Die Bühler Progrocker FOUNTAIN OF YOUTH haben mit ihrer EP „Blind Faith“ vor zwei Jahren ein eindeutiges Ausrufezeichen gesetzt. Selten präsentiert sich eine solch junge Band (Durchschnittsalter der Jungs war damals 19 Jahre) schon so gereift und hat zudem eine solch ordentliche Produktion vorzuweisen. Stefan Glass, der unter anderem auch schon für Vanden Plas gearbeitet hat, hatte „Blind Faith“ gemischt und gemastert.
Nun präsentieren die vier Jungs ihren ersten Longplayer. „Love Letdown“ heißt das 44-minütige Werk, das neun neue Songs bereithält. Bandchef Joschka Metzinger zeigt sich wie jeher für sämtliches Material verantwortlich, bereits beim eröffnenden „In A Mighty Cage“ wird klar, dass wir hier FOUNTAIN OF YOUTH hören. Eine solch deutliche Handschrift entwickeln manche Bands über ihre ganze Schaffenszeit nicht. Bereits dieser Opener verdeutlicht, dass die Band nichts verlernt hat. Immer noch präsentiert man modernen, knackigen Rock, progressive Parts und melodischen Gesang. Besonders Keyboarder Johannes Helsberg gefällt mir nach wie vor hervorragend. Er nutzt sein Instrument extrem effizient und effektiv, wählt stets die passenden, nicht zu aufdringlichen Sounds aus und fährt auch gern mal zwei Stufen zurück, um sich nur um Atmosphärenklänge zu kümmern, wie z.B. im nachfolgenden „Runaway“. Der Song weiß vor allem durch den gelungenen Refrain zu gefallen. Bassist Johannes Messner ist im Mix immer gut zu vernehmen und spielt mehr Noten als mancher Berufsmusiker. Gitarrist und Sänger Joschka Metzinger überzeugt wie eh und je, wobei seine Leistung als Gitarrist höher einzuschätzen ist, als die als Sänger. Er bewegt sich zwar in beiden Disziplinen sicher, sein Gesang wirkt jedoch nach wie vor manchmal etwas zu gepresst und gedrückt, die Melodien so nicht so überzeugend, wie sie eigentlich sein könnten. Nach wie vor erinnert mich seine Stimme ziemlich an Volker Walsemann von den deutschen Poverty’s No Crime. Auch musikalisch sind FOUNTAIN OF YOUTH mehr als einmal mit den Jungs zu vergleichen. Mit dem dritten Track „Neverending“ findet sich auf „Love Letdown“ dann auch eine längere Nummer im Sieben-Minuten-Format. Der Track beginnt zunächst atmosphärisch, getragen und ruhig, bricht dann zum Chorus hin kurzzeitig etwas aus, bleibt aber stets gemächlich. Im weiteren Verlauf werden immer wieder äußerst gekonnt Instrumentalparts in das Songkonstrukt eingewoben, die immer absolut logisch erscheinen und nicht reingeklebt wirken. Nach sechs Minuten wird der Song mit einem melodischen Slidegitarrensolo von Joschka Metzinger wunderbar zuende geführt.
„The World Flight“ überzeugt durch leicht jazzige Pianospritzer und beweist einmal mehr, dass die Jungs auch genug Dream Theater gehört haben. Gerade auch Drummer Sandro Metzinger neigt zu einigen portnoyischen Fills, wenn es mal komplexer wird. Der Refrain ist hier in erster Linie erdrückender, schwerer Breitwandsound. Da haben mir die Melodien auf „Blind Faith“ schon etwas besser gefallen. Dafür ist das Gitarrensolo auch hier wieder hervorragend und der Songaufbau weiß wie immer zu gefallen. Wenn sie eins können, dann bündige und kohärente Songs schreiben. „Missing Moment“ präsentiert dann endlich mal das prototypische Flitzefinger-Keyboard mit Käsesound – aber erst im fünften Song. Welche Band aus diesem Bereich schafft es heute schon noch, damit solange hinter dem Berg zu halten? Insgesamt eine enorm treibende Nummer, die sicherlich mit besserem Gesang ziemlich gut käme. Auch die restlichen vier Nummern auf „Love Letdown“ wissen zu Gefallen und tun bei aller spielerischen Komplexität vor allem eins: Stets gut unterhalten und drauflos rocken. Beim Titeltrack kommen dann mit seinen spacigen Gitarreneffekten und dem rhythmischen Drumming zu Beginn sogar leichte Tool-Einflüsse zum Vorschein, die aber genauso schnell wieder verschwinden.
Leider wurde „Love Letdown“ nicht unter der Leitung von Stefan Glass aufgenommen und verfeinert. So sind gegenüber „Blind Faith“ leider ein paar Abstriche beim Sound zu machen. Vielleicht hat hier das Geld für eine weitere Verpflichtung von Stefan Glass nicht mehr gereicht? Dennoch: FOUNTAIN OF YOUTH wissen einfach, wie man interessante Arrangements, frischen Sound und kompakte Melodien gekonnt zusammenbringt. Insofern ist auch das aktuelle Album ein guter Einstand, der aber vor allem aufgrund der Produktionsqualität hinter der EP „Blind Faith“ zurückbleibt. Ich schrieb damals in meiner Rezension zur EP: „Ein volles Album dieser Qualität wäre mir ohne Frage 8.5 Punkte wert.“ Dabei kann ich leider nicht ganz bleiben. Diesmal vergebe ich 7.5 Zähler und hoffe fürs nächste Mal wieder auf noch besseren Sound und verfeinerten Gesang. Ansonsten: Daumen hoch für eine Band, die uns noch überraschen wird. Da bin ich mir sicher!
Wertung: 7.5 / 10