Review Filia Irata – Tilten und Pier

Die Idee der Gründung einer reinen Frauen-Mittelalterband hatte Conny Fuchs schon 1995. Doch das Vorhaben gestaltete sich äußerst schwierig, so dass sie mit einem Bekannten erstmal die inzwischen überaus erfolgreichen In Extremo gründete. Nach der Geburt ihres Sohnes, musste Conny bei In Extremo aussteigen und wirkte für einen kurzen Zeitraum bei Schwartenhalß mit. Die Idee der reinen Frauenband hatte sie aber nicht losgelassen, und als sie 1997 Gala Hummel kennenlernte, war dies der Startschuss für FILIA IRATA.
Anfangs waren FILIA IRATA eine reine Marktband, das heißt, sie traten hauptsächlich auf den allmählich boomenden Mittelaltermärkten auf. Etliche Besetzungswechsel bestimmten danach das Bild, lediglich Conny und Gala bildeten den festen Stamm der Formation. 2000 wurde dann die erste CD „Tinnitussi“ (hihi, genialer Titel) aufgenommen. Weiter ging es mit Touren, Marktauftritten und auch Musikerwechseln. 2003 waren dann Kira Langlott und Jutta Weber zur Band gestoßen, und die zweite CD „Tilten und Pier“ wurde produziert, die schließlich 2004 erschien. Diesem Album will ich mich nun widmen.

FILIA IRATA nehmen sich in erster Linie traditionellen Songs und Minnesänger-Liedgut des Mittelalters an und arrangieren es nach ihren Bedürfnissen und Ideen. Bei dem aus Italien stammenden instrumentellen „Trotto“ regieren Dudelsack und Percussion. Im weiteren Verlauf des Albums dürfen dann auch andere Blasinstrumente wie Flöten, Schalmei oder Gralla mehr in den Vordergrund treten. Doch der Hauptpart der Musik liegt in der Hand des Dudelsacks und der unterschiedlichen Percussioninstrumente wie Toms, Davul (osteuropäische Trommel) oder Darbuka (arabisches Schlaginstrument).
Viele Stücke auf „Tilten und Pier“ sind rein instrumental oder zum Großteil instrumental.Dabei decken die vier Mädels mit ihrer Musik auch wesentliche Teile Europas ab. Traditonelle Stücke aus Bulgarien, Griechenland, Serbien oder Mazedonien dienen dem Quartett als Vorlage für ihre Songs. Das sorgt für Abwechslung, denn zugegebenermaßen wäre eine hauptsächlich instrumentelle Mittelalter-CD in dieser Länge bei regionaler Einschränkung doch etwas eintönig. Aber FILIA IRATA machen durch ihr breites Spektrum in der Hinsicht alles richtig.

Aus dem Albums Highlights herauszufischen gestaltet sich als recht schwierig. Einerseits bewegen sich die Songs allesamt auf einem guten Level, und auf der anderen Seite sind sie auch derartig unterschiedlichen Ursprüngen ausgesetzt. Mag man lieber fröhliche Weisen aus Italien, stimmungsvolle Folklore aus Osteuropa oder ein melancholisches Traditional aus dem hohen Norden? Meine Favoriten sind jedenfalls das karelische (Gegend in Nordeuropa) Traditional „Viikon Vaivane“, das aus Bulgarien stammende „Ogrejala Mesecinka“, das serbische „Setnja“ sowie „Hodboeckentanz“, das aus dem flämischen Raum stammen dürfte.Doch die persönlichen Favoriten werden von Hörer zu Hörer sehr variieren.

Handwerklich gesehen ist „Tilten und Pier“ ohne Mäkel. Natürlich kann ich bei einer Schalmei oder manchen verwendeten Percussionintrumenten schräge Töne sicherlich nicht so gut erkennen wie bei einer Lead-Gitarre. Aber es klingt alles stimmig und harmonisch, so dass ich davon ausgehe, dass die Damen ihr Metier einwandfrei beherrschen. Darüberhinaus ist „Tilten und Pier“ abwechslungsreich und stimmungsvoll. Allerdings sollte man ein Faible für rein instrumentelle Mittelaltermusik mitbringen, denn die Gesangseinlagen kann man an einer Hand abzählen. Wer sich aber für das Mittelaltergenre im Allgemeinen und für die auf historischen Märkten zu hörenden Klänge im Besonderen begeistern kann, sollte diesem Album ebenfalls eine Chance geben.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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