Cover ENTERPRISE EARTH

Review Enterprise Earth – Death: An Anthology

Als Sänger und Mitbegründer Dan Watson im April 2022 ENTERPRISE EARTH verließ, war klar, dass das drei Monate zuvor veröffentlichte Album „The Chosen“ sein letztes für die Deathcore-Combo aus Washington gewesen sein sollte. Schade, stellte die 67 Minuten lange Platte die bis dato abwechslungsreichste aus der Diskografie der Amerikaner dar. Mit ihrer hervorragenden Mischung aus klassischen Deathcore-Elementen und der Raffinesse des Tech Death Metals legten ENTERPRISE EARTH damit ein Album vor, das einmal mehr bewies, dass Deathcore keine kreative Einbahnstraße sein muss.

Mit dem Weggang des Gründungsmitglieds stellten sich nun die berechtigten Fragen nach der Zukunft von ENTEPRISE EARTH. Wer übernimmt die Position am Mikrofon? Wie groß wird der Einfluss des neuen Bandmitglieds auf die musikalische Ausrichtung sein? Und die viel dringlichere Frage: Mit wem werden die noch anstehenden Konzerte gespielt? Das verbliebene Trio entschied sich zwei Monate nach Watsons Ausstieg für Travis Worland (Aethere, Bite//Down, The Willow) – erst als Sänger für die noch ausstehenden Shows, dann als festes Mitglied von ENTERPRISE EARTH.

Als seinen Einstand veröffentlichte die Band den neuen Track „Psalm Of Agony“, Anfang 2023 folgten mit „The World Without Us“ und „Death Magick“ die nächsten äußert schmackhaften Appetizer. Die Band beschritt darauf weiter die Wege, die sie bereits bei „The Chosen“ einschlug, zeigte sich dabei aber melodischer. Ein guter Vorbote für das, was nun als „Death: An Anthology“ in den Plattenläden steht und das fünfte Album von ENTERPRISE EARTH darstellt.

Die Eckdaten der Platte stimmen: Mit der einstündigen Spielzeit und Gastbeiträgen von Matt Heafy (Trivium), Ben Duerr (Shadow Of Intent), Darius Tehrani (Spite) und Wes Hauch (Alluvial) verspricht auch „Death: An Anthology“ eine unterhaltsame Lektion in Sachen Deathcore-/Tech-Death-Hybrid zu werden. Bereits der mit einem epischen Twin-Guitar-Motiv versehene Opener „Abyss“ macht so viel Bock auf ENTERPRISE EARTH, dass die Band mit dem nächsten Track, dem verkopften Djent-Brocken „Face Of Fear“, sperrangelweit offene Türen einrennt. Der helle Klargesang von Worland im Mittelteil bricht die Komplexität von Simpsons und Mangolds Gitarrenspiel gekonnt auf, welches, so zeigte sich schon bei der Single-Auskopplung „The Reapers Servant“, auch auf „Death: An Anthology“ keinerlei Scheuklappen aufweist.

Nicht nur Mangolds typische vom Thrash Metal inspirierten Soli, sondern auch die klassischen djentigen Stakkato-Riffs aus dem Modern-Metal-Umfeld treffen auf dieser Platte zusammen. Dieser Verbund von traditioneller und moderner Metal-Musik funktioniert bei ENTERPRISE EARTH reibungslos, wie das trotz seiner knapp siebenminütigen Spielzeit kurzweilige „Spineless“ eindrucksvoll beweist. Die Neubesetzung des Sängerpostens erweist sich dabei sogar als Glücksgriff für die Band, da Worlands bösartiges Gegrunze, sein kraftvolles Shouting und sein sanfter, aber nicht dünner Gesang für zusätzliche Abwechslung sorgen.

Ironischerweise sind ENTERPRISE EARTH am schwächsten, wenn sie wie auf „King Of Ruination“ reinen Deathcore spielen, in dem Falle im Mid-Tempo gehalten und mit einem stringenten, überraschungsarmen Aufbau. Auf Konzerten ein Nackenbrecher, auf Platte eher Füllmaterial, besonders wenn man bedenkt, dass die Amerikaner wenige Tracks zuvor noch ein Ungetüm wie das komplexe „Face Of Fear“ von der Leine ließen.

Großartige Drosselungen wie im Mitgröl-Garanten „I Divine“, starke atmosphärische Intros wie in „Malevolent Force“, der unterhaltsame Instrumental-Track „Accelerated Demise“ oder das halbballadesk eingeleitete „Blood And Teeth“ zeigen, wie facettenreich „Death: An Anthology“ ist und führt vor Augen, wie selten es Bands gelingt, spielerische Brillanz mit Ideenreichtum und einem kurzweiligen Hörgenuss zu kombinieren.

ENTERPRISE EARTH gelang dies bereits auf dem Vorgänger „The Chosen“ und wie sich mit den drei vorab veröffentlichten, leider nicht auf dem neuen Album vertretenen Songs im Vorfeld andeutete, schafft das auch „Death: An Anthology“. Ein starkes Album, das einmal mehr beweist, dass die Amerikaner der Genre-Zuordnung Deathcore nicht grundsätzlich entwachsen sind, diese allein ihre technisch versierte und progressiv aufgebaute Musik aber nicht umfangreich genug beschreibt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert