Review Frost* – Falling Satellites

Vor zehn Jahren haben FROST* mit ihrem Debüt „Milliontown“ eine einzigartige Progrock-Platte vorgelegt, die auch nach einer Dekade noch ihresgleichen sucht. Denn Bandchef Jem Godfrey hatte bis zur Veröffentlichung des Albums seine Brötchen als Produzent von Atomic Kitten (Number-One-Hit: „Whole Again“), Ronan Keating und anderen Pop-Sternchen verdient. „Milliontown“ war sein Ausbruch aus der Drei-Akkord-Welt – eine topmoderne, auf Hochglanz polierte Prog-Achterbahnfahrt ohne Kompromisse. Das Nachfolgewerk „Experiments In Mass Appeal“ (2008) konnte dieses schwindelerregend hohe Niveau aber leider nicht halten, und in der Folgezeit machten FROST* sich rar.

Jetzt, acht lange Jahre später, melden sich die Briten mit „Falling Satellites“ und einem Paukenschlag zurück: Es mag komisch klingen, aber die Scheibe ist ein Hit-Album! Zu jeder Sekunde spürt man Godfreys musikalischen Background, sein erstaunliches Gespür für Melodien und sein Talent als Produzent. Er schreibt symphonischen Neoprog und lässt ihn wie millionenschwere Chartstürmer klingen. Bei FROST* verschwimmen die Genre-Grenzen, diametral entgegengesetzte Stile bilden auf wundersame Weise eine homogene Einheit. Das Ergebnis ist ein überaus kurzweiliges und unterhaltsames Album mit großer stilistischer Abwechslung.

Nach dem atmosphärischen Intro „First Day“ folgt mit „Numbers“ direkt der erste Ohrwurm. Ein knackiger Popsong mit spannenden Keyboardarrangements, die man so noch nicht gehört hat. Der Hörer ist sofort dabei und wird direkt ins Geschehen reingezogen. „Towerblock“ hält völlig mühelos die hohe Spannung und knallt Die-Hard-Proggies erstmal eine gehörige Portion Dubstep um die Ohren, ohne dabei das neoproggige Gitarrensolo zu vergessen. „Signs“ klingt etwas gewöhnlicher und erinnert an den melodiegetränkten AOR-Prog von Kino; wenig verwunderlich, denn Kino-Chef John Mitchell ist zugleich FROST*-Gitarrist und -Sänger – und durfte erstmalig auch am Songmaterial mitwirken. Weiter geht es mit „Lights Out“, einem entspannten Duett zwischen Mitchell und Gastsängerin Tori Beaumont: Unverschämt poppig, betörend, einfach toll!

Die letzten sechs Songs bilden zusammen die 32-minütige Suite „Sunlight“. Der Einstieg mit „Heartstrings“ ist treibend und elektronisch, ehe mit „Closer To The Sun“ das Highlight des Albums folgt: Aus einer einfachen Bassline entwickelt sich ein beinahe tanzbarer Electrosong, der nach gut der Hälfte seiner 7 ½ Minuten Spielzeit vom Prog-Piratenschiff geentert wird. Synthesizer-Attacken, jubilierende Gitarren, ein episches Finale: Godfrey hat an alles gedacht. Das ist große Songwriting-Kunst! Ab diesem Punkt wird das Album ziemlich proggig. Instrumentale Frickelpassagen übernehmen die Oberhand, Keyboards geben den Ton an und allerlei ziemlich quietschig-grelle Synthies prasseln auf den Hörer herab. Das klingt dann wie der Neoprog der Zukunft, und das ist durchaus als Kompliment gemeint! Nicht unerwähnt bleiben sollten aber auch die zahlreichen mitreißenden Gitarrensoli, die John Mitchell im Verlauf der Scheibe beisteuert, sowie das energiegeladene Drumming von Craig Blundell.

Wie schon Haken wenige Monate zuvor geben auch FROST* mit „Falling Satellites“ der tendenziell eher rückwärtsgewandten Progszene wichtige Impulse. Sie brennen ein beeindruckendes musikalisches Feuerwerk ab. Godfreys Sounddesign ist einmalig, die Songs bärenstark, das Album in sich geschlossen und atmosphärisch dicht. Ein großer Wurf! Mag sicher nicht jeder, sollte man aber mal gehört haben.

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Wertung: 9.5 / 10

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