Sogenannte Supergroups scheinen ein Trend in der Metal-Szene zu sein – Bands, die sich aus Musiker:innen anderer mehr oder weniger bekannter Gruppen zusammensetzen. Man denke nur an Projekte wie Sinsaenum, The Dark Element oder Serpentine Dominion und erhält auch gleich einen Überblick über die stilistische Bandbreite derartiger Formationen. Daneben beweisen genannte Gruppen jedoch auch, dass die Qualität der Outputs deutlich schwanken kann – gute und bekannte Musiker machen nicht automatisch hörenswerte Musik. So ergeht es auch ENTHEOS, die sich aus (teils ehemaligen) Musiker:innen von Gruppen wie Animosity oder Animals As Leaders zusammensetzen und mit „Time Will Take Us All“ ihr drittes Album veröffentlichen.
Hauptriff jagt Breakdown jagt Solo jagt Breakdown jagt neues Riff jagt Hauptriff jagt Solo. So in der Art ließe sich quasi jeder der neun Songs auf „Time Will Take Us All“ auf eine Formel herunterbrechen, wobei die Reihenfolge der Bestandteile alternieren mag. ENTHEOS wollen sich auf ihrem dritten Album so „progressiv“ wie möglich präsentieren und setzen dieses Vorhaben um, indem sie alle möglichen denkbaren Parts ihrer Songs wild durcheinanderwerfen und aneinanderkleben. Die Probleme dabei sind bereits anhand der ersten Songs schnell ausgemacht: Weder können die einzelnen Komponenten der Songs, was etwa Riffs betrifft, sonderlich überzeugen noch weist der wilde Mischmasch an Einzelteilen irgendeine Art von rotem Faden, Zusammenhang oder Nachvollziehbarkeit auf. Dass genau dies aber essenziell für progressiven Metal ist und Bands wie beispielsweise die neueren Blind Guardian auszeichnet, deren Musik unter anderem deswegen so stark ist, weil das (gefühlte) Chaos auch immer eine Form der Ordnung hat, ignorieren ENTHEOS vollends. Falls es das Ziel der Musiker:innen war, für „Time Will Take Us All“ Songs zu schreiben, die sich auch nach unzähligen Wiederholungen noch nicht nachvollziehen lassen und somit auf ihre eigene tragikomische Art und Weise ja doch wieder eine Art Replay Value bieten, ist dieses vollauf gelungen. Für sich genommen bieten die Nummern jedoch nur wenig, was irgendwie hängen bleiben würde. Da vermag auch der Gesang von Frontfrau Chaney Crabb, bestehend aus Standard-Growls, gollumesken Screams und sporadischen Clean-Vocals, nur leidlich zu überzeugen.
In seinen besten Momenten langweilt „Time Will Take Us All“, in seinen schlimmeren Momenten geht es gar ordentlich auf die Nerven. Was dem Album fehlt, ist jede Spur von Nachvollziehbarkeit. Die Einzelteile der Songs, mit denen man hier herumexperimentiert, sind indes nicht der Rede wert. Damit ist das dritte Album von ENTHEOS ein Output, der in der Belanglosigkeit versinken dürfte.
Wertung: 4 / 10