Das Cover von "Sitll Raging: Live At The Principal Club Theater" von Firewind

Review Firewind – Still Raging: Live At Principal Club Theater

FIREWIND sind nicht nur Griechenlands erfolgreichste Power-Metal-Band, sondern auch das Karrieresprungbrett von Gitarrenheld Gus G. – der hat seither mit Bands und Künstlern wie Dream Evil, Nightrage oder Ozzy Osbourne zusammengearbeitet und nebenbei noch eine erfolgreiche Solokarriere auf die Beine gestellt. Dennoch hat er seiner ureigenen Band nie den Rücken gekehrt und führt die Truppe seit 1998 konsequent durch die Höhen und Tiefen des Musikgeschäfts. Mit „Between Heaven And Hell“ wurde das erste FIREWIND-Album im letzten Jahr 20 und wie sich das zu solchen Jubiläen gehört, haben die Griechen dazu in ihrer Heimatstadt Thessaloniki ein entsprechendes Konzert gespielt – und aufgezeichnet, weshalb die Show nun unter dem Titel „Still Raging: Live At Principal Club Theater“ über AFM Records verfügbar gemacht wurde.

Die Songauswahl ist stets eines der wichtigsten Kriterien für Live-Mitschnitte und im Falle von „Still Raging: Live At Principal Club Theater“ ist sie zumindest solide: Schön ist, dass FIREWIND ihrem neuesten Album ausreichend Platz einräumen – mit sechs Songs macht die Platte über ein Viertel des Programms aus – und auch der Vorgänger „Immortals“ kommt ausreichend zur Geltung. Das ist nur zu begrüßen, denn beide Veröffentlichungen waren bisher noch auf keiner Live-CD der Griechen vertreten. Mit Ausnahme von „Forged By Fire“ sind auch alle übrigen FIREWIND-Alben vertreten, wobei es durchaus Sinn ergibt, dass von weniger erfolgreichen Platten wie „Few Against Many“ oder „Allegiance“ jeweils nur eine Nummer ausgewählt wurde. Abgesehen vom Material der letzten beiden Scheiben erlebt man hier jedoch keine Überraschungen. Sämtliche übrigen Songs haben feste Plätze im Live-Set der Truppe und wurden auch schon auf „Live Premonition“ und „Apotheosis – Live 2012“ verewigt – da mit „Still Raging: Live At Principal Club Theater“ 20 Jahre FIREWIND gefeiert werden, hätte man eine weniger gewöhnliche Setlist erwarten dürfen.

Der Performance tut das natürlich keinen Abbruch und die lässt wie immer keine Wünsche offen. Auch in der neuen Besetzung ohne Gitarrist und Keyboarder Bob Katsionis sind FIREWIND noch eine hervorragende Live-Band. Keyboards kommen dort, wo nötig, jetzt vom Band und es scheint, als sei der Live-Sound der Truppe in verschlankter Besetzung etwas roher geworden. Bandleader Gus G. steht als einziger Gitarrist nun weitaus mehr im Zentrum des Sounds, was vor allem dem Material von älteren (und seichteren) Alben wie „The Premonition“ gut tut. In diesem Zusammenhang muss auch die Performance von Sänger Herbie Langhans gewürdigt werden. Seit drei Jahren Teil der Band ist der Deutsche mit ziemlicher Sicherheit der beste FIREWIND-Sänger seit 15 Jahren und wertet insbesondere die Songs aus der Zeit von Apollo Papathanasio enorm auf.

Der Sound ist also roh und gitarrenlastig, aber klingt er auch „live“? Ja. Glasklar aufgenommen lässt „Still Raging: Live At Principal Club Theater“ auch die nötigen Raumanteile für authentisches Live-Feeling nicht vermissen und auch das Publikum kommt gut zur Geltung – vielleicht sogar ein bisschen zu gut, denn in Nummern wie „Mercenary Man“ wirken die Gesänge der Anwesenden derart groß, dass im Mix vielleicht ein kleines bisschen nachgeholfen wurde. Der Atmosphäre hilft das im heimischen Wohnzimmer natürlich enorm, weshalb das kein Kritikpunkt sein muss. Auf DVD bzw. Bluray wirkt das Ganze noch besser: Zwar wurden FIREWIND – vermutlich aus Platzgründen – vornehmlich mit stationären Kameras gefilmt, aber das Material wurde so professionell geschnitten, dass stets genug aber nie zu viel Bewegung im Bild ist und die richtigen Musiker zum richtigen Zeitpunkt in den Fokus kommen.

Es ist ein bisschen schade, dass FIREWIND trotz 20-jährigem Jubiläum nicht wirklich etwas an ihrer Routine verändert haben. Schon bei der Songauswahl bleiben echte Überraschungen aus und auch auf Gäste wie ehemalige Weggefährten wurde trotz zwei Jahrzehnten Bandgeschichte verzichtet. Am Ende sind derlei Einwände aber Jammern auf hohem Niveau, denn die Griechen liefern zu ihrem Geburtstag eine mehr als amtliche Show ab und haben den Auftritt in ein wirklich anständiges Paket verpackt: FIREWIND zeigen sich mit starkem Sound, effektvollen Bildern und einer kraftstrotzenden Performance von ihrer allerbesten Seite und setzen sich mit „Still Raging: Live At Principal Club Theater“ nach 20 Jahren ein angemessenes Denkmal. Hoffentlich betrachtet die Truppe selbst dieses Konzert höchstens als Halbzeitshow …

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Wertung: 8 / 10

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