Angst, Beklemmung, Hoffnungslosigkeit und Trauer sind Gefühle und Eigenschaften, die Menschen nicht erleiden möchten, die sie aber auch gleichermaßen faszinieren. Dabei sind einige Menschen davon fasziniert diese hervorzurufen und andere davon sie zu erfahren.
EYE OF SOLITUDE verstehen sich selbst beziehungsweise ihre Musik als Instrument, um eben jene Gefühle spürbar zu machen. Sie möchten den Hörer an dunkle Orte führen und ihn diese psychischen Qualen erleben lassen. Dass Musik dies vermag, haben bereits einige Künstler bewiesen, aber ob die Londoner Doom-Deather mit ihrem Werk „Canto III“ hierzu ebenfalls in der Lage sind, bleibt abzuwarten.
Bereits die Eröffnung des Albums durch „Act I: Between Two Worlds (Occularis Infernum)“ weckt gemischte Gefühle. Man möchte in den sanften Keyboard- und Gitarrenmelodien etwas Hoffnung finden, auch wenn der bedrohliche Unterton stets spürbar ist. Bereits nach kurzer Zeit erlischt dann jegliche, eventuell vorhandene Hoffnung, während sich das Stück in eine Melange aus Black und Death Metal steigert. Nach und nach breitet sich die düstere Atmosphäre aus, welche das gesamte Album durchdringt, und lässt die gegen Ende wiederkehrende Anfangsmelodie hoffnungslos erscheinen. Mit dem zweiten Akt führen EYE OF SOLITUDE den Hörer endgültig an einen Punkt tiefer Trauer, der sich in Wut und Verzweiflung entlädt. Unterstützt wird dies nicht zuletzt durch die dezent eingesetzten Streicher zu Beginn des Songs, das Geräusch eines schlagenden Herzens, die stets präsenten Keyboardteppiche und eine einzelne, geschickt gesetzte Geschwindigkeitsattacke.
Genau diese Trauer wird auch durch die restlichen Stücke von „Canto III“ transportiert und entlädt sich zwischendurch immer wieder durch einzelne kurze Ausflüge in leicht schnellere Gefilde. Grundsätzlich verbleiben EYE OF SOLITUDE jedoch in den typischen Doomlagen und steuern verstärkt über die Instrumentierung. Immer wieder wechseln groß angelegte Keyboardteppiche mit tiefen Gitarrenläufen und einzelne Sprechpassagen werden dafür genutzt, in den entsprechenden Momenten noch mehr Tiefe zu verleihen. Die sehr tiefen Growls fügen sich dabei auf solch natürlichem Weg in das Gesamtbild, als würden sie aus der Situation heraus entstehen und nicht durch eine Person hinzugefügt.
„Act VI: In The Desert Vast“ beschließt das Album dann, indem es nochmals allen Gefühlen freien Lauf lässt und die Stärken der Scheibe in einem Werk zusammenfasst. Immer wenn man denkt, ein versöhnliches Ende gefunden zu haben, wird diese Hoffnung zerschlagen. Selbst als dann die letzte Ruhe einkehrt, bleibt nicht mehr als ein zermürbter Geist in Trauer und Dunkelheit.
EYE OF SOLITUDE beweisen mit ihrem dritten Werk also, dass sie in der Lage sind, sich in eine Reihe mit Bands wie My Dying Bride zu stellen und Gefühle auch so zu transportieren, wie es ihre Landsleute tun.
Wertung: 9 / 10