Beinahe zwanzig Jahre haben sich FIFTH TO INFINITY Zeit gelassen, um ihr Debüt „Omnipotent Transdimensional Soulfire“ zu veröffentlichen. 1997 gegründet, 2001 aufgelöst und 2007 wiedervereint, das ist selbst für den tiefsten Underground ein ganz schön langwieriger Prozess. Ob es die schwedischen Extreme-Metaller inklusive Martin Lopez (ehem. Opeth) geschafft haben, ein Debüt zu kreieren, das dieser langen Wartezeit gerecht wird? Nun ja, ganz so bahnbrechend ist „Omnipotent Transdimensional Soulfire“ nicht, aber es handelt sich dabei definitiv um eine Platte, die mehr Aufmerksamkeit verdient, als sie vermutlich bekommen wird.
FIFTH TO INFINITY spielen eine durch und durch pechschwarze Mischung aus Black, Doom und Dark Metal. Bereits die unheimlichen, langsamen Gitarren im Intro nehmen vorweg, dass die Band keinesfalls neue Maßstäbe in puncto musikalischer Brutalität setzen wird, dafür aber eine ungeheuer dunkle Atmosphäre erschafft, die man in dieser Form nur selten vorfindet. Einfach alles an der Musik von FIFTH TO INFINITY ist pure Finsternis: das düstere, verwaschene Artwork, das vorherrschende episch-unheilvolle Tremolo-Picking, die rhythmisch-dissonanten Riffs, die mysteriösen Clean-Gitarren sowie die vielseitigen, bösartigen Screams. Zwar finden sich die meisten dieser und anderer Stilmittel in praktisch jedem Track der Platte, jedoch gibt es immer wieder Stellen, an denen sich einzelne Elemente besonders hervortun.
Das Tremolo in Verbindung mit den langsamen Drum-Beats in „The Will To Harm“ verleiht dem Track etwas feindselig Lauerndes, während die geheimnisvollen Clean-Gitarren in „Death Shall Wake Us All“ – in dem außerdem im Background opernhafter Gesang zum Einsatz kommt – dieses zu einem unbedingten Highlight machen. Abwechslung bekommt man auch bezüglich der Vocals geboten. Diese sind zwar abgesehen von den erwähnten, einmaligen Background-Operngesängen „nur“ gescreamt, aber trotzdem ungewohnt facettenreich. Während andere Genre-Vertreter gefühlt ständig in derselben Tonhöhe und im selben Rhythmus vor sich hin grunzen, werden die Stimmbänder hier bis ans Äußerste ausgereizt, es wird geflüstert, gehaucht und sowohl aggressiv als auch gequält gescreamt. Dennoch versteht man die Texte ziemlich gut, was gerade in diesem Genre keine Selbstverständlichkeit ist. Zu Gesang und Gitarre gesellen sich außerdem noch ein gut herauszuhörender Bass und eine allseits präsente Double-Bass-Drum.
Erwähnenswert ist außerdem, dass FIFTH TO INFINITY selbst in den ruhigeren Passagen niemals die Stimmung auflockern. Selbst wenn man gerade nicht von einem diabolischen Tremolo-Gewitter überrollt wird, ist da doch stets ein beklemmendes Gefühl des Unbehagens. Dazu trägt auch die Produktion bei, die zwar modern ist, wie es zur Zeit der Anfänge von FIFTH TO INFINITY wohl gar nicht möglich gewesen wäre, dabei aber trotzdem sehr roh belassen wurde. Die Gitarren sind hierbei ebenso hart am Limit wie der Gesang, sie kreischen und kratzen erbarmungslos, was gewissermaßen gleichwohl Segen wie Fluch ist. Ein weiterer Pluspunkt ist die Abwechslung bezüglich der verschiedenen Tempi und der Länge der einzelnen Tracks (zwischen vier und neun Minuten), die verhindert, dass die ansonsten etwas zu homogenen Songs einander allzu sehr ähneln.
Die Musik von FIFTH TO INFINITY kann man beim besten Willen nicht als Easy-Listening bezeichnen, auch als Metal-Hörer muss man genau hinhören und die im Detail liegenden Feinheiten auf sich wirken lassen, um das Album vollkommen zu genießen. Ein wenig mehr Raserei (zum Beispiel Blast-Beats) könnte den Kompositionen guttun, ansonsten gibt es aber praktisch nichts am Debüt der Schweden zu kritisieren. Wer atmosphärischen Extreme Metal (ohne Ambient!) sucht, wird hier eindeutig fündig. Da kann man wirklich nur hoffen, dass ein Nachfolger nicht nochmal zwei Dekaden auf sich warten lässt.
Wertung: 8 / 10