Review Fallujah – Undying Light

Schon auf ihrem zweiten Album „The Flesh Prevails“ haben FALLUJAH etwas vollbracht, das nur den wenigsten Bands überhaupt jemals gelingt: Die Amerikaner haben aus zuvor bereits etablierten Stilmitteln – basierend auf Technical Death Metal und Ambient – etwas ganz und gar Einzigartiges und Unverkennbares geschaffen. Nachdem sich die Atmospheric-Death-Metaller zwei Jahre danach auf „Dreamless“ sogar von einer noch experimentierfreudigeren Seite gezeigt hatten, folgte jedoch ein entscheidender Wendepunkt: Sänger und Mitgründer Alex Hofmann verließ die Band und bald darauf tat es ihm Gitarrist Brian James gleich. Für ersteren fand man einen Ersatz in Antonio Palermo, sodass die zum Quartett geschrumpfte Truppe aller Widrigkeiten zum Trotz eine weitere Platte hervorbringen konnte: „Undying Light“.

Wie die Fans anlässlich der bereits im Vorhinein veröffentlichten Tracks „Ultraviolet“ und „Dopamine“ schon früh einsehen mussten, war vor allem der Fortgang Hofmanns für FALLUJAH nicht ohne Folgen geblieben: Nicht nur überraschte Palermo mit seinen kratzigen, eher im Deathcore gebräuchlichen Screams, die in puncto Stimmgewalt nicht an die imposanten, wenn auch etwas eindimensionalen Growls seines Vorgängers heranreichen konnten, auch waren die atmosphärischen Klangeffekte auf ein Minimum reduziert worden. Ein ganzes Album anhand der ersten Single-Auskopplungen zu bewerten, wäre selbstverständlich verfrüht – bedauerlicherweise bekommt man im übrigen Verlauf von „Undying Light“ jedoch nichts zu hören, was diesen ersten Eindruck relativieren würde.

Dabei ist es keineswegs so, dass FALLUJAH ohne Hofmann und James aufgeschmissen wären. Scott Carstairs’ unverwechselbare, sich in immer höhere Sphären aufschwingende Gitarrenmelodien schweben noch immer hin und wieder durch die Tracks, Andrew Bairds kreatives Drumming, das weit mehr als bloß herkömmliches Geblaste zu bieten hat, wartet sogar in den ruhigeren Momenten mit verspielten Rhythmen auf („The Ocean Above“) und Palermo macht seine Sache am Mikro schon ganz in Ordnung. Von dem außergewöhnlichen Stilmix, mit dem FALLUJAH die Tech-Death-Szene ein paar Jahre zuvor im Sturm erobert haben, sind allerdings nur noch Fragmente übrig geblieben.

Sowohl die atemberaubenden Leads von „The Flesh Prevails“ als auch die interessanten Electro-Sounds von „Dreamless“ wurden weitgehend in den Hintergrund verbannt. An ihre Stelle sind auf „Undying Light“ brachiale, klumpige Tech-Death-Nummern getreten, die zwar, wie etwa das vertrackte Shredding zu Beginn von „Sanctuary“ zeigt, spieltechnisch auch diesmal beeindrucken, aber genau so gut von jeder anderen, halbwegs talentierten Band dieses Genres stammen könnten. Uninspirierte Tracks wie das schleppende „Distant And Cold“ und das hypnotische Artwork, das durchaus ansehnlich ist, aber mit der faszinierenden Weltraum-Ästhetik der Vorgängerplatten nichts mehr zu tun hat, zementieren letztlich den Eindruck, dass sich FALLUJAH auf „Undying Light“ nicht weiter-, sondern eher zurückentwickelt haben.

Der euphorische Höhenflug, den FALLUJAH auf ihren beiden letzten Veröffentlichungen hingelegt haben, hat mit Album Nummer vier offensichtlich sein vorläufiges Ende gefunden. Möglicherweise von ihrem eigenen Licht geblendet haben die Amerikaner den mutigen, aber unbedachten Schritt gewagt, ihre eigenen Trademarks gegen einen verhältnismäßig gewöhnlichen Tech-Death-Stil einzutauschen, und damit unglücklicherweise ein künstlerisches Verlustgeschäft gemacht. Noch bringen FALLUJAH ausreichend Raffinesse in Songwriting und Performance auf den Tisch, um ihren Status als eigenständige und fähige Vertreter des Genres zu rechtfertigen. „Undying Light“ ist auf jeden Fall hörenswert – und doch handelt es sich um die wohl bisher schwächste Platte der vormals so innovativen Truppe.

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Wertung: 7 / 10

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