Hachja… der gute alte Freund Suicidal Black Metal hat seinen Besuch angekündigt und wird von FREITOD, dem neuesten Pferd im Stall von Ván-Records, bis ins wohlig-warme Wohnzimmer getragen. Die Frage stellt sich also, wie man sich auf dessen Ankunft wohl am besten vorbereitet – wir reden immerhin über FREITOD… da wäre eine Willkommensparty wohl eher weniger passend. So einfach ist das aber garnicht, wie ich feststellen muss: Der Winter ist vorbei, von Nebel und trüber Stimmung keine Spur – ein melancholischer Streifzug durch die einsame Natur fällt also schonmal flach… und mir in Vorbereitung auf ein CD-Review die Welt schlechtzureden, fehlt mir irendwie die Motivation…
Vielleicht liegt es also auch an mir, dass mich „Nebel der Erinnerungen“ ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt. Denn das, was das Duo hier abliefert, ist zwar nett anzuhören, aber nun ist nett ja sicherlich das letzte Attribut, mit dem ein Künstler, der unter dem Banner FREITOD Musik veröffentlicht, sein Schaffen in Verbindung gebracht sehen will… ich meine… der Pudel des Todes ist nett… aber Suicidal Black Metal?
Und dennoch trifft es dieses Prädikat auf den Punkt, gibt es an „Nebel der Erinnerungen“ zwar wenig Anlass für konkrete Kritik jedoch ebensowenig für überschwängliche Lobeshymnen – vermag es mich schlicht nicht mitzureißen… schon garnicht „abwärts in den Abgrund, abwärts ins Nichts“.Nicht zuletzt mag das an den Texten, die bisweilen doch etwas platt wirken, und deren gesanglicher Umsetzung liegen: Zeilen wie „Ich falle, es tut so weh“ klingen eher kitschig denn gefühlvoll – in Verbindung mit dem im zitierten Stück („Abwärts“) exzessiv verwendeten Klargesang und dessen eher belangloser (bisweilen gar nervigen) Gesangslinie sind sie eben bestenfalls… nett.
Und auch der Rest der CD, der mit genretypischem Geschrei und relativ monotonem Schrammel-Riffing ein wenig konventioneller daherkommt, gefällt mir zwar weit besser als der eben angesproche finale Track des Albums, so richtig überzeugen kann FREITOD jedoch nicht – nicht, weil es den Komponisten an musikalischem Können, Gefühl oder Verständnis als solchem mangeln würde, sondern schlicht, weil die richtig guten Ideen hier wohl in der Schublade geblieben sind. Zwar finden sich immer wieder gelungene Momente, Augenblicke, die aufhorchen lassen, oder Passagen, die sogar vor dem heimischen PC zu zaghaftem Kopfnicken verleiten – Begeisterung fühlt sich dennoch anders an.
Was fehlt, sind hier definitiv groovende Riffs, eine packende Atmosphäre, die Individualität und nicht zuletzt ein Zacken Boshaftigkeit oder zumindest Verzweiflung… schließlich heißt die Band FREITOD und nicht FREIBAD oder FREIBURG.
Auch wenn es wenig wirklich Schlechtes gibt, auf das man „Nebel der Erinnerungen“ festnageln könnte – als Ganzes fehlt der Formation noch die Intensität, wie sie meinetwegen Lifelover oder, um in Deutschland zu bleiben, die musikalisch bisweilen garnicht so weit entfernt anzusiedelnden Lost Life zu bieten haben. Vielleicht liegt das daran, dass man es bei „Nebel der Erinnerungen“ genaugenommen mit einem Rerelease der ersten beiden Demos der Band zu tun hat, vielleicht können FREITOD mit einem als Album konzipierten Release auch vollends überzeugen – das Zeug dazuz hätten die Jungs sicherlich, zumal man mit Ván nun ein verhältnismäßig starkes Label im Rücken hat. „Nebel der Erinnerungen“ ist vorerst jedoch nicht mehr als ein gut gemeinter Schritt in die richtige Richtung:
Nicht schlecht, nicht mitreißend, nicht stöhrend, nicht überzeugend. Aber nett.
Wertung: 5 / 10