Das Cover von "Live By Fire" von Enforcer

Review Enforcer – Live By Fire (CD/DVD)

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Heavy Metal

Das wurde auch langsam Zeit: Nachdem sich die Schweden ENFORCER mit vier überragenden Alben und unermüdlichen Tour-Anstrengungen an die Spitze der jungen Heavy-Metal-Szene gespielt haben, veröffentlicht die Truppe mit „Live By Fire“ nun endlich ein sattes Live-Paket inklusive CD und DVD. Überfällig war das auch, weil sich die Herren um die Gebrüder Wikstrand über die Jahre als eine hervorragende Live-Band etablieren konnten. Offenbar war dieser Mitschnitt schon länger in der Mache, denn die enthaltenen Aufnahmen entstanden bereits 2013.

Aus offensichtlichen Gründen muss der Fan im Falle von „Live By Fire“ auf Material vom aktuellen ENFORCER-Album „From Beyond“ verzichten, denn zum Zeitpunkt der Aufnahmen befand sich gerade deren dritte Platte „Death By Fire“ in den Startlöchern. Um das auszugleichen haben die Schweden ans Ende der Audio-CD noch drei in diesem Jahr aufgenommene Studio-Nummern gepackt, die nun unter dem sperrigen Titel „Speak The Tongue Of Heathen Gods“ als EP das Licht der Welt erblicken.

„Live By Fire“ gliedert sich also in drei Teile, wobei das 15 Songs umfassende und auf CD festgehaltene Set aus dem „Kyttaro Club“ in Athen, mitgeschnitten am 24. Januar 2013, wohl als Hauptteil anzusehen ist. Zum damaligen Zeitpunkt ließ das von ENFORCER gebotene Set aber auch keinerlei Wünsche offen: Während das aktuelle Album „Death By Fire“ mit stolzen sechs Songs abgearbeitet wird, fehlen auch Klassiker wie „Evil Attacker“ und natürlich „Scream Of The Savage“ nicht.

Und weil ENFORCER eben eine technisch einwandfreie Live-Band sind, passt auch ein Instrumental wie „Crystal Suite“ wunderbar ins Programm. Musikalisch machen die Schweden dabei alles richtig und werden dafür vom Publikum entsprechend gefeiert und auch der Live-Sound der Truppe geht vollkommen in Ordnung. Die Gitarre von Axtmann Joseph Toll ist während dessen Soli zwar leider ein bisschen zu leise, ansonsten ist das Klangbild von „Live By Fire“ allerdings wunderbar. Ein bisschen zu wunderbar vielleicht, denn so ganz lässt sich der Eindruck, ENFORCER hätten hier bei der Nachbearbeitung im Studio ordentlich nachgeholfen, nicht abschütteln. Musik und Gesang kommen nahezu genauso fett wie im Studio aus den Boxen, weshalb hier wahrscheinlich im Studio wenigstens gehöriges Re-Amping stattgefunden hat und auch das Publikum ist selbst während der Songs als konstanter Geräuschteppich wahrzunehmen, was ebenfalls für spätere Nachbearbeitung der Spuren spricht.

Dieser Eindruck intensiviert sich übrigens beim Genuss der beiliegenden DVD: Die wurde auf dem japanischen „Loud Park“-Festival mitgeschnitten und während das Bildmaterial hier sowohl mit gestochener Schärfe als auch mit stimmigem Schnitt punktet, will er Ton nicht so recht dazu passen. Einmal mehr klingen ENFORCER so präzise und perfekt abgemischt wie auf einer Studioaufnahme und so ganz scheint das Bild auch nicht mit der Tonspur übereinzustimmen.

Man kann den schwedischen Burschen daraus allerdings keinen zu großen Vorwurf machen, denn letztendlich trickst jede Band bei der Produktion einer Live-Aufnahme, nur wäre es wünschenswert gewesen, ENFORCER hätten die Nachbearbeitung ein klein bisschen besser kaschiert. Ansonsten lässt sich auch über den „Loud Park“-Auftritt nichts Schlechtes sagen: Zwar macht die Setlist nur zwei Drittel der Länge des Griechenland-Gigs aus, allerdings stecken auch hier die wichtigsten neuen wie alten Songs der Truppe drin. Obendrein agiert die Band selbst auch der riesigen Bühne des Festivals mit der Routine absoluter Vollprofis, was für einige beeindruckende Einstellungen sorgt und insgesamt ein atmosphärisches Konzerterlebnis widerspiegelt.

Die EP letztlich bietet drei bisher ungehörte ENFORCER-Songs von 2015. Der sperrige Titeltrack beginnt dabei überraschend mit einem klassisch inspirierten Klavierstück und präsentiert die Schweden einmal mehr von der düsteren und atmosphärischen Seite, die sie auch auf ihrem aktuellen Album „From Beyond“ offenbaren. Ganz im Gegensatz dazu ist „Stellar Plains“ eine eingängige und treibende Speed Metal-Hymne, die alle bekannten Trademarks der Band vereint und gehörig Laune macht. Bester Song der EP ist jedoch „Tyrants Of Our Generation“ – eine rotzige, rasante Nummer, die ursprünglich 1984 von der obskuren New Yorker Underground-Band Frigid Bitch eingespielt wurde und die wie die Faust aufs Auge zum kompromisslosen Sound früher ENFORCER passt.

Dass die schwedischen Heavy-Metal-Emporkömmlinge ENFORCER endlich mal ein vollwertiges Live-Dokument veröffentlichen würden, war mehr als überfällig. „Live By Fire“ kommt angesichts der Tatsache, dass die Truppe aus Stockholm bereits ein weiteres Album auf dem Kerbholz hat, etwas spät, zeigt mit seinem Inhalt allerdings, welch großartige Live-Band ENFORCER sind. Zwar lässt es sich schwer leugnen, dass die Truppe der Klangqualität im Nachhinein gewaltig auf die Sprünge geholfen hat, allerdings macht das heute wirklich jeder, weshalb „Live By Fire“ uneingeschränkt zu empfehlen ist.

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Wertung: 8 / 10

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