Stillstand war ihre Sache noch nie – mit nahezu jedem Album drehen die italienischen Power/Folk-Metaller ELVENKING an ihrem eigenen Sound und verändern etwas im Stil oder im Songwriting. Natürlich gilt das auch für ihr inzwischen achtes Studioalbum, das auf den Namen „The Pagan Manifesto“ hört und dieser Tage via AFM veröffentlicht wurde.
Eine Neuerung im Sound der Band ist, dass das Tempo etwas gedrosselt wurde und manche Titel überlang geraten sind. Waren auf dem direkten Vorgänger „Era“ noch einige echte Uptempo-Granaten, lässt es „The Pagan Manifesto“ etwas ruhiger angehen. Weder startet das Album gleich durch noch erreicht es im weiteren Verlauf die früheren Tempospitzen. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, hatte der Vorgänger angesichts der Hochgeschwindigkeit doch streckenweise Probleme mit der Ausdifferenzierung der einzelnen Klangspuren und geriet etwas breiig. Diese Tage sind vorbei, das Album drückt sauber produziert und ordentlich differenziert aus den Boxen, sodass man die zweifellos vorhandenen Fähigkeiten der Musiker würdigen kann.
Musikalisch dominieren dieses Mal noch deutlicher die Folk-Elemente. Überall setzen Flöten und die stilprägende Violine ein, düdelige Melodien lauern hinter jeder Ecke („Moonbeam Stone Circle“). Wer damit ein Problem hat, sollte ELVENKING also gleich von der Liste streichen. Man kann aber nicht abstreiten, dass das Rezept der Band häufig aufgeht und seine besten Momente in den eingängigen Tracks wie „The Solitaire“ oder „Elvenlegions“ erreicht, die zusätzlich noch sehr gelungene Refrains aufweisen können. Manchmal aber wirken die Songs auch hemmungslos überladen („Grandier’s Funeral Pyre“). Auf rein akustische Stücke wurde dieses Mal übrigens gänzlich verzichtet.
Die größte Neuerung ist aber sicher der erste richtige Song von „The Pagan Manifesto“, „King Of The Elves“, ein fast dreizehnminütiger Longtrack, in dem sich ELVENKING in voller Breite austoben können – nur leider ohne Struktur und Planung. Denn was Longtracks gut macht, sind gerade die wiederkehrenden Melodien und Variationen bekannter Themen. „King Of The Elves“ fehlen diese Momente, sodass er mehr wie ein zu lang geratenes Experiment unterschiedlicher Klangideen wirkt und wenig Wirkung entfaltet. Graduell besser ist der fast neunminütige Rausschmeißer „Witches Gather“, der zwar zwischendrin auch etwas planlos wirkt, aber immerhin einen markanten Refrain spendiert bekommen hat.
Bei einer anderen Band könnte man sorgenvoll fragen, ob das etwa die Zukunft sein wird, aber bei ELVENKING dürfen wir uns sicher sein, dass das nächste Album sowieso wieder anders wird. Somit bleibt „The Pagan Manifesto“ ideales Futter für diejenigen Genrefans, die keine Probleme mit dem Zuckerguss der Italiener haben – und davon gibt es gar nicht so wenige.
Wertung: 6.5 / 10