Aus den unergründlichen Tiefen des schwarzmetallischen Undergrounds hat sich mal wieder eine neue Band erhoben: Die Amerikaner FELL RUIN legen mit „To The Concrete Drifts“ ihr Debüt vor. Wie bei einem Release aus dem Hause I, Voidhanger Records zu erwarten war, handelt es sich dabei um eine recht obskure Angelegenheit, das Quintett scheint sich stilistisch nicht allzu sehr festzulegen, solange es nur dissonant und bösartig klingt. Am ehesten fallen die fünf Tracks, die es zusammen auf gerade mal 37 Minuten Laufzeit bringen, jedoch unter Black und Doom Metal.
An sich ja eine feine Sache, das haben schon zahlreiche Bands wie Bethlehem oder Fäulnis bewiesen. Dabei ist die stilistische Spielwiese groß genug, um darauf einen Platz ganz für sich allein zu beanspruchen. Das scheinen FELL RUIN auf den ersten Blick auch tatsächlich anzustreben, geht man vom mysteriös düsteren Intro „Respire“ aus, dessen cleane und akustische Gitarren eine für diese Spielart durchaus untypische Einleitung darstellen. In weiterer Folge sind solche Besonderheiten jedoch bedauerlich rar gesät.
Sicher, FELL RUIN wissen, was sie tun und legen dabei einen beachtlichen Grad an Professionalität an den Tag. Die schleppenden, tiefen Gitarren könnten heavier nicht sein, von Zeit zu Zeit wird sogar ordentlich auf den Putz gehauen, wobei die sonst vorrangig im Schritttempo gespielten Drums auch schon mal im Blasting-Stil verkloppt werden („Spy Fiction Folds In Ready Streets“). Garstige Screams, dissonante, noisige Soundwälle und eine wuchtige, raue Produktion tun ihr übriges, um der Musik auch noch den letzten Rest klanglicher Gemütlichkeit auszutreiben.
Genau da liegt jedoch möglicherweise auch das große Problem. Einnehmende Melodien gibt es nämlich praktisch keine, es prägt sich geradezu nichts ein und die pechschwarze Atmosphäre wird immer wieder von abstrusen Einschüben gestört. „To Wither The Golden Rose In Bloom“ steht dafür exemplarisch, denn was FELL RUIN mit den unpassend abrupt abgehackten Gitarren und dem eine Minute lang in den Ohren schmerzenden Dröhnen zum Schluss bezwecken, erscheint ziemlich fragwürdig. Aber auch die zwischendurch eher lieblos improvisiert wirkenden Distortion-Gitarren im abschließenden Zehnminüter „…And Choke On Nocturnal Breath“ wollen nicht so recht ins Bild passen. Eine gewisse Abwechslung zwischen den Tracks ist gegeben, trotzdem schaffen es FELL RUIN mit nahezu keiner Note, dem Hörer im Gedächtnis zu bleiben oder ihn zu fesseln.
An und für sich ist „To The Concrete Drifts“ nicht schlecht gemacht, immerhin soll es ja auch gar nicht leicht zugänglich sein und FELL RUIN spielen ihre Instrumente mehr oder weniger fehlerfrei. In ihrem Streben nach einem möglichst rohen, garstigen Sound scheinen es die Amerikaner jedoch nicht für nötig gehalten zu haben, sich auf welche Art auch immer von anderen vergleichbaren Bands abzuheben. Die Tracks wirken über weite Strecken viel zu beliebig, bisweilen sogar nervenaufreibend (im negativen Sinn). Und das ist bei der heutigen Masse an unmelodiös vor sich hin prügelnden Untergrund-Gruppen schlichtweg fatal.
Wertung: 5.5 / 10