Review Epica – Omega

Seit dem Release ihres Debüts „The Phantom Agony“ im Jahr 2003 arbeiteten EPICA mit einer Unermüdlichkeit, die nur wenige andere Metal-Bands aufbringen. Pünktlich alle zwei Jahre versorgten die Niederländer ihre Fans mit einem neuen, meist über eine Stunde langen Symphonic-Metal-Werk und auch dazwischen geizte das Sextett nicht mit Live-Alben, EPs und anderen Dreingaben. Die Pause, die EPICA eine Weile nach „The Holographic Principle“ (2016) einlegten, hatten sie sich also definitiv verdient, zumal sie selbst nach ihrer sechsten Platte noch mit unterhaltsamen Veröffentlichungen wie etwa ihrer Interpretation der epischen Intros des Anime „Attack On Titan“ von sich hören ließen. Mit dem schlicht „Omega“ betitelten, erstmals seit Jahren wieder von der gesamten Band als Team erarbeiteten Nachfolgealbum kehren EPICA nun zurück, als wären sie nie fort gewesen.

Dass die Gewohnheitstiere unter ihren Stammhörer*innen mit EPICA weiterhin ihre Freude haben werden, ist offensichtlich. Auf „Omega“ ist nämlich praktisch alles beim Alten: ein aufpoliertes, symbolträchtiges Artwork ziert das Album, die Spielzeit von 70 Minuten kann sich sehen lassen, mit der Omegapunkt-Theorie greift die Band inhaltlich abermals ein hochtrabendes philosophisches Konzept auf und natürlich gibt es wieder eimerweise Symphonic-Bombast. Nach fünf Jahren ohne neuem Studioalbum ist es zwar angenehm, sich nicht die Mühe machen zu müssen, EPICA neu kennenzulernen, der Aha-Effekt hält sich diesmal jedoch in Grenzen.

Das liegt jedoch weniger an der Stiltreue der Platte, sondern daran, dass ihr die kompositorische Raffinesse früherer Vorzeigealben wie „Design Your Universe“ (2009) fehlt. Verdorben haben die vielen Köche den Brei zwar nicht, ihn aber auch nicht spannender gemacht. Subtil waren EPICA freilich noch nie, doch man konnte sich stets darauf verlassen, von ihnen überwältigt zu werden. Auf „Omega“ finden sich hingegen manche Songs, die mit ihrer mittelmäßigen Metal-Instrumentierung und generischen Orchestrierung enttäuschend plump wirken („Gaia“), während andere wie etwa das schwülstige „Freedom – The Wolves Within“ mit viel Anlauf die Kitschgrenze durchbrechen.

Ein paar starke Momente lassen sich in den neuen Stücken aber doch ausmachen. Mit „Rivers“ haben EPICA etwa eine berührende Ballade mit einer wahrhaft imposanten Auflösung geschaffen und Frontfrau Simone Simons erreicht in ihrer unverschämt pathetischen Gesangsperformance ein paar beeindruckende Höhepunkte („Synergize – Manic Manifest“). In einem Punkt hebt das Album sich sogar als Ganzes im Positiven von den bisherigen Veröffentlichungen der Band ab: Die auf dem Artwork angedeuteten, schon früher im Repertoire von EPICA vorhandenen Einflüsse orientalischer Musik treten hier etwas häufiger zu Tage, wodurch einige der Stücke betörend exotisch klingen und eine willkommene Abwechslung von dem üblichen Pomp der Symphonic-Metaller bieten („Code Of Life“).

Trotz seiner Schwächen ist „Omega“ alles in allem eine passable Platte. Vor allem jene Songs, denen EPICA genug Zeit geben, sich zu entfalten („Rivers“, „Kingdom Of Heaven Part 3“), sowie die orientalisch inspirierten Stücke („Code Of Life“) zeigen die Musik der Band in all ihrer überlebensgroßen Pracht. Anders als auf ihren besten Alben, hinter deren fast schon übertriebener Epik stets ausgefeilte Arrangements steckten, lassen EPICA sich hier jedoch den einen oder anderen plumpen Standard-Track zu Schulden kommen („Gaia“). Aus diesem Grund erscheint „Omega“ an manchen Stellen konträrerweise leer und aufgedunsen zugleich. Nach „The Holographic Principle“ ist das Album demnach doch eine dezente Enttäuschung.

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Wertung: 7 / 10

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