Review Epica – The Solace System (EP)

Zuletzt hatten EPICA die Symphonic-Metal-Szene mit ihrem ambitionierten Virtual-Reality-Konzeptalbum „The Holographic Principle“ im Sturm erobert, nicht einmal ein Jahr später melden sich die Niederländer schon wieder zurück. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Für seine 2016er Platte hatte das Sextett derart viel Material zusammengetragen, dass es ohne weiteres für ein Doppelalbum gereicht hätte – was das ohnehin schon sehr ausladende Werk wohl unnötig in die Länge gezogen hätte. Doch die Band war von den übrig geblieben Kreationen selbst so angetan, dass die Fans sie trotzdem hören sollten. „The Solace System“ bietet mit seinen sechs Songs also eine weitere halbe Stunde voller Kompositionen, die es in puncto Qualität durchaus auf das Full-Length schaffen hätten können.

Dass EPICA die Entscheidung, welche ihrer neuen Songs auf „The Holographic Principle“ sein würden und welche nicht, wirklich schwer gefallen sein muss, merkt man bereits anhand des eröffnenden Titeltracks. Stilistisch läuft die EP eindeutig nach demselben Schema wie das Album ab. Simone Simons‘ gefühlsgeladener, dramatischer Gesang steht abermals im Vordergrund und wird an den passenden Stellen von Mark Jansens durchdringenden Growls konterkariert. Die Gitarren wirken diesmal ein wenig unscheinbarer und ziehen eigentlich nur in den überschwänglichen Soli die Aufmerksamkeit auf sich.

Ihre metallische Schlagseite haben sich EPICA zwar nach wie vor bewahrt, wie die flächendeckenden Double-Bass-Drums unmissverständlich klar machen, doch bezüglich Kreativität ziehen die Metal-Elemente gegenüber der Orchestrierung eindeutig den kürzeren. Ebenjene ist dafür so üppig und pompös, wie man es von den Niederländern gewohnt ist. Dramatische Streicher, bombastische Bläser und natürlich die epischen Chöre bestimmen auch weiterhin das Klangbild. In dieser Hinsicht haben EPICA es erneut beispiellos hinbekommen, kraftvoll drängende und erhaben getragene Parts stimmig miteinander zu verknüpfen, wie etwa im motivierenden „Fight Your Demons“ oder im bedeutungsschweren „Wheel Of Destiny“.

Insgesamt ist „The Solace System“ jedoch ein Stück geradliniger als sein Vorgänger, dessen unterschwellig progressive Ader hier nicht mehr durchscheint. Vertrackt arrangierte Songs wie „Universal Death Squad“ finden sich hier also nicht. Umso mehr überraschen EPICA mit dem vergleichsweise reduzierten „Immortal Melancholy“, einer herzergreifenden, lieblichen Akustik-Ballade mit klassisch anmutenden Melodien.

Dass „The Solace System“ EPICA nicht von einer völlig neuen Seite zeigen würde, war aufgrund seiner Entstehungsgeschichte natürlich zu erwarten. Auch, dass die Tracks nicht ganz so ausgefeilt erscheinen wie jene ihrer letzten Platte, ist dahingehend nicht verwunderlich. Dennoch hat die EP eindeutig ihre Berechtigung, denn die sechs Überbleibsel von „The Holographic Principle“ sind allesamt gelungen und verdienen es, gehört zu werden – insbesondere „Immortal Melancholy“. „The Solace System“ ist demnach mehr als nur ein unausgegorenes Sammlerstück für Hardcore-Fans, sondern empfiehlt sich grundsätzlich allen, die etwas mit EPICA und Symphonic Metal im Allgemeinen anzufangen wissen.

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Publiziert am von Stephan Rajchl

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