Feuerschwanz memento Mori Coverartwork

Review Feuerschwanz – Memento Mori

Der Wind steht mehr als günstig für FEUERSCHWANZ: Mit ihrem 2020er Album „Das elfte Gebot“ konnten sie sich von ihren eigens angelegten Zotenfesseln lösen und ein überragendes, erwachsenes Album vorlegen. Nicht zuletzt durch ihre als „Die letzte Schlacht“ aufgelegten Streaming-Shows positionierten sie sich mit ihrer neu justierten Ausrichtung an der Spitze der deutschen Folk-Rock-Szene. „Memento Mori“ ist nun die zehnte FEUERSCHWANZ-Scheibe und knüpft direkt an den Vorgänger an.

Man kann es gar nicht oft genug erwähnen: FEUERSCHWANZ haben sich von ihrem schlüpfrigen Image mit billigen Sexwitzchen und platten Kalauern verabschiedet und gehen nun merklich ernster zu Werke. Bereits „Memento Mori“ als Albumtitel deutet darauf hin: Der lateinische Ausspruch besagt, sich der eigenen Sterblichkeit bewusst zu sein. Hauptmann Feuerschwanz und sein Gefolge besingen im schmissigen, gleichnamigen Opener das Hier und Jetzt, das Leben und die Vergänglichkeit. Dabei fällt bereits auf, dass die vorab vernommenen Aussagen der Mittelalterbarden zutreffen und die neue Scheibe härter und metallischer ausfällt. Neuzugang Rollo Schönhaar trommelt und tritt sein Schlagzeug hart und äußerst druckvoll, der angeschlagene Rhythmus treibt die Songs immer nach vorne. Auch die Gitarren sind heavy gestimmt, die drei Gitarristen erzeugen metallische Wellen an schneidenden Riffs. „Memento Mori“ ist definitiv das bisher härteste Album der Bandgeschichte. Am besten verdeutlicht das „Ultima Nocte“ durch sein hartes Riffing, metaltypische Soli und einer insgesamt schweren Note.

Erwachsen, ernst und hart – Fans müssen jetzt dennoch keine Angst haben, dass FEUERSCHWANZ ihre Wurzeln vergessen haben. Der Folk spielt immer noch eine wichtige Rolle im Sound der Franken. Und ganz wichtig: FEUERSCHWANZ machen trotz der veränderten lyrischen Ausrichtung weiterhin Spaß und sorgen für gute Laune. Auch wenn es bei „Ultima Nocte“ kaum über ein Geigen- und Flöten-Solo oder Chorgesänge hinausgeht, sind Dudelsack, Flöte, Geige und Drehleier weiterhin ein tragendes Element und stehen bei fast allen Liedern immer im Vordergrund und gleichberechtigt neben Gitarren, Bass und Schlagzeug. „Untot im Drachenboot“ oder „Am Galgen“ zeigen diese großartige Mischung sehr schön auf.

„Rausch der Barbarei“ klingt wie ein Hybrid aus FEUERSCHWANZ, den Apokalyptischen Reitern und Hämatom: Harte Industrial-Riffs, verzerrte Vocals, viel Headbangpotential und Deutschrock-Atmosphäre machen den Track anfangs zu einer überraschenden und etwas abschreckenden Hörerfahrung. Einige Durchläufe später ist das Eis gebrochen und zum „Rausch der Barbarei“ lässt sich bestens mitsingen. Das ist einer dieser Tracks, bei dem man sich umso mehr nach der Rückkehr der Konzerte und Festivals sehnt, ein perfekter Livetrack zum Ausrasten. FEUERSCHWANZ scheinen während der Produktion auch einige Runden Power Metal und vorzugsweise Powerwolf gehört zu haben: „Krampus“ und „Hannibal“ etwa erinnern durch die Rhythmik und den schmissigen Refrains nicht gerade wenig an die Werwölfe. Diese Färbung steht den Feuerschwänzen ausgezeichnet und harmoniert bestens mit den Folk-Instrumenten.

Textlich konzentrieren sich FEUERSCHWANZ neben der Lobpreisung des Lebens vor allem auf Fantasy-Thematiken, wie allein die Trackliste mit Untoten, Drachen oder dem Krampus schon deutlich machen. Ein besonderes Schmankerl für Herr-der-Ringe-Fans ist „Rohirrim“. Die selbst bezeichneten glühenden Tolkien-Fans haben sich mit dem Reitervolk aus Mittelerde ein heroisches Thema für einen überragenden Song ausgesucht. Der Text und die emotionale Umsetzung machen klar, dass FEUERSCHWANZ mit Leib und Seele dabei sind. Besonders Filmfans freuen sich über das großartig eingewebte „Rohirrim“-Thema aus dem Soundtrack von Howard Shore. Wie „Rohirrim“ sind auch fast alle anderen „Memento Mori“-Songs extrem eingängig: schnell sitzt der mitsingtaugliche Refrain und macht auch nach zehn, zwanzig und mehr Durchläufen noch Spaß.

„Memento Mori“ hat epische Refrains, eingängige Melodien, bombastische Chöre und ist musikalisch wie emotional mitreißend. In 39 Minuten bieten FEUERSCHWANZ ein abwechslungsreiches, von Anfang bis Ende frisches, begeisterndes und perfekt produziertes Album voller starker Tracks. Das Sextett überzeugt mit einer direkten Fortsetzung zu „Das elfte Gebot“ auf ganzer Linie und erweitert seinen Sound dazu noch um neue, spannende Elemente. FEUERSCHWANZ befinden sich auf dem momentanen Höhepunkt ihres Schaffens und präsentieren mit „Memento Mori“ ihr bisher bestes Album.

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Wertung: 9 / 10

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4 Kommentare zu “Feuerschwanz – Memento Mori

  1. Danke für das tolle Review! Mir persönlich gefällt das Album nach drei Durchläufen auch sehr gut, wobei ich es etwas zu eingängig finde. Da gab’s in der Vergangenheit schon abwechslungsreichere Alben. Highlight für mich ist definitiv „das Herz eines Drachen“, weil es durch die Emotionen und Lyrik heraussticht. Bei Methämmer haben sie Humor und Härte meines Erachtens am besten ins Gleichgewicht gebracht. Deshalb ist das auch mein Lieblingsalbum. Der Humor ist mittlerweile verschwunden. Für mich persönlich etwas schade. Dennoch ein starkes Album. Bei den Covers finde ich Der Graf am besten und Dragostea Din tei an überraschendsten.

    1. Freut mich, dass dir Review und Album gefallen! Der Hauptmann spricht im aktuellen Interview auch darüber, welche Emotionen auf dem Album verarbeitet wurden. Das erklärt zusätzlich zum eh schon eingeschlagenen Kurs den fehlenden Humor etwas besser.

  2. Wurden die Cover auch gehört? Da zeigt sich doch oft, wie sich eine Band selbst interpretiert. Darf ich um einen kurzen Kommentar hierzu bitten, oder ist das arg vermessen. Danke auf jeden Fall für die Review.

    1. Hallo fenrir.
      Klar darfst du um einen Kommentar bitten. Die Bonus-CD „Die glorreichen Sieben“ mit den Coversongs habe ich bisher leider nicht gehört. Diese lag mir bei meiner Promoversion nicht vor. Von den Covern kenne ich bisher nur „Warriors Of The World United“, das mir sehr gut gefällt.

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