Die FLOWER KINGS sind dafür bekannt, in nahezu unmenschlicher Geschwindigkeit neues Material vorzulegen. Und so bekommen wir zu dem Studio-Doppeldecker „Paradox Hotel“ sogleich einen Livemitschnitt der dazugehörigen Tour. Aufgenommen wurde die Show am 19. April dieses Jahres im für Progheads nicht unbekannten 013 in Tilburg.
Ein Blick über die 17 Songs umfassende Setlist der Show verrät schon einiges: Das Hauptaugenmerk liegt auf Material zum neuen Album, vor allem aber finden sich recht viele dynamische Nummern im Programm. Das spannende und mitreißende Start-Trio „Paradox Hotel“, „Hit Me With A Hit“ und „Last Minute On Earth“ macht jedenfalls schon mal sehr neugierig.
Legt man die DVD in den Player, wird man zugleich Zeuge der typischen Flower Kings-Mentalitäten: Die Musiker sehen allesamt äußerst sympathisch und amüsant aus, Hans Froberg an der zweiten Gitarre mimt des öfteren den Heavy Metal-Poser und Headbanger, was so gar nicht zu der Musik passen will, während Bassist Jonas Reingold mit seinem komischen weißen Hut, sowie Keyboarder Tomas Bodin mit seiner eigenartigen neuen Frisur schon arg skurril aussehen. Muss man gesehen haben, um es nachvollziehen zu können. Chefdenker Roine Stolt wäre nicht er selbst, würde er nicht ein weiß-blau-lila geblumtes Jackett tragen und darunter gar ein rosa Hemd. Auch hat man nicht auf die ein oder andere psychedelische Bildeinspielung zwischen den Songs verzichtet, d.h. es gibt nette Farbspielereien für Konsumenten von weltverschönernden Stoffen. Lässt man diese Dinge außen vor, so bleibt wieder eine typische Flower Kings-Show über: Leicht trocken und unpersönlich, mit einem scheinbar am Boden festgenagelten Roine Stolt, der sich kaum bewegt und allgemein nicht so wirkt, als hätte er großen Spaß. Aber so ist er nun mal, wer ihn kennt, weiß, dass das wirklich nichts mit seiner Stimmung zu tun hat.
Mit all den oben genannten Punkten kommt man entweder klar oder nicht – das ist also reine Geschmackssache. Ebenso wie die Musik der Blumenkönige, die allerdings auf diesem Dokument hier über alle Zweifel erhaben ist. Die Longtracks „Love Supreme“ und „The Truth Will Set You Free“ wurden zwar leicht umarrangiert und gekürzt, das lässt sich aber in dieser Livesituation durchaus verschmerzen. Der neue Drummer Marcus Liliequist bearbeitet sein erstaunlich kleines Set äußerst vielseitig, wird gelegentlich von Hans Froberg mit ein bisschen Percussion unterstützt. Marcus Liliequist spielt keineswegs schlechter als seine zwei Vorgänger, sein Drumming wirkt dennoch ein wenig einfacher und im Grunde des Herzens straighter und rockiger. Hans Froberg hingegen ist der Entertainer vor dem Herren, er gleicht die Farblosigkeit eines Roine Stolt (wenn wir seine Klamotten mal außen vor lassen) wieder aus. Frobergs Ansagen sind cool und haben Stil. Der Sound der DVD weiß besonders zu gefallen, jedes Instrument ist klar und deutlich zu hören, der Mix ist gut. Leider ist das Publikum beim ersten Teil der Show so gut wie nicht hörbar, was sehr schade ist. Erst auf der zweiten DVD wachen die Pappfiguren vor der Bühne so richtig auf. Bild und Schnitt der DVD sind keineswegs schlecht, man hat versucht, den etwas gesetzten Stil eines Flower Kings-Konzerts auch einzufangen, gerade die Aufnahmen der Totale sowie die der mobilen Schulter-Kamera (insbesondere diejenigen von Hans Fröberg) wirken mir persönlich aber etwas zu wackelig und bewegungsreich. Das mag natürlich auch persönlicher Geschmack sein. Die Lightshow ist an sich nett: Man hat das Cover von „Paradox Hotel“ im Hintergrund, dazu rechts und links davon verschiedenste Projektionen und Farbspielereien. Fragwürdig erscheint mir, warum das Paket auf zwei DVDs ausgeliefert wird. Die gut 160 Minuten Spielzeit hätten auch auf eine Scheibe gepasst; Bonusmaterial, was ja irgendwie doch immer den speziellen Reiz einer Musik-DVD ausmacht, fehlt leider auch völlig.
Sehr bedauernswert zudem ist, dass es auf der DVD1 wohl ein Problem mit dem Menü gibt, welches immer hängen bleibt, so dass es Glückssache ist, ob man das Konzert überhaupt starten kann. Auf DVD2 gibt es zudem ein Problem mit der 5.1.-Spur, die asynchron zum Bild verläuft. Die Stereo-Spur ist aber in Ordnung. Käufer, die diese Probleme bei sich feststellen, können die DVD direkt zu InsideOut einsenden. Immerhin verspricht das eine schnelle Lösung des Problems.
Was bleibt schließlich über? Lauter geniale Musik, fantastisch dargeboten von Musikern, die im Genre ganz oben stehen. Dennoch: Hier wäre viel mehr möglich gewesen, inhaltlich wie technisch. Ich persönlich höre lieber die Studioalben, die noch farbenfroher rüberkommen, und auf denen ich mir nicht eine recht gelangweilt auftretende Mannschaft angucken muss und bei denen der Genuss nicht durch Farbeinspielungen getrübt wird. All das geht natürlich in meine Wertung mit ein.
PS: Wie öfters bei InsideOut der Fall, gibt es „Instant Delivery“ auch als Deluxe-Paket mit dickem Booklet und zwei zusätzlichen Audio-CDs mit der Musik der Show.
Wertung: 6.5 / 10