Einer Pagan-/Black-Metal-Kapelle mit dem Namen FIMBULVINTER würde man wohl, wenn man raten müsste, zuerst eine skandinavische Herkunft unterstellen. Tatsächlich handelt es sich bei dem genannten Quintett (wie man unschwer am Titel ihres Debüts „Начертаны резы древних заклятий“ erkennen kann) um eine Band aus Russland. Erfreulicherweise stimmt in diesem Fall nicht nur das Klima der Herkunftsländer überein, auch musikalisch bleiben FIMBULVINTER nicht hinter ihren westlicheren Genre-Brüdern zurück.
„Начертаны резы древних заклятий“ fühlt sich seltsam vertraut an, zumal sich FIMBULVINTER darauf die üblichen Stilmittel zu Nutze machen. Man bekommt also die üblichen kernigen, aggressiven Screams und dieselben melodischen und doch harten Riffs zu hören, die man sich von paganem Black Metal erwartet. Das ist aber nicht als Kritik zu verstehen, denn wer diesen Genre-Merkmalen etwas abgewinnen kann, sollte auch in diesem Fall nicht enttäuscht sein. Melodiöse, epische und kriegerische Riffs sind allgegenwärtig, der gutturale Gesang ist auf jeden Fall solide und auch treibende Double-Bass- und Blast-Beat-Passagen gibt es bei den überwiegend temporeichen Songs zur Genüge.
Schon etwas ungewöhnlicher ist, dass FIMBULVINTER zwischendurch ziemlich viele Soli einstreuen, die sich glücklicherweise passend in die Songstrukturen einfügen. Ebenfalls eher untypisch sind die überaus tiefen Growls, die öfters für gesangliche Abwechslung sorgen. In „Воронов cтаи“, das außerdem mit düsteren Clean-Gitarren Stimmung macht, bekommt man auch hymnische Cleans zu hören. Während die Gitarren zumeist typisch pagane, bodenständige Riffs von sich geben, überrascht „Холод. Ненависть. Гибель“ mit einer epischen, eiskalten Tremolo-Melodie. Ebenjener Track hat mit seinen melancholischen Flöten außerdem praktisch als einziger einen leichten Folk-Einschlag.
Ansonsten spielen FIMBULVINTER zu 100 % Metal, da wird keine Minute vergeudet, was insofern so löblich wie notwendig ist, als die Platte gerade mal 36 Minuten lang läuft. Die Einzeltracks sind zwar größtenteils um die fünf Minuten lang, aber drei davon sind lediglich kurze Interludes. Die Texte sind übrigens (wie schon durch die Titel angedeutet) komplett auf Russisch. Zum Schluss soll auch noch die Produktion lobend hervorgehoben werden, die sehr klar, aber dennoch angemessen rau und wuchtig daherkommt.
Aufs Ganze betrachtet haben FIMBULVINTER mit ihrer ersten Platte „Начертаны резы древних заклятий“ also ein mehr als solides Werk vorgelegt, das vor allem mit seinen packenden, kämpferischen Melodien punktet. Etwas länger hätte es schon werden dürfen und vielleicht auch etwas neuartiger, aber gemessen an den Genre-Standards gibt es an diesem Album kaum etwas auszusetzen. Ein probeweises Reinhören ist also definitiv empfohlen.
Wertung: 7 / 10