Fellwarden - Legend

Review Fellwarden – Legend: Forged In Defiance

Der künstlerische Output von Frank Allain – besser bekannt unter seinem Pseudonym The Watcher – war bislang eine recht ernüchternde Angelegenheit. Während seine Post-Black-Metal-Band Fen mit jedem neuen Release hinter ihren Möglichkeiten zurückzubleiben scheint, konnte der Brite mit „Oathbearer“ (2017), dem Debüt seines stilistisch gar nicht so unähnlichen Soloprojekts FELLWARDEN, endlich von sich überzeugen. Der Nachfolger „Wreathed In Mourncloud“ (2020) dümpelte hingegen leider wieder genauso wie die Alben seiner Hauptband vor sich hin. Dass „Oathbearer“ aber keineswegs bloß ein einmaliges kreatives Aufblitzen war, beweist FELLWARDEN mit seinem dritten Album: „Legend: Forged In Defiance“.

Dabei wiederholt The Watcher keineswegs bloß, was auf seinem Solo-Erstling funktioniert hat. Anstelle einer Sammlung getragener, mitunter fast schon meditativer Songs wie „Oathbearer“ hat FELLWARDEN diesmal ein auffallend episches Album geschaffen, das insbesondere die beiden vorherigen Fen-Platten, die eigentlich mit mehr Direktheit und Härte trumpfen wollten, mit seiner rohen Energie locker in den Schatten stellt.

Das Konzeptalbum, das sich um David Gemmells gleichnamigen Fantasy-Roman dreht, gestaltet sich – ganz seinem lyrischen Inhalt entsprechend – um einiges ereignisreicher und kämpferischer als die beiden Vorgängerplatten, was sich gleich von Beginn an zeigt. Die imposanten Gitarren, die kraftstrotzenden, von Alasdair Dunn (Ashenspire) eingespielten Drums und die erhabenen Chorgesänge von Adam Allain alias Grungyn (Fen), die den Opener „Exultance (Wall 1: Eldibar)“ eröffnen, bleiben auch im weiteren Verlauf des Albums ein Eckpfeiler der Songs. Dazu kommen nach und nach packende Leadmelodien, die fast schon an klassischen Heavy Metal grenzen, frostige Riffs und kernige Screams, aber auch elegante Akustikgitarren, die im schwungvollen Auftakt von „Serenity (Wall 5: Valteri)“ besonders mitreißend sind.

Von Zeit zu Zeit legen sich die vertonten Schlachtgetümmel und FELLWARDEN schlägt kontemplative Töne an, ohne sich jedoch in diesen zu verlieren. Die besänftigenden Clean-Gitarren-Arrangements, denen der hallende, recht verwaschene Sound des Albums etwas besser als den Metal-Parts zu Gesicht steht, sind wie die heilsame Ruhe nach einem Sturm. Obgleich FELLWARDEN sich stilistisch also eigentlich nach wie vor nicht weit von Fen distanziert, gelingt es The Watcher in seinem Nebenprojekt deutlich besser, prägnante und eingängige Songs zu schreiben, die nicht an ihrer beträchtlichen Länge von bis zu elf Minuten zugrundegehen.

Hat FELLWARDEN sich mit Album Nummer drei also selbst übertroffen? Nein, nicht wirklich: Zum einen passt die unscharfe Produktion nicht ganz so gut zu den Kampfeshymnen auf „Legend: Forged In Defiance“ wie zu den eher melancholischen Stücken des Debüts, zum anderen geben manche der Tracks vereinzelt Anlass zum Fremdschämen. Mit letzterem sind vor allem die traditionelle Männlichkeitsideale hochhaltenden Monologe in „Renewed Hope (Wall 3: Kania)“ und „Death (Wall 6: Geddon)“ gemeint. Obwohl „Legend: Forged In Defiance“ folglich auch nicht ganz frei von Kritikpunkten ist, hat The Watcher damit doch nach mehreren belanglosen Releases endlich mal wieder eine wirklich spannende Platte hervorgebracht.

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Wertung: 7.5 / 10

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