Review Feuerschwanz – Auf’s Leben

Führten FEUERSCHWANZ auf „Walhalligalli“ den Albumtitel noch ad absurdum, kommen die Erlangener (Comedy-)Folkrocker bei ihrem neuen Silberling „Auf’s Leben“ direkt mit dem Namen auf den Punkt. Hier geht es wieder weniger um Tiefsinniges als vielmehr um Feiertaugliches, ein Beleg hierfür ist die Songauswahl bzw. die einzelnen Liedernamen. So verfällt des Hauptmanns geiler Haufen in alte Muster und landet damit am Ende insgesamt irgendwo zwischen „Walhalligalli“ und dessen Vorgängern.

Fehlte es besonders „Met & Miezen“ und „Metvernichter“ noch an einer konkurrenzfähigen Produktion, so sitzt dieses Mal bei allen Tracks die Folkgröße Thomas Heimann-Trosien (Schandmaul, Saltatio Mortis, In Extremo) an den Reglern, unterstützt von Subway-to-Sally-Trommler Simon Michael. Davon profitiert das gesamte Album an der Rhythmusfront, in den Melodieteilen und beim Gesang gleichermaßen, fernab der Inhalte. Besonders deutlich wird dies beispielsweise im Rahmen von „Träumer und Tor“, das gleichermaßen auf Riffs, Dudelsack und Geige setzt und – wie der Titel nahelegt – auf Goethes „Faust“ anspielt. Auf früheren Longplayern hätte das Ergebnis wohl weit weniger gut geklungen, wenngleich der Song auch auf „Auf’s Leben“ nicht zu den Highlights zählt. Vorab präsentierten FEUERSCHWANZ mit der Videoauskopplung „Herz im Sturm“ sowie dem Live-Debüt von „Zuckerbrot und Peitsche“ zwei der stärkeren Kompositionen. Auf der Habenseite verbucht „Auf’s Leben“ dazu die gleichnamige Hymne an Gitarrist Hans den Aufrechten, der im Rahmen eines obligatorischen Solos seine Qualitäten unter Beweis stellt, sowie die unterhaltsame Santiano-Parodie „Seemannslied“ und das mystisch-angehauchte „Der Druide“ nebst Didgeridoo. Diese Kompositionen wirken clever arrangiert, neu und bleiben dadurch haften.

Wenig neu geraten hingegen der namensgebende Titeltrack, das als Dialog zwischen Hauptmann und Prinz verpackte „Blöde Frage, Saufgelage“ (nebst weiblichem Gesang) sowie der balladeske Abschluss „Frisch gezapft“. Letzteres ersetzt „Am Feuer“, ohne eigene Akzente zu setzen. Dies gelingt Hodi mit dem sehr persönlichen „Auf Wiederseh’n“ über den Abschied eines geliebten Menschen besser, wenngleich dieser Song im reinen Akustikgewand wohl eine noch intensivere Atmosphäre vermittelt. Im rockigen Bereich überzeugt wiederum „Mann aus Metall“ am Ende des Tages nicht wirklich, da die Textidee über einen schwer beladenen Ritter und dessen Leibesertüchtigungen musikalisch nicht eingängig genug umgesetzt wurde und Hauptmann Feuerschwanz mehr Sprechgesang betreibt als Melodieführungen zu folgen.
Ironischerweise scheitert auch der „Ohrwurm“ als ebensolcher, genau wie „Sündenfrei (zum Sonderpreis)“. Die Ansätze stimmen, doch vieles wirkt weniger elaboriert und schlitzohrig als auf „Walhalligalli“. Stattdessen steht erneut mehr die plakative Doppeldeutigkeit im Vordergrund und die Inhalte scheinen der Feiertauglichkeit weitestgehend untergeordnet zu sein: Es wäre zum Beispiel wenig überraschend, wenn auf dem Nachfolger nach Johanna und Hans ein weiteres Bandmitglied seinen eigenen Song gewidmet bekäme. So besingen sich FEUERSCHWANZ anno 2014 nun nicht mehr selbst als Kollektiv, sondern einzeln. Das Ergebnis ist vergleichbar. Ebenso verhält es sich mit dem Rest, wenn man „Walhalligalli“ und die technischen Standards ausklammert.

Mit ihrer neuen Produktion positionieren sich FEUERSCHWANZ wieder vermehrt dort, wo sie besonders live immer anzutreffen gewesen sind: im Bereich der folkrockigen bzw. mittelalterlichen Partymusik. Wer gerne mehr will als die simple Huldigung des Lebens, des Bieres und des Gelages, der dürfte mit Versengold, Knasterbart und Mr. Hurley & die Pulveraffen inzwischen besser bedient sein. An „Walhalligalli“ reicht „Auf’s Leben“ trotz einer hervorragenden Produktion und einiger starker Songs jedenfalls nicht heran.

 

Wertung: 6.5 / 10

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