Das Cover von "Stand United" von Firewind

Review Firewind – Stand United

FIREWIND begannen ihre Existenz Ende der 90er als Promotion-Vehikel für Gitarrist und Bandkopf Gus G., der seine Gitarrenkünste für potentielle Labels zur Schau stellen wollte. Gute 25 Jahre später haben sich sowohl FIREWIND als Band als auch der Bandkopf als Gitarrist international einen hervorragenden Ruf erspielt und mittlerweile neun Alben sowie eine ganze Reihe an Live-Mitschnitten auf dem Kerbholz. Nachdem 2020 mit einer selbst betitelten Platte eine Art Neustart in verschlankter Besetzung erfolgte, scheint sich der Staub der Personalrochaden nun gelegt zu haben: Nach wie vor ohne Keyboarder, aber mit Sänger Herbie Langhans (u. a. Radiant) hat Gus G. ein neues Album mit dem passenden Titel „Stand United“ geschrieben, das nun über AFM Records erscheint.

Der Weggang von Keyboarder Katsionis machte sich bereits auf dem Vorgänger in einem generell gitarrenlastigeren Klangbild bemerkbar und glücklicherweise hält dieser Trend auf „Stand United“ an. In Songs wie dem eröffnenden „Salvation Day“ sind die Synthies zwar nicht vollends verschwunden, aber sie spielen eine untergeordnete Rolle. Auf „Stand United“ geben druckvolle Riffs den Ton an und auch die Melodieführung wird in erster Linie von den Gitarren übernommen. Zackige, technische Nummern wie der Titeltrack oder „Come Undone“ lassen mit ihrer Kombination aus mächtigen Riffs und hymnischen Refrains an Alben wie „Forged By Fire“ denken und bestätigen den Eindruck, dass FIREWIND in ihrer neuen Konstellation zu alter Stärke zurückgefunden haben.

Dabei decken FIREWIND auf „Stand United“ mehr noch als auf dem Vorgänger ihre volle stilistische Bandbreite ab: Neben recht typischen Hymnen wie „Destiny Is Calling“ und „Land Of Chaos“ findet sich auf dem Album auch ein rockig groovender Stampfer namens „The Power Lies Within“. Offensichtlich muss es für Gus G. auch immer eine 80er-Huldigung auf seinen Alben geben – auf „Firewind“ war das die Europe-Hommage „Orbital Sunrise“, diesmal ist es das Dokken-inspirierte „Chains“. Eine echte Überraschung erlebt man mit dem breitbeinigen AOR-Stampfer „Talking In Your Sleep“, der klingt wie eine Foreigner-Nummer auf Steroiden und es zeigt sich: FIREWIND können diverse Einflüsse mit an Bord nehmen und klingen doch stets nach sich selbst.

Der starke Gesang tut dazu sein Übriges: Schon das kurze Gastspiel von Henning Basse auf „Immortals“ bewies, dass ein kernigerer Sänger der Truppe weitaus besser steht als der weinerliche Apollo Papathanasio und auch Herbie Langhans passt mit seinem rauen und doch melodiösen Organ bestens zu den Nummern auf „Stand United“. Und weil das Keyboard nicht mehr „dazwischenfunken“ kann, kommen Gitarrenfans bei FIREWIND auch wieder voll auf ihre Kosten. Gus G. begeisterte in seiner Band schon immer mit wildesten Leadgitarren-Eskapaden und es scheint, als beanspruche die Sologitarre auf diesem Album noch ein kleines bisschen mehr Platz als in der Vergangenheit – das ist auch gut und richtig so, denn die Soli fallen auf „Stand United“ nicht weniger als grandios aus.

Seit dem personellem Umbau im Vorfeld des letzten Albums läuft es bei FIREWIND wieder richtig gut. „Stand United“ ist bereits die zweite Platte in neuer Besetzung und die Griechen zeigen sich hier einmal mehr von ihrer besten Seite. Generell aus dem gleichen Holz wie sein Vorgänger geschnitzt, zeigt die Platte die neue Bandbesetzung doch hörbar gereift weshalb das, was auf dem letzten Album begonnen wurde, nun noch natürlicher aus Gus G. und seiner Mannschaft heraussprudelt. Das Ergebnis sind zehn zeitlos gute Heavy-Metal-Songs, die mit ihrer ausgewogenen Mischung aus Eingängigkeit und Druck in Tateinheit mit einem erfrischend hohen Maß an Vielfalt dafür sorgen, dass „Stand United“ eines der besten Alben im Backkatalog von FIREWIND geworden ist.

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Wertung: 9 / 10

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2 Kommentare zu “Firewind – Stand United

  1. Nabend auch,
    richtig geiles „Vorbild Power Metal“ Album.
    In so einer Liga sind nur wenige unterwegs –
    und ich fand fast alle Alben von denen genial –

    bis auf das übersteuerte und platt gebügelte Mastering bei einigen älteren Scheiben – ist lange her.

    Für mich klar der Event dieser Woche- die neue Firewind – gefolgt von David Reece und Bruce Dickinson.

  2. Richtig starkes Album, von vorne bis hinten. Finde auch, dass sie noch besser geworden sind und „zeitlos“ passt hier wirklich perfekt. Herbie Langhans bekommt als Sänger in der Szene noch viel zu wenig Anerkennung, ist meiner Meinung nach einer der besten und charakteristischsten Power-Metal-Sänger überhaupt.

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