Review Ensiferum – Iron

2001 konnten Ensiferum mit ihrem selbstbetiteltem Debüt mit einem großen Knall für Aufruhr in der Metalszene sorgen. Drei Jahre später avanciert „Iron“ mit einer über einem Vierteljahr verspäteten Veröffentlichung außerhalb Finnlands – dort gibt es die Scheibe schon seit April – zu einem vielerwartetem Album.
Viel verändert hat sich im Sound der Nordmänner logischerweise nicht, warum sollte es auch? So wird einem nach dem atmosphärischen und irgendwie schon ensitypischen Intro mit „Iron“ ein Song entgegengeschmettert, der nahezu alle Trademarks der Band aufbietet: Melodischer Death Metal mit einer großen Priese Traditionellem vor allem im Gitarrenbereich (derart galoppierende Riffs gab’s aufm Debüt nicht), der klasse Gesang von Jari, Wikingerchöre sowie schnelle und auch langsame und akustische Parts und nicht zu vergessen die immer häufiger auftretenden Folk-Elemente.

Das einzige, was man im ersten Song etwas vermissen wird, sind die hymnischen Refrains, die „Ensiferum“ massenweise zu bieten hatte. Leider wird man diese auch im späteren Verlauf selten antreffen, da diese den „böseren“ Vocals größtenteils gewichen sind.
„Sword Chant“ ein etwas überraschendes Stück, so stehen am Anfang recht harte Heavy-Riffs und Jari kommt hier mit seiner Stimme stellenweise in Höhen, wie man sie sonst nur von Power-Speed-Metal Bands der alten Schule gewohnt ist. Klingt aber gut. Nach den beiden schnellen Stücken zu Beginn wird mit der Vorabsingle „Tale Of Revenge“ etwas gemächlicher zu Werke gegangen. Hier steigert man sich von einer ruhigen Nummer über einen emotionalen Mittelteil völlig unvorhersehbar zu einem Melodic Death-Kracher der ersten Klasse mit viel Folk und einem überragendem Refrain inklusive Drumfeuerwerk und einem sehr feschem Lead – akute Ohrwurmgefahr!

Wohl ein Höhepunkt der Bandgeschichte dürfte auch „Lost In Despair“ als legitimer Nachfolger von „Eternal Wait“ werden, eine Powerballade mit klarem Gesang, wie sie emotionaler und besser kaum sein kann. Könnte für Ensiferum das werden, was „Fade To Black“ für Metallica oder „Watching Over Me“ für Iced Earth heute ist.
„Slayer Of Light“ ist dann ein eher wenig spannender Track, hier wird durchgehend aufs Gaspedal gedrückt. Erinnert mich etwas an die schnellen Children Of Bodom-Stücke. Für mich am wenigsten überzeugendend hier auf dem Album.
Für insgesamt zwölf herrliche Minuten kommen dann auch noch einmal die hymnischen Momente des ersten Albums zurück ins Jahr 2004. die epischen Abgeh- und Mitsing-Nummern „Into Battle“ und „LAI LAI HEI“ (mit finnischen Zeilen am Anfang und in der Mitte) dürften alle entschädigen, die die heldenhaften bisher Chorgesänge etwas vermisst haben. Für kommende Liveauftritte (was freu ich mich aufs Summer Breeze 2004!) dürften vor allem diese beiden Songs neben „Tale Of Revenge“ beim Publikum bestens ankommen, falls es nicht an zu geringer Spielzeit mangelt. Am Ende steht mit „Tears“ noch eine Nummer, die ein Element mitbringt, dass ich auf dem Debüt noch etwas vermisst hatte, nämlich eine Frau am Mikro. Die wunderhübsche und blumige Akustikballade mit den zärtlichen Gesängen steht hier am Schluss wirklich gut, denn so können alle, die sich daran stoßen, nach dem neunten Lied gleich wieder zum Intro springen.

Die unvergleichliche Unbeschwertheit und Klasse des Erstlingswerkes haben Ensiferum mit „Iron“ nicht ganz erreicht. Aber das habe ich nicht erwartet, und wohl auch viele andere nicht. Stattdessen haben die Finnen das einzig sinnvolle gemacht, um in eine erfolgreiche Zukunft blicken zu können: Neue Elemente eingebracht, ihren immer unverwechselbarer werdenden Klag verfeinert und sich vor allem nicht selbst kopiert.
So gesehen haben sie mit „Iron“ alles richtig gemacht und einen würdigen Nachfolger ins Rennen geschickt, der neben vielen Stücken mit Klassikerpotenzial mit „Slayer Of Light“ einen vergleichsweise schwächeren und mit „Sword Chant“ und „Tears“ zwei recht überraschende Songs aufzubieten hat. „Ensiferum“ wird wohl unerreicht bleiben, aber wenn sie so weitermachen, können sie dahin kommen, wo Children Of Bodom, Finntroll oder gar In Flames heute schon stehen. Auf der limitierten Digipack-Version wird es zudem noch eine Coverversion des Metallica-Klassikers „Battery“ zu hören geben.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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