Review Emerald – Re-Forged

  • Label: Pure Steel
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Heavy Metal

Es hat sich Einiges getan bei der schweizerischen Metal-Underground-Perle EMERALD. Sänger und Gitarrist Jvo Julmy ist nach dem letzten Werk „Hymns To Steel“ ausgestiegen, und so musste sowohl am Mikro wie an der zweiten Gitarre Ersatz gefunden werden. Die sicherlich nicht leichte Gesangsaufgabe übernimmt nun Thomas Winkler, und der Job am Sechsaiter obliegt jetzt Manuel Werro. Mit diesen neuen Leuten wurde das fünfte Full-Length-Album mit dem passenden Namen „Re-Forged“ eingespielt, das über Pure Steel Records veröffentlicht wird.

Besonders der Sängerwechsel macht sich bemerkbar. War Julmys Organ leicht kauzig old-schoolig, hat Winkler mehr die Energie und Ausdruckskraft eines US-Power-Metal-Sängers in seiner Stimme. Damit geht aber insgesamt auch eine leichte stilistische Korrektur einher. War „Hymns To Steel“ noch sehr dem True Metal verbunden, macht sich auf „Re-Forged“ eine viel reichhaltigere Abwechslung breit, die sich aber regelmäßig am tougheren US-Metal orientiert.
Ich muss aber sagen, dass es kein krasser Richtungswechsel ist. Viel mehr erhalten sich EMERALD die Eingängigkeit und auch die hymnischen Elemente, verbinden diese aber mit einem durchweg druckvolleren Grundgerüst. Die Gitarren liefern sich weiterhin gelungene Leadduelle, dennoch haben die Riffs auch verstärkt thrashige Anleihen bekommen. Die Ballance aus dynamischer Power und einprägsamen Melodien ist aber immer gut gewählt.
Thomas Winkler fügt sich bestens in den „neuen“ EMERALD-Sound ein. Seine Stimme hat ein klares Timbre, ist dazu recht variabel und kommt mit rauen Passagen, die ordentlich Lungenvolumen benötigen, genauso klar, wie mit Höhenausflügen. Dabei ist er immer tonsicher und meistert sogar astreine Screams.
Auf dem Album geben einige Gastmusiker ein kleines Stelldichein wie Destruction-Gitarrist Mike Siffringer, Damir Eskic von den Schweizer Power-Metalern Gonoreas oder auch der amerikanische Ausnahmesänger Sean Peck (Cage). Gebraucht hätte es sie freilich nicht, denn technisch brauchen sich die EMERALD-Musiker hinter anderen nicht zu verstecken – auch nicht die Neuzugänge. Das Ganze darf man wohl als ein bisschen Namedropping ansehen.
Das Songwriting auf „Re-Forged“ ist durchweg hochklassig. Mit Schwächephasen halten sich die Schweizer nicht auf. Wie schon erwähnt ist der Sound wesentlich vielfältiger geworden und reicht von emotionalen Melodic-Metal-Songs, über eingängige Live-Hymnen, energievolle Power-Metal-Tracks bis zu richtig dynamischen Krachern nach US-Metal-Manier. In allen Bereichen präsentieren sich EMERALD aber als ausgezeichnete Komponierer und liefern einige wirklich mitreißende Songs ab, die vielleicht auch mal mehr werden könnten, als nur gute Songs einer Underground-Truppe. „Pipes Are Calling“ mit den leichten folkigen Elementen, das ebenso epische wie kraftvolle „Where’s Your God“, das hymnische „The One“, das Riffmonster „Witches Tower“ und der sehr vielschichtig ausgearbeitete Longtrack „Mutiny“ tun sich dabei besonders hervor.

Auf „Re-Forged“ zünden zwar manche Songs nicht ganz so schnell wie noch auf „Hymns To Steel“, doch dafür haben sie eine ganz andere Haltwertzeit. Das Album offenbart seine Feinheiten und Qualitäten erst nach und nach und wird mit jedem Hördurchlauf besser. Insgesamt ist „Re-Forged“ ein starkes Werk an der Grenze zwischen Heavy- und Power Metal. Mit diesem Output sollten EMERALD ihren Status als Underground-Band eigentlich engültig ad acta legen können.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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