Der atmosphärische Black Metal floriert. Eine feste Instanz innerhalb dieser Subkultur sind FIRTAN. Während der letzten Jahre kassierte die Formation Achtungserfolg um Achtungserfolg. Zu Recht ist die Band doch spätestens seit „Okeanos“ auch bei der Presse in aller Munde. Nun hat der Fünfer gerade einmal zwei Jahre nach dem letzten Album „Marter“ dessen Nachfolger „Ethos“ veröffentlicht. Oft führt ein so hoher Turnus zu Qualitätseinbußen. Auch bei FIRTAN?
Mitnichten. „Ethos“ ist vom ersten Ton an ausdrucksstark und vielschichtig. FIRTAN verstehen sich bestens darauf, dezente Post-Rock-Einflüsse („Hrenga“) mit rasanten Black-Metal-Passagen („Zeros“) zu verweben. Dass die Band dabei auch Gebrauch von Instrumenten wie der Violine und dem Piano macht, erscheint da nur folgerichtig. Wie schlüssig all diese Komponenten funktionieren, zeigt schon der Opener „Hrenga“. Dieser Song ist nicht nur bei all seiner Brachialität beinahe progressiv, er definiert auch den Wellencharakter, der das neue Album von FIRTAN ausmacht.
Im Zentrum steht Black Metal, der zwischen Passagen im mittleren Tempobereich und Hochgeschwindigkeitsausbrüchen pendelt. Songs wie „Contra Vermes“ oder „Komm herbei, schwarze Nacht“ schlagen jede Sanftmut mit aller Gewalt nieder. Dem gegenüber stehen die stimmigen Arrangements aus Piano und Violine, die dem dunklen Tenor auf „Ethos“ ein Gefühl der Erhabenheit verleihen. Das Abschluss-Instrumental „Wenn sich mir alle Ringe schließen“ ist dafür der beste Beweis.
Was die Qualität dieser Veröffentlichung noch aufwertet, sind die mitwirkenden Gäste, die hier nicht unerwähnt bleiben sollen. Da sind zum einen die wehklagenden Schreie von J.J. (Harakiri For The Sky) auf „Hrenga“ und zum anderen die schneidenden Screams von L.G. (Ellende) für „Wermut hoch am Firmament“. Beide Gastbeiträge passen perfekt ins Gesamtbild. Für die erdige und brachiale Produktion sorgte Markus Stock (u. .a. The Vision Bleak, Empyrium) in der Klangschmiede Studio E., wo er auch Hackbrett- und Chor-Arrangements beisteuerte.
FIRTAN haben mit „Ethos“ erneut bewiesen, wie abwechslungsreich und wendig Black Metal heute klingen kann. Das Album steckt voller Gewalt, Fragilität und Schönheit. Zwar wird das Rad nicht neu erfunden, aber die Verflechtung von Einflüssen aus der Kammermusik mit Black Metal funktioniert so gut, dass es davon auf Album Nummer fünf gerne mehr geben darf. „Ethos“ ist in seiner Gesamtheit ein sehr starkes Album und für jeden interessant, der dezent melancholischen und atmosphärischen Black Metal zu schätzen weiß.
Wertung: 8.5 / 10