Das Cover von "British Disaster!" von Exodus

Review Exodus – British Disaster! The Battle Of `89 (Live At The Astoria)

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Thrash Metal

Je länger eine Band im Geschäft ist, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie irgendwo im Safe noch den einen oder anderen unveröffentlichten Live-Mitschnitt liegen hat. Mit mittlerweile 45 Dienstjahren dürften die Thrasher EXODUS eine ganze Reihe solcher Konzertdokumente in der Hinterhand haben und zumindest einen davon machen sie nun öffentlich: Unter dem Titel „British Disaster! The Battle Of ’89“ veröffentlicht die Truppe von Gary Holt jetzt einen bisher ungehörten Auftritt aus dem Jahre 1989, aufgenommen im Londoner Club „Astoria“, als die Kalifornier gerade ihr drittes Album „Fabulous Disaster“ im Gepäck hatten. Damals spielte übrigens noch Rob McKillop Bass für die Band, der kurz vor „Bonded By Blood“ zu EXODUS kam.

Ganz ungehört ist das Material von „British Disaster! The Battle Of ’89“ dabei nicht, denn zumindest ein paar der Songs wurden bereits 1989 als Bonustracks einer Neuauflage von „Bonded By Blood“ veröffentlicht. Dennoch: Erst jetzt ist die Show aus dem Londoner „Astoria“ vollständig zu hören und das wurde auch Zeit. Mit einer Setlist, die erwartbare Standards wie „Bonded By Blood“ oder „Metal Command“ außen vor lässt und dafür auf Live-Alben eher selten vertretene Nummern wie „The Last Act Of Defiance“ und „Verbal Razors“ bietet, hat man es hier klar nicht mit einem Best-of-Programm, sondern einer Tourshow zum damals aktuellen Album zu tun. Ein solcher Mitschnitt war lange überfällig, denn abgesehen vom seltsam verkürzten „Good Friendly Violent Fun“ (1991) gab es bisher kein Live-Album, das EXODUS in ihrer Sturm-und-Drang-Phase abbildet.

Und stürmisch war die Band an diesem Abend auf jeden Fall. „British Disaster! The Battle Of ’89“ vermittelt genau die intensive Dringlichkeit, die man sich von einem Live-Mitschnitt wünscht. Ähnlich wie Metallica etwa zur gleichen Zeit spielen auch EXODUS ihre Songs hier locker 20 Prozent schneller, was die schweißtreibende Energie des Abends auf CD nachvollziehen lässt. Dabei ist die Truppe vor allem in den ersten zwei bis drei Songs nicht ganz tight – das ist an dieser Stelle auch gar nicht negativ zu bewerten, vielmehr unterstreichen solche Unsauberkeiten die Authentizität eines energetischen Auftritts. Zusammen mit den sympathisch-prolligen Ansagen von Steve Souza und Gary Holt und der in jeder Hinsicht großartigen Performance ergibt das ein schlicht großartiges Live-Erlebnis fürs Wohnzimmer.

Obwohl die Spuren inzwischen 35 Jahre auf dem Buckel haben, geht auch der Sound von „British Disaster! The Battle Of ’89“ absolut in Ordnung. Das liegt einerseits an der Qualität digitaler Restauration im Allgemeinen, aber auch an der Arbeit von Produzent Chris „Zeuss“ Harris. Der hat dem Material einen druckvollen und ausgewogenen Sound verliehen, der die Live-Atmosphäre nicht zuletzt dank der notwendigen Raumanteile bestens wiedergibt. Schön ist, dass auch das Publikum zwischen den Songs gut zur Geltung kommt – allerdings ist die versammelte Menge auch während der Nummern verdächtig laut zu hören, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass hier im Mix ein wenig nachgeholfen wurde. Das fällt auf, stört aber nicht im Geringsten.

Wie gesagt: Insbesondere die ersten zehn Jahre in der Karriere von EXODUS waren bisher im Hinblick auf Live-Mitschnitte sträflich unterrepräsentiert. „British Disaster! The Battle Of ’89“ schließt diese Lücke nun auf die denkbar beste Art und Weise, denn der enthaltene Auftritt lässt so gut wie keine Wünsche offen. Hier spielt eine energiegeladene, hungrige Band ein ebenso abwechslungsreiches wie umfassendes Set und zeigt sich von ihrer besten Seite. Was auch immer man über die neuen Alben der Truppe denkt, EXODUS haben mit Steve Souza in ihrem stärksten Line-up ihr bestes Material aufgenommen – wie gut die Formation damals harmonierte, zeigt sich auf „British Disaster! The Battle Of ’89“ in jeder Note und obendrein erinnert diese Live-CD daran, was Gary Holt und Rick Hunolt eigentlich für ein fantastisches Gitarrenduo waren.

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Wertung: 9 / 10

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