„Popular Monster“.
Das ist weit mehr als ein Albumtitel. Es ist ein autobiografisches Werk des polarisierenden Ronnie Radke, Seelenstriptease und ein Spiegel, den er der Gesellschaft vorhält. „Seht mich an, ich bin ein Monster! Das Monster, zu dem ihr mich gemacht habt und das ihr in mir sehen wollt!“ Seine Band FALLING IN REVERSE ist sein Sprachrohr, sein Megafon, Radke selbst ist aber weit mehr als FALLING IN REVERSE. Er ist eine der kontroversesten, kreativsten und unberechenbarsten Figuren der Metalszene.
Radke, gebürtig in Las Vegas, personifiziert den amerikanischen Traum des Erfolges trotz vieler Hindernisse. 2008 wurde er zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er gegen Bewährungsauflagen verstoßen hatte. Vorausgegangen war ein Kampf mit mehreren Personen, bei dem jemand ermordet wurde. Radke ist nicht des Mordes schuldig, wurde aber wegen Gewalttaten zu Bewährung verurteilt, dazu kamen diverse Drogendelikte. Seine damalige Band Escape The Fate warf ihn daraufhin raus, im Gefängnis gründete er FALLING IN REVERSE.
Als „Band“ ist FALLING IN REVERSE derweil freilich nur schwerlich zu bezeichnen – vom Mugshot als Cover-Artwork über die Texte um Selbstfindung und innere Konflikte bis hin zu den opulenten Musikvideos mit einer zentralen Figur ist ganz deutlich: Ronnie Radke ist FALLING IN REVERSE, Ronnie Radke ist das titelgebende „Popular Monster“. „I’m about to break down, searching for a way out“ oder „I just wanna feel okay“ singt er in ebenjenem Titeltrack und klagt über die Anschuldigungen, denen er immer und immer wieder begegnet, mit denen die Gesellschaft ihn seiner Ansicht nach als Monster abstempelt. Im Song und dem starken Musikvideo wird Depression nicht als stilles Leiden, sondern als durch Hilflosigkeit herausbrechende Wut thematisiert – und das wirkt zu 100 % ehrlich, authentisch und ungeschönt.
Mit einem neuen Album haben wir es hier aber nur bedingt zu tun, allein der Titeltrack ist bereits stolze fünf Jahre alt. FALLING IN REVERSE verfolgten stets den Ansatz, einzelne Songs als große Events zu veröffentlichen. Songs wie „Watch The World Burn“ oder „Ronald“ haben auch mit ihren enorm aufwändig produzierten Videos für Aufsehen gesorgt, mit den Effekten konnten die Produktionen tatsächlich so einige aktuelle Hollywood-Blockbuster in den Schatten stellen. Viele Millionen Aufrufe in nur wenigen Tagen sprechen eine deutliche Sprache über die Popularität von FALLING IN REVERSE.
Die musikalische Bandbreite auf „Popular Monster“ ist dabei so breit gefächert wie Radkes Gefühlspalette bei Zusammenbrüchen und wütenden Hasstiraden gegen Kritiker auf Social Media. Während selbst bei brettharten Metal-/Deathcore-Brechern wie „Watch The World Burn“ und „Ronald“ zwischen krachenden Riffs und saftigen Breakdowns gerappt wird, ist „NO FEAR“ ein reiner Rap-Track, in dem Radke mit Hatern, Social Media, der Gesellschaft und vorgegaukelter Meinungsfreiheit abrechnet. „All My Life“ überrascht mit gefälligen Country-Klängen und „Trigger Warning“ erinnert frappierend an lockerleichten Pop Punk der Marke Billy Talent. Radke growlt, kreischt, rappt und singt lieblich – und all das macht er extrem überzeugend und immer exakt passend zur Musik. Beeindruckend ist dabei erst recht, wie problemlos er sekundenschnell zwischen den Stilen hin- und herwechseln kann. „ZOMBIFIED“ ist einer dieser Songs, bei denen Radke seine melodiöse, gefällige Stimme mit unglaublichem Gefühl präsentieren kann – der wütende Breakdown schlägt dadurch umso härter ein.
Radke hat über die Jahre mit vielen Musikern diverser Genres zusammengearbeitet, auch das sorgt nochmal für zusätzliche Würze und – natürlich – für gesteigertes Aufrufpotenzial auf allen möglichen Plattformen. Der Rapper Tech N9ne, der eigenwillige Jelly Roll, Alex Terrible von den Deathcore-Bad-Boys Slaughter To Prevail oder Saraya-Jade Bevis (Radkes Freundin, Wrestling-Fans als Paige von WWE und Saraya von AEW bekannt) unterstreichen die Vielseitigkeit von „Popular Monster“. Jacoby Shaddix von Papa Roach ist zwar nicht als Gast vertreten, dafür aber eine herzzerreißende Version von „Last Resort“. Diese Coverversion ist eines der großen Highlights des Albums und hat auch Shaddix selbst überzeugt. Spätestens diese Gänsehaut-Nummer wird auch die Letzten von Radkes gesanglichen Qualitäten überzeugen.
„Popular Monster“ ist ein Füllhorn an Kreativität, Egoshow, schonungslose Abrechnung, persönliche Offenbarung und das Zeugnis einer der faszinierendsten Metalbands unserer Zeit. Dass FALLING IN REVERSE 2025 Rock im Park / Rock am Ring headlinen und es in den Kommentarspalten heiß hergeht, verdeutlicht nur nochmal das Konfliktpotenzial der Band. Ob man FALLING IN REVERSE mit Klicks, Geld und Plattform geben unterstützen will, ist jedem freilich selbst überlassen. Dass „Popular Monster“ ein überwältigendes Album ist, ist dagegen kaum bestreitbar.
Wertung: 9 / 10
Bisher waren mir Falling In Reverse ziemlich egal nachdem was ich wiederum in den letzten Tagen so mitbekommen habe ist es wohl eindeutig dass Ronnie Radke gehörig einen an der Waffel hat:
Mehrere Shows der laufenden Tour wurden aus „produktionstechnischen Gründen“ abgesagt, zumindest die Vorgruppen haben dennoch ihre Shows gespielt. Die Wien Show wurde sehr kurzfristig am Tag des Konzertes angesagt, nachdem im Rahmen eines Streams nach den Grund gefragt wird reagiert Ronnie Radke mit einer Schimpftirade, im Laufe desselben Tages wird dann bekannt gegeben dass Falling In Reverse doch nicht nächstes Jahr beim österreichischen Nova Rock Festival spielen werden, wobei ich sehr stark davon ausgehe dass die Verantwortlichen sie nach Ronnie Radkes Ausraster beinhatt rausgekickt haben…. Ist wohl auch besser, bei allen nötigen Respekt aber dieser Vollidiot sollte sich nach der Aktion lieber nicht mehr in Õsterreich blicken lassen….
https://www.morecore.de/news/es-reicht-wir-muessen-leider-doch-ueber-falling-in-reverse-reden/