Review Everlast – Whitey Ford Sings The Blues

  • Label: Tommy Boy
  • Veröffentlicht: 1998
  • Spielart: Entmetallisiert, Hip-Hop

Eric Schrody hatte ein sehr bewegtes Leben. Er wurde in New York geboren, ist in Kalifornien aufgewachsen, stieg mit 17 Jahren bei Ice-Ts Rhyme Syndicate ein, brachte mit 21 seine erste Soloplatte raus (die floppte), verkrachte sich mit Ice-T und gründete kurz darauf die erste erfolgreiche weiße Hip Hop Band House Of Pain. Nach deren Niedergang versuchte er es wieder auf Solopfaden und brachte im Jahre 1998 (ein Jahr nach seiner Konvertierung zum Islam) unter dem Pseudonym EVERLAST die CD „Whitey Ford Sings The Blues“ raus und damit war ihm der Erfolg endlich beschieden. Zwar erlitt er am letzten Aufnahmetag einen Herzinfarkt, ging aber gestärkt aus diesem Zwischenfall hervor und räumte mit der Scheibe ordentlich ab. Dreifach Platin alleine in den USA. Nicht schlecht, Herr Specht…

Thematisch geht’s bei EVERLAST um alles mögliche, von Geld und Drogen über unsere gewalttätige Gesellschaft, das harte Leben auf der Straße und alles was sonst noch dazu gehört. Manchmal greift EVERLAST auch eher in die locker flockige, eher nostalgisch melancholische Kiste, wie bei „7 Years“, aber seine stärksten Momente hat der gute Mann immer dann, wenn er von den Schattenseiten des menschlichen Seins erzählt, denn das kommt aus irgend einem Grund verflucht authentisch und glaubhaft rüber. Aber gut, ich will mein ganzes Pulver nicht auf einmal verschießen, also fangen wir doch mal da an, wo die CD auch anfängt…

Mit „The white boy is back“ findet sich am Anfang von „Whitey Ford Sings The Blues“ eine kurze Introduktion, bei der ein paar Damen darüber singen… Naja, dass der weiße Junge halt wieder da ist. Gemeinsam mit dem daran angeschlossenen „Money“ zeichnet das schon mal ein eher negatives Bild, denn obwohl rein handwerklich eigentlich alles recht ordentlich ist (EVERLAST hat einfach eine wahnsinnig gute Stimme und auch einen sehr sauberen, guten Flow) will der Sinn und Zweck des Ganzen nicht gut rüberkommen. Auch der Beat ist eher durchschnittlich und hat wenig besonderes zu bieten und das Lyric-Department setzt sich auch ganz gut in die Nesseln. Glücklicherweise schließt an diese beiden ersten Ausrutscher dann aber auch direkt was ganz Großes an.

Denn dann folgt der Dreierpack „Ends“, „What It’s Like“ und „Get Down“, bei denen Mister Schrody seine Gitarre auspackt seine Rapeinlagen etwas in den Hintergrund fährt und einfach anfängt zu erzählen. Vor allem „What It’s Like“ muss wohl als DER Hammertrack schlechthin hervorgehoben werden. Authentisch, melancholisch, mit einer verflucht guten Leistung am Sechssaiter, einem starken, treibenden Beat und EVERLASTs einfühlsam vorgetragenen Lyrics. Auch die Rapeinlagen wissen zu überzeugen, die Songs sind einfach nur absolut stark. „What It’s Like“ erhielt übrigens auch eine Grammy-Nominierung, das aber nur am Rande.

Danach geht’s erst mal wieder gemäßigter weiter, zwischen die einzelnen Tracks streut EVERLAST auch immer wieder Aufnahmen von Telefonanrufen, die von Leuten getätigt wurden, die ihm bei der Platte unter die Arme griffen. Die sind prinzipiell ganz nett, erfüllen aber keinen wirklichen Zweck, stören aber wie gesagt auch nicht. Weiter geht’s mit „Tired“, das auch wieder eine eher belanglose 08/15-Hip-Hop-Nummer ist, aber gleich danach zeigt EVERLAST mit „Hot To Death“ wieder, dass man ihn nicht einfach so in eine Genreschublade stecken kann, denn damit ist eine 1A Rock-Nummer am Start mit gut agressiven Vocals und sehr ordentlichen Gitarrenriffs.

Das ist auch gerade die Stärke des Albums: Schrody klammert sich nicht an Genrevorgaben sondern nimmt auf, was ihm gerade gefällt. Ob es nun klassische Hip-Hop-Tracks („Money“, „Painkillers“, „The Letter“), bluesigere Töne („What It’s Like“, „7 Years“) oder irgendwas dazwischen („Get Down“, „Death Comes Callin'“) sind, EVERLAST schert sich nicht drum. Er macht einfach authentische Musik und das macht er verdammt gut, wobei ich sagen muss, dass mir die Tracks mit Gitarrenunterstützung besser gefallen als die puren Hip-Hop-Stücke (mit ausnahme von „Painkillers“, das wirklich stark und böse ist).

So ist aber leider auch die Qualität des Ganzen etwas schwankend. Neben absoluten Jahrhunderttracks wie „What It’s Like“ oder „Ends“ finden sich eben auch eher vergessenswerte Titel wie „Praise The Lord“ oder auch „Funky Beat“ (das trotzdem irgendwie gut ins Ohr geht). Der positive Eindruck überwiegt allerdings, da EVERLAST auf „Whitey Ford Sings The Blues“ einige Stücke abgeliefert hat, die wirklich einfach nur zum Niederknien gut sind. Danke dafür, Mister Schrody.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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