Dezember 2007

Review Enemy Of The Sun – Shadows

  • Label: Massacre
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Thrash Metal

Michael Sorychta dürfte dem ein oder anderen bekannt sein als prägender Produzent hinter bekannten Bands wie Tiamat, Sentenced, Moonspell oder auch Samael und anderen. Dem nicht genug, mischte er den Thrash Metal von 1995 bis 2004 mit seiner Band Grip Inc., bei der Dave Lombardo die Sticks schwang, ordentlich auf. Diese Ära ist nun zuende und Grip Inc. ersteinmal auf Eis gelegt. Doch was tut ein einmaliger, kreativer und äußerst produktiver Gitarrist, wenn er plötzlich nichts mehr zu tun hat? Genau, er sucht sich erstklassige Musiker zusammen und gründet eine neue Band. Sprachs und ENEMY OF THE SUN ward geboren.

Diese Band stellt keinen kompletten Neuanfang, sondern viel mehr die logische Fortführung und Erweiterung des Sounds der letzten Platte unter dem Banner Grip Inc. namens Incorporated dar. Kopie war gestern, heute steht postmoderne Musik ala Sorychta auf der Speisekarte. Gleich der Opener „Emptiness“ knallt einem, wenn man nicht aufpasst, im Tempo eines Schnellzugs das vielzitierte Thrash-Brett unter die offenstehende Kinnlade. Dann wandert der Blick prüfend zur Besetzungsliste. Steht da wirklich nur ein Sänger? Der Finne Jules Näveri, den sich Sorychta da ins Boot geholt hat, bietet ein Spektrum, wie man es sich kaum erträumen kann. Im einen Moment dem Wahnsinn nahe, entrückt, im nächsten brutal und tödlich, dann wieder kraftvoll und sicher. Unglaublich.

Auch die Musik selber steht dem in Abwechslungsreichtum und beeindruckendem Können in nichts nach. Alla Fedynitch, die schon mit Pain tourte, lässt den Viersaiter in mitreißender Rhythmik brummen, worüber sich Sorychtas Gitarre gekonnt tänzelnd zwischen allen Stühlen bewegt. „Lives Based On Conflicts“ lässt an die Glanztaten der System Of A Down denken wogegen „Clearly Surreal“ deutlich nach Grip Inc. klingt und „Carousel“ Passagen präsentiert, die von Mikael Akerfeldt stammen könnten. In der Mitte des Albums bekommt der Hörer dann mit „Twenty Three Feet“ eine Mischung aus allem, der zwischen melodischen, vertrackt progressiven und thrashigen Elementen herumspringt wie eine junge Katze. Definitiv ein Höhepunkt.

Nicht vergessen darf man über Komplexität des Gesamtwerkes die Drums, die ihren nicht geringen Teil zu dieser beitragen. Dass hier kein etablierter Weltklasse-Drummer wie Lombardo trommelt, fällt nicht auf, eher das Gegenteil ist der Fall. Mit Daniel Zeman sitzt hinter dem Set ein äußerst begabter Neuling, der die volle Bandbreite des Sounds adäquat unterlegt und nichts nicht zu können scheint. Leider gibt es auch an dieser tollen CD ein paar Dinge auszusetzen. So passen die gelegentlichen Metalcore-Parts wie in „Satisfied By Ego Purposes“ nicht so recht und stören auf Dauer eher. Und die Dauer wäre dann auch schon der nächste Kritikpunkt. Nicht die Spieldauer der Songs oder der Platte selbst, sondern die Zeit, die es braucht, bis man das Konstrukt einigermaßen durchschaut hat. Denn bei den ersten paar Durchläufen im CD-Player erschließt sich nur wenig bis gar nichts, was sich dann erst mit der Zeit ändert.

Insgesamt lohnt sich aber auf jeden Fall für diejenigen ein Kauf, die schon an Grip Inc. gefallen fanden und keine Angst vor Veränderung haben. Denn wenn in „Brain Sucking Machine“ plötzlich abstruse Töne das Gewitter unterbrechen, können dem Thrash-Fan schonmal die Augenbrauen in die Höhe schnellen. Auch für alle anderen Freunde von abwechslungsreicher, schneller und lauter Musik lohnt es sich, ein Ohr zu riskieren. Dies am besten etwas länger, da kein Song wirklich repräsentativ ist und der Zugang erst einmal geschaffen werden muss.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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