ETERNAL REIGN wurden 1997 als Perfect Crime gegründet. Diesen recht schlecht gewählten Namen legten sie noch vor der ersten Album-Veröffentlichung 2002 wieder ab, während er beim Titel des Debutwerkes „Crimes Of Passion“ noch irgendwie mit reinspielte. Das zweite Album „Forbidden Path“ erschien 2005. Wie auch sein Vorgänger heimste es gute Kritiken ein. Danach wurde es recht lange still um die Band, was vor allen Dingen an verschiedenen internen Problemen lag, aber auch an Schwierigkeiten mit den Studios lag. So musste man über fünf Jahre auf das dritte Werk der Bremer warten. Nun steht „The Dawn Of Reckoning“ aber endlich in den Startlöchern.
Das Album beginnt eigentlich erst ein wenig belanglos. Die Unterschiede zwischen „Beyond The Black“ und „Lord Of Chaos“ liegen lediglich in ein wenig mehr bombastischen Keyboardklängen bei ersterem. Ansonsten erinnern mich die Songs bei den Gitarrenläufen teilweise stark an Maiden, und bei den Konstrukten an Savatage.
Erst „Shadows Of The Past“ kann sich von diesen Eindrücken lösen. Es wird kraftvoller und geradliniger zu Werke gegangen, und auch der Höhepunkt ist wesentlich besser erarbeitet. Das sehr emotional beginnende und sich dann nach und nach intensivierende „Emptiness Devours“ hebt die Qualität weiter an. Auch Sänger Dirk Stühmer steigert sich. Klang bei vorherigen Stücken noch einiges etwas schief, hat er hier seine Linie gefunden. Der Song hat ein vielschichtiges, progressives Konstrukt, bei dem die unterschiedlichen Phasen aber sehr gut miteinander fusionieren.
Dieses Level können ETERNAL REIGN dann weitestgehend halten, wodurch sich „The Dawn Of Reckoning“ doch noch deutlich vom Genre-Durchschnitt lösen kann. Die siebeneinhalb-Minuten-Nummer „Forgotten Sunrise“ bietet eine klasse Vermischung aus druckvollen und melodischen Elementen und stellt sich insgesamt als das Albumhighlight heraus. Das treibende „Beast Within“, das eingängige „Gone Too Far“ und das tiefgründig-emotionale „Still Remains“ zum Abschluss sind noch weitere Glanzlichter, die von ETERNAL REIGNs Kompositionskunst zeugen. Auch die kraftvoll-melodische Cover-Version von Black Sabbaths „Devil And Daughter“ (vom Album „Headless Cross“) ist gut umgesetzt.
Irgendwie wundere ich mich angesichts der offensichtlich vorhandenen Songwriting-Qualitäten über den schwach gewählten Albumeinstieg. Allerdings ist dann natürlich der Überraschungseffekt bei den doch reichlich vorhandenen starken Tracks umso höher. Ein Schelm, wer der Band dabei Absicht unterstellt.
Technisch ist soweit alles im grünen Bereich. Anfangs lag Sänger Dirk manchmal etwas schief, was sich mit fortlaufender Albumdauer gab. Teilweise klingt er wie Bruce Dickinson in einer höheren Tonlage, was aber gut zu den Kompositionen passt.
Im Fazit kann ich ETERNAL REIGN mit „The Dawn Of Reckoning“ dann doch ein gelungenes Album attestieren. Es ist abwechslungsreich, und man sollte sich nicht daran stören, dass es seine Stärken erst so nach und nach preisgibt.
Wertung: 7.5 / 10