ENTRAPMENT kommen, nein, kommt aus Holland, denn bei der vermeintlichen Gruppe handelt es sich lediglich um eine einzige Person, nämlich ein Bursche namens Michel Jonker aus Groningen. Der gute Michel übernahm – wer hätte es gedacht? – auf „The Obscurity Within“ konsequenter Weise auch alle Instrumente und den Gesang. Das macht er schon seit 2009 so und ist bisher mit drei Demos und einer Compilation, auf der sich bereits einige Tracks des hier vorliegenden Debütalbums finden, in Erscheinung getreten.
Wenn man mit realistischen Erwartungen, die denen an ein Ein-Mann-Projekt aus dem Underground entsprechen, an die Platte rangeht, kann man „The Obscurity Within“ sogar als recht gelungen bezeichnen. Hier bekommt man eine Mischung aus Proto Death Metal mit teils punkigem, teils schwarzwurzeligem Einschlag einerseits und klassischem Schwedentod andererseits geboten. Dementsprechend schlägt ENTRAPMENT in die Kerbe von Bands wie Venom, Possessed oder auch Entombed und Dismember.
Spielzeit und Songanzahl deuten ebenfalls darauf hin, wohin die musikalische Reise des Holländers geht: Zehn Tracks in einer halben Stunde, da ist kein Platz für technisches Gefrickel und progressive Auswüchse. Daher gibt’s nach dem gar nicht so katatonischen Piano-mit-Streichern-Intro des Openers „Catatonic Rites“ auch erwartungsgemäß auf die Glocke, und das bis zum Album-Ende. Heiser gebellte Vocals, rumpelige Old-School-Produktion mit Hall und rotzig-dreckige Riffs mit primitivem Flair und charakteristischem Tremolo-Picking prägen das klangliche Erscheinungsbild von „The Obscurity Within“. Positiv fällt dabei auf, dass Jonker die Songs – gemessen am Subgenre, in dem er sich bewegt – durch passend platzierte Tempowechsel und Breaks verhältnismäßig abwechslungsreich gestaltet hat und auch mit seinen technischen Fähigkeiten an den Instrumenten nicht hinterm Berg halten muss… aber davon gibt’s in Holland sowieso keine, oder?
Im Endeffekt ist „The Obscurity Within“ eine solide Old-School-Platte, die nicht nur anspruchloses Gerumpel, sondern auch den einen oder anderen melodischen Lead-Part, feine Soli und vor allem eine authentische Atmosphäre innehat. Über den Innovationsgehalt muss man eigentlich kein Wort verlieren, die einen werden sie als unsägliche Nostalgie verschreien, andere werden sie gerade für ihre kompromisslose und den Zeitgeist ignorierende Ausrichtung zu schätzen wissen. Wer auf rohen, ganz klassischen Todesstahl steht und dahingehend seine Sammlung ausbauen will, wird bei ENTRAPMENT daher durchaus fündig.
Wertung: 6.5 / 10