In lezter Zeit haben wir’s aber mit extrem jungen Bands… FIMBULVET, so heißt der sympathische thüringische Dreier, gibt’s seit nunmehr fünf Jahren, also seit dem Jahre 2003. Und zwei der drei Jungs sind ein paar Monate jünger als ich. Dafür haben sie’s aber schon recht weit gebracht. Ihre Demo „Gjallarhorn“ erblickte im Jahre 2004 das Licht der Welt, 2006 folgte dann die erste Langrille „Ewiger Winter“, die in Eigenregie veröffentlicht wurde. 2008 nun sind die Jungs bei Eichenthron unter Vertrag und werfen unter diesem Label ihren zweiten Longplayer auf den Markt. Titel des auf 1000 Stück limitierten Werkes: „Der Ruf in goldene Hallen“. Klischee, ick hör dir trapsen…
Die Scheibe eröffnet mit einem genretypischen Intro. Heroische Klänge, ordentlich mit Pauken aufgemöbelt, dazu die Andeutung eines Chores, fein fein. Das Intro gefällt ganz gut, wirkt aber leider nicht ganz homogen. Ein paar holzhammer-Übergänge sind drin, die etwas stören, aber naja, alles in allem eine gute Einleitung für die nun folgenden fünfzig Minuten. Und dann preschen FIMBULVET mit dem Titeltrack auch schon ordentlich los. Die Produktion kommt glasklar aus den Boxen, die Riffs setzen sich im Ohr fest. Fein fein. Da jetzt einen Kreischgesang drauf, dann wäre das…
Moment, was zum…? Sänger Stephan kommt dazu und intoniert mit tiefem Organ eine Beschreibung des guten alten Odin. Klargesang… Okay… Hatte ich jetzt so nicht erwartet, deswegen muss ich erst mal ein wenig schlucken. Im weiteren verlauf verirrt Stephan sich auch noch in Growl und Schrei-Gefilde, aber weite Teile der „Der Ruf in goldene Hallen“ gibt er clean zum Besten. Das ist jetzt per se kein Kritikpunkt, aber… Sagen wir mal so: Sein Klargesang ist gewöhnungsbedürftig. Nach einer mittellangen Einhörphase gefällt der Gesang sogar richtig gut, aber auf den ersten Lauscher war ich doch etwas irritiert.
Naja, macht ja nichts, ansonsten haben die Songs nämlich einiges zu bieten. Akustische Passagen (da wären mir allerdings ein paar mehr lieber gewesen), Double-Bass-Gewitter, eher beschwingte, galoppierende Teile, hier und da ein wenig Ambient-Schlachtengetümmel und überraschend viele Lead-Soli. Sänger und Gitarrist in Personalunion Stephan weiß, wie er mit seinem Sechssaiter umzugehen hat. Das fehlen einer zweiten Gitarre macht sich da nicht wirklich bemerkbar, Bassist Marco kann den Hintergrund gut alleine ausfüllen. Dafür sorgt auch die gute Abmischung (auch wenn ich mir die ganze Scheibe doch einen kleinen Tacken rauher gewünscht hätte, das klang bei Heimdalls Wacht irgendwie ein wenig besser).
Auch weiblicher Gesang findet sich im epischen „Heidenherz“. Da darf Stephan mit Gast-Sängerin Natalie Nebel von Odroerir duettieren, was prinzipiell auch einen guten Eindruck macht. Zumindest solange beide gemeinsam unterwegs sind. Wenn Natalie dann im späteren Verlauf des Stücks alleine daher trällert… Dann musste ich ob ihrer Intonation hin und wieder ein kleines Grinsen verdrücken („Nischt verweilen…“). Aber ansonsten geht da auch alles schwer in Ordnung…
Was aber etwas weniger gefällt: die Texte. Es geht, pagantypisch, um die alten Götter, um die Schlacht, Natur, Brüderlichkeit und was nicht alles. Und die Qualität des lyrischen Materials schwankt dabei zwischen „ganz okay“ und „platt wie ’ne Flunder“. Der Kehrvers von „Heidenherz“ mit seinem „Steh für deine Ideale“ kommt beispielsweise leicht merkwürdig rüber, genau wie der Anfang von „Der Ruf in goldene Hallen“… Besser gefällt mir hingegen der Refrain von „Am Stamme Yggdrasils“ und die Mitte von „Helias Bann“. Wirklich toll sind die auch nicht, aber naja. Ein paar nette Mitsingrefrains sind schon dabei und überraschenderweise scheint’s auch gar keinen „Wir saufen bis keiner mehr steht“-Track zu geben. Wow, doch nicht alle Klischees erfüllt, Jungs.
Was gibt’s noch zu sagen? Zum Einen noch, dass der Rausschmeißer „Horn der Vernichtung“ auf einer sehr seltsamen Note endet, so dass ich mich kurz fragen musste, mein MP3-Player mal wieder die Grätsche gemacht hat, aber das scheint schon so gewollt zu sein. Zum Anderen, dass FIMBULVETs Zweitwerk „Der Ruf in goldene Hallen“ eine ziemlich runde Angelegenheit ist. Der Gesang ist sicher Geschmackssache, die Texte sind recht platt, die Produktion könnte etwas rauer daher kommen und ein paar mehr akustische Zwinschespiele wären auch nicht falsch gewesen. Davon abgesehen macht die Scheibe aber viel Spaß und lädt zum immer wieder anhören ein.
Wertung: 7.5 / 10