Als FUNERAL sich 1993 mit der Demo „Tristesse“ selbst ins Leben riefen, war der Funeral Doom bereits ein existentes, wenn auch noch junges Subgenre – Winter und eine Handvoll anderer Bands waren ihnen als Pioniere zuvorgekommen. Obwohl die Norweger also nicht für den Namen dieser besonders bedrückenden, quälend langsamen Musikrichtung Pate standen, wird ihnen ein bedeutender Einfluss auf den Stil zugeschrieben. Opulente Orchestrierungen und weiblicher Gesang hielten früh Einzug in den Sound der Band und haben sich im Funeral Doom mittlerweile als gängige Ausdrucksmittel bewährt. Auch in der neunjährigen Ruhepause nach „Oratorium“ (2013) sind FUNERAL nicht in Vergessenheit geraten, sodass in den Nachfolger „Praesentialis In Aeternum“ große Erwartungen gesetzt wurden.
Oberflächlich betrachtet werden FUNERAL den von ihnen selbst mitbegründeten Standards auf ihrem sechsten Album durchaus gerecht. Dem düsteren, stimmungsvollen Coverbild, der opulenten Laufzeit von 56 Minuten – bei der Deluxe-Edition sind es sogar 87 Minuten – und dem Grundton der erstmals ganz auf Norwegisch eingesungenen Platte nach zu urteilen, ist „Praesentialis In Aeternum“ ein Funeral-Doom-Werk, wie es im Buche steht. André Aaslies symphonische Keyboardkulissen, die wahlweise den Klang machtvoll drohender Bläser, tragischer Streicher, eines geschmackvollen Klaviers und der im Funeral Doom beliebten Orgel annehmen, leiten das Album in „Ånd“ auf ehrfurchtgebietende Weise ein und prägen die Musik auch in weiterer Folge.
Getragen werden die bis zu elfeinhalb Minuten langen Tracks jedoch hauptsächlich von der schwerfälligen Metal-Instrumentierung, die die Orchestrierung im Mix leider oft unter sich begräbt. Mit ihrem unheilvollen Gitarrenspiel, das vereinzelt auch ruhigere, aber nicht minder triste Töne anschlägt („Oppvåkning“), beweisen FUNERAL zwar Stilsicherheit, allerdings stechen nur wenige Teile der Kompositionen heraus. Aufgrunddessen wirken die Songs mitunter ein wenig aufgebläht und nicht besonders inspiriert.
Was am Schwersten auf „Praesentialis In Aeternum“ lastet, ist jedoch nicht die gewichtige Instrumentierung, sondern Sindre Nedlands Gesang. Während seine viel zu selten zum Einsatz kommenden Growls durch Mark und Bein fahren, klingt sein Klargesang über das gesamte Album hinweg enttäuschend schwachbrüstig und ziellos, an manchen Stellen sogar geradezu ulkig („Erindring II – Fall“). Nirgends zeigt sich dies deutlicher als im als Bonus-Track beiliegenden Candlemass-Cover „Samarithan“, das Nedlands verschlafener Performance wegen nicht ansatzweise den Biss und die Theatralik des Originals einfängt – beileibe kein guter Ansporn, sich die Deluxe-Edition zuzulegen.
Kaum drei Monate nach der Bruchlandung, die Skepticism mit „Companion“ (2021) hingelegt haben, haben nun auch FUNERAL ihr Comeback vergeigt. „Praesentialis In Aeternum“ steht im Vergleich dank seiner soliden, weniger fehleranfälligen Instrumentierung zwar besser da. Der Weisheit letzter Schluss ist die Platte mit ihren kraftlosen Vocals, ihren mäandernden Kompositionen und ihrer etwas zu sehr auf den Metal fokussierten Produktion aber ebensowenig. Vielleicht ist es mittlerweile schlicht an der Zeit, dass die alten Garde das Feld räumt und den Funeral Doom jüngeren Talenten wie Bell Witch oder Atramentus überlässt.
Wertung: 5.5 / 10