Eigentlich sollte das neue Album der deutschen EMERGENCY GATE ja schon 2012 erscheinen – etwas länger hat es jetzt doch gedauert. Knapp zwei Jahre sind seit dem Erscheinen der letzten EP ins Land gezogen. Tatsächlich hat sich ein bisschen was geändert: Zumindest der erste Eindruck simuliert, dass man sich dem Metalcore inzwischen deutlich verbundener fühlt als noch vor ein paar Jahren.
Außerdem scheinen die EMERGENCY GATE Fans von Mainstream-tauglichen „Modern-Metal“-Bands zu sein – anders ist es kaum zu erklären, dass die vorher noch deutlich dezenter eingesetzten Keyboard-Sounds im Übermut zu schmierigen Synthesizer-Bomben aufgemotzt wurden und viel zu oft in Kitsch-Regionen abdriften: Da ist etwa der Refrain von „Moshpit“, dessen Strophen von belanglosen Metalcore-Riffs dominiert werden, um dann von einer Wand von elektronischen Sounds abgelöst zu werden: Diese könnten wahlweise von einem 90er-Techno-Remix oder der letzten CD der Grusel-Schweden von Amaranthe stammen. Das darauf folgende „Feeling Inside“ macht genau an diesem Punkt weiter – dass die einzige Abwechslung hier in belanglosen Breakdowns und einem Standard-Riff besteht, machts auch nicht viel besser. Die Fähigkeiten, die EMERGENCY GATE mal beherrschten – aus melodischen Gitarren, dezenten Keyboards und der richtigen Mischung aus Clean- und Growl-Vocals ein stimmiges Gesamtwerk zu schaffen – scheinen ihnen abhanden gekommen zu sein.
„Remember“ hingegen ist zumindest ein Ausreißer nach oben, „Lean On Words“ macht mit den druckvollen und abwechslungsreichen Gitarrenriffs auch was her, zumal man die Keyboards in diesem Lied wirklich nur im Hintergrund eingesetzt hat. Das genaue Gegenteil und damit das Sinnbild für den permanenten Overkill, den EMERGENCY GATE hier betreiben, ist „Regret“: Man hat es sich nicht nur nicht nehmen lassen, über sämtliche Gitarrenleads eine extrem hektische Synthesizer-Spur zu legen, nein, gegen Minute drei übernimmt eine astreine Gameboy-Soundtrack-Kakophonie.
Auch wenn die Band in den letzten beiden Songs einigermaßen die Kurve kratzt, so ist der Gesamteindruck, den „You“ hinterlässt, auch einfach nicht überzeugend: Das Album ist überproduziert und der so entstehende Sound macht die meist saftlosen Palm-Mute-Gitarren auch nicht spannender, zumal diese so gar nicht zu EMERGENCY GATE passen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Band beim nächsten Album wieder auf ihre Stärken besinnt.
Wertung: 4.5 / 10