Review Eluveitie – Evocation II – Pantheon

Besetzungswechsel sind immer eine traurige Sache, gehören gerade bei Bands, die schon lange aktiv sind, jedoch unweigerlich dazu. Dass einer Gruppe jedoch auf Anhieb ein großer Teil der Mitglieder flöten geht, ist nicht alltäglich, dennoch waren die Schweizer Folk-Metaller ELUVEITIE im letzten Jahr genau hiervon betroffen. Mit Merlin Sutter (Schlagzeug), Ivo Henzi (Gitarre) und nicht zuletzt Anna Murphy (Gesang, Drehleier) verabschiedeten sich gleich drei langjährige Mitglieder nach bandinternen Streitigkeiten. Während diese sich zur Alternative-Folk-Rock-Gruppe Cellar Darling zusammenschlossen, füllten ELUVEITIE die vakanten Posten mit Alain Ackermann, Jonas Wolf und Fabienne Erni. In der neuen Konstellation entführen uns die Schweizer mit „Evocation II – Pantheon“ zum insgesamt siebten Mal in die Welt der Kelten.

Die Platte stellt, wie sich am Titel unschwer erkennen lässt, eine Fortsetzung des 2009er-Akustik-Albums „Evocation I – The Arcane Dominion“ dar. Dementsprechend wird man elektrische Gitarren auch 2017 bei ELUVEITIE vergeblich suchen und Frontmann Chrigel Glanzmann hält sich mit seinen gutturalen Vocals erneut zurück, sodass in erster Linie die neue weibliche Stimme von Fabienne Erni Gelegenheit bekommt, sich auf ihrem Einstandswerk zu entfalten. Diese leistet auch vollends überzeugende Arbeit, wobei einige der insgesamt 18 Nummern auf„Evocation II – Pantheon“, und auch das kennt man vom Quasi-Vorgänger, mit nur wenig bis gar keinem Gesang auskommen. Die beiden Vorab-Singles „Epona“ und „Lvgvs“, auf denen Fabienne Erni viel Spielraum für ihre Stimme bekommt, können den unwissenden Hörer dahingehend durchaus aufs Glatteis führen, denn repräsentativ für die Platte sind die Nummern nicht unbedingt. Letztlich sind es die keltischen Folk-Melodien, die größtenteils im Vordergrund stehen und auch losgelöst vom metallischen Anteil, mit dem sie auf einem handelsüblichen ELUVEITIE-Album in Kombination auftreten, vollends funktionieren. Akustische Gitarren, Dudelsäcke, Flöten und weitere Instrumente werden genutzt, um ein abwechslungsreiches Spektrum an unterschiedlichen Gefühlen aufkommen zu lassen, von beschwingten Melodien wie in „Grannos“ bis hin zu düster-mystischen Klängen der Marke „Catvrix“ ist alles dabei. An Atmosphäre machen die keltischen Klangwelten Einiges her – und wenn gesungen wird, geschieht das abermals ausschließlich in altem Gallisch, was der Stimmung ebenfalls sehr zuträglich ist.

Hinter ihren Möglichkeiten bleiben die Schweizer vor allem bei Chrigel Glanzmanns Vocals zurück. Wie schon auf „Evocation I – The Arcane Dominion“, ist er hauptsächlich damit beschäftigt, immer wieder vereinzelte, oft textlose Gutturals einzustreuen. Dabei wären lange Growl-Passagen gerade in Kombination mit der reinen Akustik-Musik ein verdammt interessantes Experiment gewesen, eine Chance, die man wie bereits 2009 ungenutzt lässt. Ansonsten kann es kaum überraschen, dass sich unter 18 Songs nicht nur Highlights befinden, gerade ein paar der kürzeren Nummern wirken losgelöst ein wenig verloren. Am besten funktioniert „Evocation II – Pantheon“, gemäß dem Albumkonzept, nach dem jeder Song einer gallischen Gottheit gewidmet ist, jedoch ohnehin als durchgehendes Hörerlebnis und sollte daher an einem Stück konsumiert werden.

Bereits „Evocation I – The Arcane Dominion“ war ein nicht ausschließlich auf Wohlwollen stoßendes, aber ambitioniertes Projekt. Mit der Beschwörung zweiter Teil gelingt es ELUVEITIE problemlos, nicht nur musikalisch, sondern auch qualitativ voll und ganz an das erste Akustik-Werk mindestens anzuknüpfen. Unter dieser Prämisse darf man einem typischen Folk-Metal-Album, das die Band uns in den nächsten Jahren hoffentlich bescheren wird, mit der neuen Besetzung positiv gestimmt entgegenblicken.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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