gesamtbild ein, nach einiger Zeit aber gefällt auch dieser. Sehr gut gefallen auch die Passagen unter Einsatz arabischer Instrumente. Das folgende „Coma“ ist ein sehr eigenartiger elektronischer Einwurf, der Stimmung machen soll, aber irgendwie nicht so super dazwischenpassen will. Dafür geht es dann mit „The Imp Of The Perverse“ wieder sehr interessant weiter, auch hier überzeugt man mit gut durchdachten Riffs und interessanten Taktwechseln sowie mit eingängigen Leadmelodien. Bewegten sich die bisherigen Songs in ihrer Länge noch im normalen Bereich, schlägt der Vierer nun mit dem dreizehneinhalbminütigen „Uncanny Midnights Of The Bride“ über die Stränge. Eher ungewöhnlich für diese Art von Musik, denkt man sich erstmal. Allerdings ist das Lied in verschiedene „Abschnitte“ unterteilt, die selbst schon wieder fast einen eigenen Song darstellen könnten. Auch das zunächst sehr thrashige und ein wenig an Melechesh erinnernde „Burning Cathedrals“ weist mit fast 11 Minuten Überlänge auf. Hier wird aber wesentlich konsequenter durchgeballert, was auch sehr zu gefallen weiß. Richtig krass wird es aber erst bei „The Buried“, das mit sechzehneinhalb Minuten dem Hörer einiges abverlangt. Sehr schön abgeschlossen wird das Album mit dem Instrumental „Maldoror“.
Eine abschließende Bewertung ist wahrlich nicht einfach. Sehr gut gefallen einerseits die vielen guten Riffs und Leads, sowie zahlreiche interessante Tempowechsel und viele andere, meist sehr progressive Elemente. Andererseits wirken einige Passagen etwas abgedroschen und man hat das Gefühl, die Gruppe springt vom progressiven, technischen Metal plötzlich in den 80er-Hair-Metal. Die sehr langen Songs verlangen dem Hörer auch einiges ab und der Gesang ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Alles in allem hat sich aber die jahrelange Arbeit wohl gelohnt, denn „Tales Of The Grotesque And The Arabesque“ ist ein durchweg interessantes Album geworden. Wer sich mit dem Gesang anfreunden kann und auf einen etwas gewöhnungsbedürftigeren Genremix steht, der dürfte hier bestens bedient werden.
Wertung: 8 / 10