Es ist mal wieder soweit, Tausendsassa Andy Marshall hat sich eine neue musikalische Identität zugelegt. War er auf dem Falloch-Debüt „Where Distant Spirits Remain“ mit seinem allzu zarten Stimmchen noch eher ein Störfaktor gewesen, wusste sein Folk-/Black-Metal-Projekt Saor schon wesentlich mehr zu gefallen. Mit FUATH verabschiedet sich der Schotte weitgehend vom Folk, das Debüt „I“ ist nämlich „nur noch“ atmosphärischer Black Metal. Das spiegelt auch der plakative Name des Ein-Mann-Projekts wider, der aus dem Gälischen übersetzt soviel wie „Hass“ bedeutet. FUATH ist demnach das dunkle Gegenstück zu Saor.
Selbstverständlich wird man nicht an einem Vergleich der zwei Bands vorbeikommen, zumal bei beiden derselbe Mann die Fäden zieht. Wüsste man das jedoch nicht, würde man wohl nie auf die Idee kommen, denn sie klingen grundverschieden. Bereits die kriegerischen Brüll-Screams und die hymnischen Cleans bei Saor waren ein signifikanter Wechsel von den zarten Gesängen auf „Where Distant Spirits Remain“, hier finden sich jedoch nur noch kratzige Screams, bei denen man es kaum für möglich halten würde, dass sie ein und derselben Kehle entspringen. Vocals kommen bei FUATH jedoch noch spärlicher zum Einsatz als bei Saor und sind außerdem so tief im Mix begraben, dass man sie überhaupt nur bei aufmerksamem Hinhören wahrnimmt.
Hier stehen ganz und gar die eiskalten, bisweilen tragisch-epischen Tremolo-Riffs im Vordergrund, doch auch die furiosen Drums einschließlich temporeicher Double-Bass und Blast-Beats sind maßgeblich für den Sound von FUATH. Diese sind sogar besser produziert als bei Saor, immerhin diesbezüglich also ein Fortschritt. Das ist jedoch leider das Einzige, was FUATH ihrem folkigen Zwilling voraus haben. Denn obgleich die vier Songs mit ihren jeweils neun bis zwölf Minuten Spielzeit keinesfalls ausschweifender sind als die von Saor, fehlt es hier doch vehement an Abwechslung. Natürlich sind die Gitarren und die seltenen, hintergründigen Streicher atmosphärisch und dramatisch, aber die Melodien werden viel zu lange ausgezehrt.
Beim Opener „In The Halls Of The Hunter“ wartet man beinahe geschlagene vier Minuten bis sich auch nur geringfügig etwas ändert. Auch bei Saor wiederholen sich die Melodien öfters, aber eben nicht ganz so exorbitant wie es bei FUATH der Fall ist. Manch einer mag das als stimmungsvoll empfinden, doch dabei dürfte es sich wohl um eine Minderheit in der Metal-Community handeln. Innerhalb kürzester Zeit lechzt man beim Hören von „I“ nach etwas Abwechslung, die jedoch bis zu einer Passage im abschließenden „Spirit Of The North“ auf sich warten lässt. Da werden dann doch kurz cleane und episch-melodische Gitarren eingesetzt, wie man sie auch von Saor kennt.
Unglücklicherweise stellt sich der positive erste Eindruck, den unter anderem das malerische Cover bedingt, als Fehleinschätzung heraus. Sowohl im Vergleich zu Saor als auch für sich genommen ist das Erstlingswerk von FUATH eine bedauerliche Enttäuschung. An und für sich klingen die Riffs ja gut und ausdrucksstark und die Produktion ist besser als bei Saor, was in Anbetracht der stärkeren Black-Metal-Ausrichtung von FUATH etwas ironisch erscheint. Doch wie bereits erwähnt, mangelt es einfach viel zu sehr an Variation, sodass einem selbst die an sich nicht allzu lange Spielzeit von gut 40 Minuten ziemlich lang erscheint.
Wertung: 6 / 10