Während die meisten Bands, die sich über Jahrzehnte in der Szene halten, ihren Ruf früher oder später mit einem Album „rechtfertigen“, gibt es auch immer wieder Formationen, bei denen man sich auch nach über fünfzehnjähriger Bandgeschichte fragt, was sie eigentlich so groß gemacht und vor allem gehalten hat – ENTHRONED sind hierfür ein Paradebeispiel: Seit 1994 aktiv, lieferten die Belgier bis zum heutigen Tag sieben Studio- sowie ein Livealbum ab – die Fach- und Fanwelt geschlossen überzeugen konnte davon jedoch kaum eines, Kultstatus erreichen keines: Statt dessen hagelte es stets mittelmäßige Punktwertungen, der Mangel an Individualität und Genialität war stets Hauptkritikpunkt. Mit ihrem 2007er Release, „Tetra Karcist“, hatten sie es dann zumindest bei mir geschafft: Das Werk wusste mich vor Allem durch den Einsatz sehr prägnanter Lead-Gitarren und charakteristischer Soli, die dem Werk eine sehr eigene, dichte Atmosphäre verliehen, zu überzeugen – umso größer war also die Spannung meinerseits auf den Nachfolger, welcher nun unter dem Titel „Pentagrammaton“ in die Läden kommt…
…und wurde prompt enttäuscht. Denn im Gegensazt zu „Tetra Karcist“ beinhaltet „Pentagrammaton“ kaum eine wirklich prägnante Leadgitarre, von derart coolen wie in „Tellum Scorpionis“ oder „The Burning Dawn“ ganz zu schweigen – und wenn dann doch mal eine auftaucht, geht sie im sehr rohen Sound der CD nahezu unter.
Stattdessen knüppelt das Quartett gradlinig und schnörkellos vor sich hin – das progressiv angehauchte Riffing des Vorgängers, die Spannungsbögen durch elegante Tempowechsel und atmosphärisch starke Midtempo-Parts und somit alles in allem auch jegliche Abwechslung gehören der Vergangenheit an. Dabei liegt das Problem weniger darin, dass die musikalische Ausrichtung wieder weit mehr in Richtung truen Black Metals abzielt, als viel eher darin, dass hier keinerlei Atmosphäre aufkommt: Eine Belanglosigkeit jagt die nächste, ein Riff ist austauschbarer als der nächste, und auch gesanglich bekommt man wenig spektakuläres geboten: Die Stimme von Nornagest hat keinerlei Wiedererkennungswert, die eingesampelten Kirchenchor-Elemente hingegen kennt man schon von „Tetra Karcist“ gut genug, als dass sie hier nicht mehr sonderlich begeistern können.
Auch der Sound kann, wie bereits eingangs angedeutet, leider nicht auf voller Linie überzeugen: Zwar wirkt er durchaus etwas voller und drückender als auf dem Vorgänger, und auch die „Bösartigkeit“ der Gitarren wurde deutlich gesteigert, jedoch letzteres fast etwas übertrieben, geht so manches Detail schlicht im gnadenlosen Gesäge unter.
Und doch, es geschehen noch Zeichen und Wunder: Denn plötzlich, beim allerletzten Track, „Unconscious Minds“, zeigen ENTHRONED, dass sie doch nicht alles verlernt haben: Der fast neunminütige Track weiß mit abwechslungsreichem Drumming, einem Headbang-Riff und einer durchaus gelungenen Atmosphäre, die jedoch auch hier durch den suboptimalen Sound gedämpft wird, ein wenig zu versöhnen – aber warum denn nicht gleich so…?
Alles in allem fallen ENTHRONED – trotz der Rückkehr von Gitarrist Nerath Daemon – mit „Pentagrammaton“ leider weit unter das Level ab, auf welches sie sich mit „Tetra Karcist“ (an welchem Nerath Daemon im Übrigen nicht mitwirkte) mühsam gehievt hatten: Sämtliche Entwicklungen der letzten Jahre wurden hier rücksichtslos über Bord geschmissen, zurückgeblieben ist der nicht nur gesichts-, sondern gänzlich kopflose Torso einer Band, die nun wohl endgültig im Morast des Mittelmaßes zu versumpfen droht, so denn hier nicht umgehend das Ruder herumgerissen wird:
„Pentagrammaton“ ist anhörbar, keine Frage, hat jedoch meines Erachtens nach schlicht zu wenig Charakter, als dass es den Hörer mitzureißen im Stande wäre – denn wo kein Feuer ist, kann auch kein Funke überspringen.
Wertung: 4.5 / 10