Review Esoteric – A Pyrrhic Existence

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Doom Metal

Es gibt Bands, die ihre Hörer allein schon durch die bloße Länge ihrer Songs herausfordern. Bei anderen Musikgruppen ist es die Komplexität oder Sperrigkeit ihres Songmaterials per se, die es Neueinsteigern erschwert, Zugang zu finden. Und dann sind da noch ESOTERIC, auf die seit jeher beides zutrifft. Mit ihrem vom Progressive und Psychedelic Rock der 70er Jahre beeinflussten Funeral Doom haben die Briten schon im Zuge der 90er Jahre die Antithese zum immer schneller und vertrackter werdenden Technical Death Metal aufgestellt. Doch nicht nur mit ihrer Musik verlangen ESOTERIC ihren Hörern viel Geduld ab. Nach dem phänomenalen „Paragon Of Dissonance“ (2011) ließ sich das Quintett nämlich geschlagene acht Jahre Zeit, bis es die Zeitlupen-Metal-Fans wieder mit Nachschub in Form seines siebenten Albums „A Pyrrhic Existence“ versorgte.

Rein quantitativ machen ESOTERIC die lange Zeit ohne neuen Release problemlos wett: Beinahe 100 Minuten lang läuft die Platte, eine knappe halbe Stunde davon entfällt allein auf den Opener „Descent“. Obwohl „A Pyrrhic Existence“ mit seinem ambitionierten Umfang und seinem schaurig-schönen Artwork einen guten ersten Eindruck macht, sorgt der musikalische Gehalt hingegen für eher gemischte Gefühle. Gewiss, ESOTERIC haben das Album ebenso wenig am Reißbrett entworfen wie ihre bisherigen Veröffentlichungen, sodass sich hier viel Interessantes findet.

Das beständige, psychedelische Hintergrunddröhnen verleiht den Tracks einen verschrobenen Touch, die sphärischen Synthesizer bzw. Keyboards lassen „A Pyrrhic Existence“ auch abseits des verhältnismäßig kurzen Interludes „Antim Yatra“ auf faszinierende Weise weltentrückt klingen und die erdrückende Wucht, mit der die Funeral-Doom-Truppe beunruhigende Clean-Gitarren-Arrangements mit pochenden Gitarren und Drums durchstößt („Consuming Lies“), ist ebenfalls beeindruckend. Anders als auf ihrem vorbildlichen Vorgängeralbum gelingt es ESOTERIC hier jedoch nicht auf voller Länge, die weitgehend schleppende Instrumentierung mit aufregenden Variationen aufzuwerten.

Es mag daran liegen, dass die Band seltener auf mal genretypisch bedrückende, mal ausgeflippte Leadgitarren zurückgreift, doch auch der Umstand, dass sich ESOTERIC oft zu lange ausschließlich mit langgezogenen Growls und bleiern schweren, fast schon minimalistischen Gitarren und Drums aufhalten, kommt der Konsistenz der Platte nicht zugute. Dass ESOTERIC der für ihr Genre symptomatischen Zähigkeit vorübergehend zum Opfer fallen, ist umso bedauerlicher, als man in manchen anderen Momenten sogar regelrecht in Staunen versetzt wird – so zum Beispiel im erhebenden Post-Metal-Auftakt von „Sick And Tired“.

„A Pyrrhic Existence“ enthält zweifelsohne genug herausragendes Material für ein erstklassiges Funeral-Doom-Album. In einigen Passagen musizieren ESOTERIC jedoch selbst nach den Maßstäben ihrer Stilrichtung zu schwerfällig, weshalb ihre siebente LP im Gegensatz zu „Paragon Of Dissonance“ nicht ganz ohne Probleme mit ihrer Überlänge zurechtkommt. Die kompositorischen Höhepunkte und die durchdachte, druckvolle und zugleich vielschichtige Produktion weisen ESOTERIC zwar einmal mehr als Meister ihres Fachs aus, um sich an diesen Qualitäten zu erfreuen, muss man sich mitunter jedoch leider durch einen Morast von allzu träge hämmernden Akkorden und Rhythmen quälen.

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Wertung: 7 / 10

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