Fluisteraars - Gegrepen Door De Geest Der Zielsontluiking Cover

Review Fluisteraars – Gegrepen Door De Geest Der Zielsontluiking

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Black Metal ist ein Genre der Extreme – auch im Hinblick darauf, wie er interpretiert wird. Während viele Bands ihn stur in seiner ursprünglichen Form wiederkäuen, loten andere die Möglichkeiten dieser Musikrichtung immer wieder aufs Neue aus. FLUISTERAARS gehören letzterer Gruppe an. Ihr drittes Album „Bloem“ (2020) überraschte nicht nur mit seiner blumigen Ästhetik, sondern auch mit seiner mitunter erfrischend kauzig anmutenden Instrumentierung, die im Black Metal unübliche Klangerzeuger wie Tamburin und Trompete umfasste. Auf „Gegrepen Door De Geest Der Zielsontluiking“ legen die Niederländer nun erneut eine spannende Stilwende hin.

Wirkte „Bloem“ gerade hinsichtlich der Wahl der Instrumente genau durchdacht, so hat die Band diesmal eine intuitivere, spontanere Herangehensweise gewählt. Sofern man dem Duo Glauben schenken darf, haben FLUISTERAARS für das Album stets die ersten Takes aus ihren Sessions verwendet, ausschließlich die natürliche Akustik des Aufnahmeraums genutzt, an jedem Tag im Studio einen ganzen Song eingespielt und weder Overdubs noch Synthesizer oder Keyboards hinzugefügt. Das Ergebnis ist um einiges intensiver als die Vorgängerplatte.

B. Mollemas vormals kernige, eher unpersönliche Screams klingen hier heiserer, dringlicher und stärker gefühlsgeladen. Getragene Passagen, wie sie auf „Bloem“ immer wieder präsent waren, bieten auf „Gegrepen Door De Geest Der Zielsontluiking“ bloß in flüchtigen Momenten Unterschlupf inmitten eines anhaltenden Sturms aus trüb-monotonen Tremolo-Riffs und tosenden Blast-Beats. Auch produktionstechnisch hat die Platte weniger Bodenhaftung als „Bloem“. Mit ihrem überwältigenden Sound wirken die ausgedehnten Tracks weniger unmittelbar greifbar.

Wer nach dieser Beschreibung ein herkömmliches Black-Metal-Werk erwartet, ist jedoch auf dem Holzweg. Was wären FLUISTERAARS auch ohne ihre seltsamen Twists? Ungewöhnliche Instrumente setzt die Band abgesehen von den Glöckchen zum Beginn von „Verscheuring In De Schemering“ diesmal zwar nicht ein, die üblichen dafür jedoch mit mehr Experimentierfreude. „Het Overvleugelen Der Meute“ lässt etwa mit einem langen, ganz auf tribal-artiges Drumming reduzierten Abschnitt aufhorchen und das unterschwellig psychedelische „Verscheuring In De Schemering“ verbringt einige seiner 20 Minuten Laufzeit als röhrendes Drone-Stück.

Dass FLUISTERAARS auf „Gegrepen Door De Geest Der Zielsontluiking“ vermehrt auf traditionell schwarzmetallische Klanggewalt setzen und weniger auffällige Eigenheiten zum Besten geben, macht anfangs vielleicht ein wenig stutzig. Indem die beiden Musiker diesmal weniger auf ihren Kopf und mehr auf ihr Herz gehört haben, ist ihnen jedoch ein durch und durch packendes, organisches Album gelungen, das doch den einen oder anderen unvorhersehbaren Haken schlägt. Anstatt ihre bisherige Linie nahtlos fortführen und damit ein im Grunde austauschbares Album vorzulegen, hat die Band ein für sich stehendes, machtvolles Werk kreiert. Und ganz ehrlich: Wer hätte von FLUISTERAARS schon „more of the same“ erwartet?

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Wertung: 8 / 10

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