Das Cover von "Shattering Reflection" von Evil Invaders

Review Evil Invaders – Shattering Reflection

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Thrash Metal

Um die belgische Speed-Metal-Truppe EVIL INVADERS war es schon vor dem Corona-bedingten Stillstand der Unterhaltungsbranche reichlich still geworden: Zwar veröffentlichten die Jungs 2019 ein ausgewachsenes Live-Album inklusive DVD, mit dem 2017 erschienenen „Feed Me Violence“ liegt ihre letzte volle Studioplatte allerdings stolze fünf Jahre zurück. Nun hat das Warten ein Ende, denn mit „Shattering Reflection“ ist unlängst endlich das dritte Album der Band aus Limburg erschienen – einmal mehr beim österreichischen Label Napalm Records.

In fünf Jahren kann so einiges passieren und während EVIL INVADERS personell noch immer die gleichen sind, hat sich bei der Truppe inhaltlich doch einiges getan. Zunächst aber zu dem, was beim Alten geblieben ist: Im Großen und Ganzen sind die Belgier noch immer eine thrashige Speed-Metal-Band im Geiste von Genre-Vorreitern wie Razor oder Exciter. Das wird auch auf „Shattering Reflection“ in Nummern wie dem eröffnenden „Hissing In Crescendo“ sowie dem rabiaten „Sledgehammer Justice“ deutlich, die sich als durch und durch typische EVIL-INVADERS-Nummern präsentieren. Ebenfalls typisch ist, dass die Truppe ihren brachialen Sound mit melodiöser Gitarrenarbeit anreichert, wodurch sie sich seit jeher von anderen Bands ähnlicher Prägung abhebt.

Auf „Shattering Reflection“ ist ebenjener Hang zur Melodie so ausgeprägt wie nie zuvor, was auch den größten Unterschied zu allen bisherigen Alben der Band bedeutet. EVIL INVADERS trauen sich 2022 mehr Melodie und Vielschichtigkeit zu und beweisen obendrein ungewohnt viel Mut zum Midtempo. So hat etwa „Die For Me“ eine überraschend ausgeprägte Glam-Metal-Schlagseite und erinnert an alte W.A.S.P. und auch das ruhigere, hymnische „In Deepest Black“ sowie „Forgotten Memories“ bieten ungewohnt viel 80er-Pathos. Gänzlich unerwartete Töne gibt es schlussendlich im Instrumental „Aeon“, das mit ruhigen Melodien und perlenden Gitarren aufwartet.

All diese Neuerungen stehen der Band durchaus gut zu Gesicht, was nicht zuletzt daran liegt, dass es hier nie zum radikalen Bruch mit ihrem bisherigen Schaffen kommt. Vielmehr erweitern EVIL INVADERS ihren bekannten Stil um neue Elemente – Songs wie das düstere „Eternal Darknes“ oder „My World“ kombinieren die thrashige Brutalität vergangener Alben mit der neuen Lust an der Vielfalt, was zu durchweg spannenden Kompositionen führt. Passend zum vielschichtigeren Sound hat sich auch Frontmann Joe weiterentwickelt, denn der Mann ist neben seinem rauen Gebell inzwischen ebenfalls zu temperierteren Tönen fähig. Das alles wird nie deutlicher als im abschließenden Epos „The Circle“, in dem alle Facetten von „Shattering Reflection“ und damit der „neuen“ EVIL INVADERS in einem Song zusammengefasst werden.

Mit „Shattering Reflection“ erfinden sich EVIL INVADERS nicht neu, aber sie entwickeln sich deutlich weiter. Mehr schleppendes Midtempo und mehr Melodie bedeuten dabei zwar weniger brachialen Abrissbirnen-Thrash, aber noch lange nicht weniger Härte. Wie die meisten Musiker, die an Routine und damit auch an Selbstbewusstsein beim Songwriting gewinnen, reichern auch die Belgier ihren Sound zunehmend um neue – melodiösere – Elemente an. Das sorgt auf „Shattering Reflection“ nicht selten für Überraschungen, aber nie für Kopfschütteln, denn EVIL INVADERS verstehen es, neue Wege zu gehen und doch die Eckpfeiler ihres Sounds zu erhalten.

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Wertung: 8 / 10

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