Oft scheint es so, als ließen sich gewisse Arten von Musik keinesfalls auf harmonische Weise miteinander kombinieren – bis dann eine aufstrebende Band das für unmöglich Gehaltene möglich macht. Man denke dabei etwa an die Norweger Shining und ihre Jazz-/Black-Metal-Mixtur. Dennoch dürften FROST GIANT mit ihrem Versuch, europäischen Folk Metal, Melodic Death Metal und Hardcore Punk miteinander zu vereinen, bei so manchem Hörer für skeptisch hochgezogene Augenbrauen sorgen. Die Verwunderung steigt sogar noch mehr, wenn man sich das Artwork ihres knapp einstündigen Debüts „The Harlot Star“ ansieht, das eher an modernen, spacigen Prog-Metal denken lässt. Wie die Musik der vier Amerikaner wirklich klingt, steht vorab also noch in den Sternen.
Wie sich beim Hören dann herausstellt, kann man jedoch selbst nach mehreren Tracks immer noch nicht voraussehen, wie es im nächsten weitergeht. So lassen FROST GIANT etwa auf das titelgebende Intro, das mit seinen verträumten Clean-Gitarren eine sternenklare Nacht vertont, mit „Forgive Me Not“ abrupt ein wahres Kraftpaket von einem Track folgen. Mit seinen rasanten Blast-Beats und seinen epischen Cleans schafft die Nummer zu Beginn starke Assoziationen zu Soilwork, die auch später aufgrund der kraftvollen Riffs und der leicht gepressten Screams nicht ganz unangebracht erscheinen.
Gerade, als man sich an die hymnischen Gesänge und die melodischen Leadgitarren und Soli in den treibenden Songs gewöhnt hat, knallen FROST GIANT einem jedoch plötzlich ein rein akustisches Zwischenspiel („Apostasis“) oder ein schwermütiges Männerchor-A-Cappella-Stück („An Exile In Storm“) vor den Latz. Als wäre der sprunghafte Stilmix der Amerikaner nicht schon skurril genug, setzen FROST GIANT auf „Prisoner Of The Past“ dazu auch noch ein etwas zu aufdringliches Kazoo und Akkordeon ein. Man merkt also, dass sich die Folk-Metaller nicht allzu ernst nehmen, was sich auch in ihren Bühnenoutfits – stilsicher mit Super-Mario-Mütze und Latzhose – und ihrer Vermarktung als „ugly, troll-ravaged folk-metallers“ zeigt.
Die meiste Zeit über machen die Songs dennoch den Eindruck, ernst gemeint zu sein – was leider absolut nicht funktioniert. Viel zu pathetisch klingen die Gitarrenmelodien, Clean-Vocals und Texte („Monuments Of Nothing“), zu bemüht bombastisch und zugleich wirr die Instrumentalisierung. FROST GIANT wären wirklich besser damit gefahren, einfach ein unbeschwertes Party-Metal-Album zu schreiben, dann hätte auch der ständige Wechsel der Genres einen humoristischen Reiz gehabt. So hingegen macht „The Harlot Star“ leider nur einen inkonsistenten, schmalzigen Eindruck.
Technisch gesehen haben FROST GIANT auf ihrem Debüt durchaus professionell gearbeitet: Die Produktion ist (abgesehen vom eher schwachbrüstig abgemischten Klargesang) schön kräftig und klar und ihre Instrumente beherrschen die Amerikaner zweifellos. Allerdings hat sich die vierköpfige Truppe offenbar noch nicht entschieden, ob sie Gute-Laune-Musik oder ernsthaften Metal spielen möchte – und von den versprochenen Hardcore-Anleihen merkt man kaum etwas. Wer beim samstäglichen D&D-Abend etwas Kreativeres als kitschigen Power Metal der Marke Sabaton hören möchte, kann „The Harlot Star“ jedoch zumindest eine Chance geben. Manch einen wird es bestimmt unterhalten, zumal FROST GIANT zum Glück nicht so penetrant sind wie etwa Eiswerk.
Wertung: 5.5 / 10