Kreativität ist eine lustige Sache, normalerweise bin ich ja einfälltig (höhö) genug, um mir zu jeder noch so langweiligen und nichtssagenden CD irgend eine mehr oder minder gelungene Exposition aus den (bereits sehr blutleeren) Fingern zu saugen. Aber hin und wieder kommt dann mal eine Scheibe um die Ecke, die so bar jeglichen Einfallsreichtums ist, so absolut fernab von jeder Form der Kreativität, dass ich beim Anhören (und vor Allem beim darüber Schreiben) geradezu spüre, wie das Ganze auf mich abfärbt und wie mich ebenfalls meine Geister verlassen. Deswegen verzeiht bitte mein zusammenhangsloses Gebrabbel, aber FIRST CHILD haben es geschafft: Nach dem mehrmaligen Konsum ihrer zweiten CD „Queen Of Hearts“ fühle ich mich dermaßen musisch geschwächt, das alles, was ich noch von mir geben kann, ungefähr so dröge ist, wie die Scheibe selbst.
Also hier mal die langweiligen Rahmendaten: FIRST CHILD ist eigentlich keine Band sondern nur die Sängerin Cat the Cat (impressiver Name), die sich keine Ahnung wann (ehrlich wahr, ich hab’s versucht, aber das ganze Internet schweigt sich darüber aus, wann das „Projekt“ seinen Anfang nahm, der Promoschrieb genau so) entschied ab sofort Hard Rock Geschichte zu schreiben. Ihr erstes Album nannte sich „Souvenirs“ und wurde relativ wohlwollend aufgenommen, jetzt legt sie wie schon angedeutet mit dem Nachfolger „Queen Of Hearts“ nach und bietet darauf 16 Tracks „aus der Oberliga des klassischen Hardrock“ (O-Ton Promoschrieb). Und das kann ich so nur unterschreiben.
Denn klingt dieses Statement so, als ob die Frau covern würde, was das Zeug hält, so unterstreichen die Songs dieses Gefühl nur noch. Zugegeben, ein wirkliches Cover findet sich nicht drauf, aber schon der Opener „Queen Of Hearts“ klingt in meinen Ohren wie der wohl dreisteste „Highway To Hell“-Ripoff, den ich gehört habe, seitdem NYCC den AC/DC-Klassiker irgendwann mal neu einspielten (die Palm-Mute-Powerchords direkt vor dem Refrain klingen echt so, als ob sie aus dem Klassiker rausgeschnitten und hier reingepappt worden wären). Grandioser Auftakt, keine Frage. Aber auch in den folgenden 15 Tracks wird mindestens mal genau so viel Kreativität und Eigenständigkeit geboten.
FIRST CHILD bedienen (bedient? Schwere Sache, das…) sich einmal komplett an Melodien, Riffs und Hooklines, die man so oder so ähnlich auch bei den Scorpions, Bon Jovi oder Bryan Adams hätte finden können und hin und wieder erinnert der Kram dann auch noch an die guten alten Beatles, garniert wird das Ganze mit der obligatorischen Halbbalade („When I Dream“ ist vor Allem textlich ein wahrer Graus, da helfen auch die lässigen Blues-Einlagen nicht, die wie aus dem Soundtrack von „Bubba Ho-Tep“ „entliehen“ klingen), umarmen dabei voller Freude jedes noch so ausgelutschte Motorradrocker-Klischee und bieten Texte, die nicht nur aufgrund ihrer grauenhaften Schreibe die Welt nicht braucht. Der Track „Have Mercy“ bringt’s schon ziemlich gut auf den Punkt…
Aber Gnade gibt’s keine. Volle 65 Minuten dauert „Queen Of Hearts“, über eine Stunde ohne eine einzige eigene Idee, ohne ein Riff, das man nicht schon irgendwo her zu kennen glaubt, ohne eine Textzeile, die irgend etwas bedeutungsschwangeres ausdrücken könnte. Ohne jegliche musikalische Qualität, denn die Instrumentalparts sind größtenteils so generisch, dass man – wenn man es nicht besser wüsste – meinen könnte, sie würden aus so einem Synthesizer stammen, der auf Tastendruck einzelne Hooklines wiedergibt. Die Produktion ist ebenfalls völlig austauschbar, kein Druck dahinter, das Soundbild ist entsetzlich leer, Cats Stimme kommt zwar gut durch (wodurch auch? Ist ja nix da, das ihr den Rang ablaufen könnte), aber obwohl ihr Gesang der wohl kompetenteste Part des Albums ist… Naja, das sagt halt nicht viel aus. Die Leistung ist „Okay“, mehr aber auch nicht.
Und memorabel ist hier auch nichts dran, weil die Songs trotz ihrer minimalen Unterschiede (also den unterschiedlichen Bands, bei denen man mal wieder Inspirationen eingeholt hat) viel zu gleichförmig daher kommen. Kurzum: „Queen Of Hearts“ ist ein dermaßen langweiliges Album, dass mir schon vor dem Ende des ersten Durchlaufs die Füße eingeschlafen waren und ich gar nicht merkte, wie sich meine Zehennägel hochrollten. Die CD wird möglicherweise ihr Publikum finden und als Hintergrundbeschallung auf diversen Bikerfestivals auf Dauerrotation gestellt werden (ob da „Repeat 1“ oder „Repeat All“ eingestellt ist, dürfte nicht groß auffallen, achtet ja eh keiner drauf), ansonsten aber mangels Ideen oder wenigstens mitreißender Augenblicke aber in nahezu jeder Hinsicht völlig wertlos.
Wertung: 2 / 10