Review Eluveitie – Spirit

Vor etwa zwei Jahren tauchten die Schweizer von ELUVEITIE zum ersten Mal auf meinem Tisch auf. Das ich auf diese Band gestoßen bin, war purer Zufall, den ich dem Bravo Community Forum zu verdanken habe. Ich will jetzt kein Gelächter hören! Ja, ich war ein paar Monate lang Moderator in diesem Höllenloch. Es war wie ein Zugsunglück, wegschauen unmöglich. Aber egal, Eluveitie: Zu dieser Zeit noch im Demo-Stadium vermochte die Mischung aus Irish-Folk und Melodic Death bei mir mehr als nur eine Augenbraue zu heben. Potential war auf jedem Fall erkennbar. Jetzt haben die Eidgenossen ihr Debut rausgehauen und meine Herren, was für ein Pfund. Ich wage zu behaupten, dass wir es hier mit einer der besten Scheiben des Jahres 2006 zu tun haben, punkt aus.

Warum bin ich also so restlos begeistert? Nun, Eluveitie beschreiten zum einen nicht die Pfade, die in den vergangenen Jahren von finnischen Kollegen wie Ensiferum, Finntroll oder Turisas so breit ausgelatscht wurden. Hier wird, wie gesagt, die irische Folklore zelebriert. Das Ganze geschieht nicht auf die kitschig pompöse, sondern auf eine respektvolle, ernsthafte Art und Weise. Am ehesten lässt sich das Ergebnis als eine Art Suidakra meets Cruachan bezeichnen. Der Opener „Spirit“ beginnt mit traditionellen Instrumenten, erhaben, und mündet in metallische Vertonung, ohne die bereits erwähnte Erhabenheit zu verlieren. Ein toller Stimmungsmacher. Das folgende „Vis Elveti“ ist bereits von der Demo bekannt und schafft mit seinem Akkordeon und den allzeit präsenten Tin Whistle und Fidel ein Bild von sanften, rollenden Hügeln. Gekonnt kräftig ist der Aggressive Gesang, der nur selten von einer lieblichen Frauenstimme kontrastiert wird. So entsteht keine Übersättigung an Nymphen-Geträller. Gut so! Noch eine Anmerkung zu „Vil Elveti“: Der Song hat im Chorus einen wunderbaren Rhythmus, der einfach zum Schunkeln zwingt. Etwas moderner geht es zum Beispiel bei Song Nummer Drei zu: „Your Gaulish War“ ist im Grunde seines Herzens ein erstklassiger Melodic Death Song. Die traditionellen Instrumente verleihen dem Stück eine zusätzliche, liebliche Melodie, die im Kontrast zur heftig holzenden Metal-Instrumentierung steht. Eluveitie schlagen hier die perfekte Brücke zwischen Moderne und Tradition. Schöne Instrumentalstücke beherrschen die Schweizer auch, wie „Aidu“ eindrucksvoll beweist. Manchmal, wie bei „The Song of Life“, drücken Eluveitie auch mächtig aufs Gaspedal. Dann bekommen die Songs einen thrashigen Anstrich mit einem Hauch Black Metal. Und immer wieder diese herrlichen Flötenmelodien. Vor allem der gerade erwähnte Song ist ein Headbanger, wie er im Buche steht. So muss moderner Folk Metal klingen.

Was noch? Ja, die Produktion: Der Sound lässt wirklich keine Wünsche offen. Alle Instrumente sind gut definiert und klar auszumachen. Die Tieftöner klingen angenehm druckvoll, die klassischen Instrumente gehen nicht unter und haben auch keine schmerzhaft hohen Spitzen. Hier geht der Wink mit dem Zaunpfahl eindeutig in Richtung Cruachan. So gut kann der Folk-Metal einer Underground Band klingen, merkt euch das! Selbst das Artwork der Scheibe, mit seinem, von Nebel umspielten, in Blautöne gehüllten Hügelgrab passt perfekt zur Stimmung, die die Scheibe vermittelt.

Eluveitie haben auf „Spirit“ ein Hammer Debut hingelegt. Sie schlagen die perfekte Brücke zwischen modernem Metal und traditioneller Instrumentierung. Sie verbinden Härte mit fröhlichen Melodien, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Jeder, und damit meine ich wirklich JEDER, der nur einen Funken Liebe für folkischen Metal in seinem Herzen trägt, MUSS diese Scheibe kaufen. Wieso gibt es also, bei all dem Lob, keine volle Punktzahl? Wie gesagt handelt es sich hier um das Debut der Truppe, und ich bin überzeugt, dass sie noch zu einer Steigerung fähig sind. ELUVEITIE, macht so weiter, und schaut auch mal in Österreich vorbei. Ist ja direkt nebenan.

Redakteur: Stefan Eder

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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